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Eine wissenschaftliche Arbeit zu beenden und den letzten Punkt zu setzen, fallt viel- leicht schwerer, als mit ihr zu beginnen. Man ist geneigt, im Verlauf des Schreibens dem Theoriegebaude immer neue Erker, Verzierungen, Bogen hinzuzufugen, um immer wieder neue Details, Parallelen und Entdeckungen zu berucksichtigen und in das wachsende Gebaude des Textes einzufugen. Der stolze Bauherr gerat hier in Ge- fahr, mit seiner theoretischen Architektur gleichsam eine gotische Kathedrale zu er- richten, dessen unzahlige Ornamente und Reliefs oftmals dem Blick des Betrachters entzogen bleiben und allein dem Architekten eine arcane Freude bereiten. Um diese Gotik der Theorie zu vermeiden, habe ich versucht, in den folgenden sechs Kapiteln den Bauplan immer wieder sichtbar werden zu lassen, ohne jedoch den Be- trachter durch die banale Redundanz einer Reihenhaussiedlung zu langweilen. Die interessanten Details sollen jedem sichtbar sein, jedoch nicht um als Dekor zu die- nen, sondern als empirisches Fundament. Die systemtheoretische These, da die Literatur als soziales System aus einem Ge- mengelage sozialer Felder differenziert und in diesem Ausdifferenzierungsproze immer mehr Distinktion gegen andere Bereiche der Gesellschaft gewinnt, soll dieser Arbeit die Einheit eines Entwurfes geben; die Applikation dieser These auf das Ma- terial der historischen Semantik soll ihr ein Fundament verschaffen; die Uberprufung des Differenzierungsvorganges an so verschiedenen sozialen Systemen wie Moral, Asthetik oder Religion soll dabei nicht nur fur eine groeren Grad der Validierung, sondern auch fur Abwechslung sorgen.
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