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Wo stehen wir mit dem Alten Testament und unseren außerbiblischen Quellen denk- und wissenschaftsgeschichtlich? Die Frage, wie gedacht wird und wie dieses Denken typologisch und historisch einzuordnen ist, wird in unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen behandelt. Immer wieder gab und gibt es Versuche, unterschiedlichen Menschen, Gruppen, Kulturen und Zeiten verschiedene Denkstile zuzuschreiben. Auch für die Wissenschaft von den Kulturen des Alten Orients, die im Alten Testament eine Hauptquelle für die abendländische Denkgeschichte besitzt, ist die Frage unaufgebbar, ob sich Denkweisen kulturgebunden und kulturübergreifend typologisieren lassen. Ein neues Interesse an der denk- und wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung der altorientalischen Kulturen blüht in den letzten Jahren auf, und so ist auch die lange Zeit vernachlässigte Frage nach einem "Hebräischen Denken" im Kontext der Denk- und Wissenschaftsgeschichte des Alten Orients unter Einschluss Griechenlands neu zu stellen. In den hier vorliegenden Studien wird eine Form der Denk- und Wissenschaftsgeschichte des Alten Testaments präsentiert, die nach den alttestamentlichen Denkweisen im Kontext der altorientalischen Wissenskulturen fragt und an die Ideen- und Wissenschaftsgeschichte in anderen Disziplinen anschlussfähig ist. Jan Dietrichs Denk- und Wissenschaftsgeschichte des Alten Testaments klopft die alttestamentlichen Ideen, Traditionen, Konzepte und Vorstellungen auf die hinter ihnen liegenden Denkweisen ab und ordnet diese wissenschaftsgeschichtlich ein.
Ausgangspunkt für Judith Gärtners Studie ist die Beobachtung, dass die Psalmengruppe des ägyptischen Hallels (Ps 113-118) bereits in antiker Zeit als zusammengehörige literarische Einheit wahrgenommen worden ist und bis heute wie besonders am Sederabend des jüdischen Passahfestes rezitiert wird. Vor diesem Hintergrund zielt die Studie darauf, die gemeinsamen theologischen Themen der Psalmengruppe zu erheben und zu fragen, wie die Psalmengruppe literarhistorisch entstanden ist. Zentral ist die Frage nach JHWH als einzig wirkmächtigem Gott, die in den jeweiligen Psalmen konzeptionell unterschiedlich nuanciert und sowohl geschichtstheologisch als auch anthropologisch entfaltet wird. Gärtner kann zeigen, dass in der Dynamik der Ablauflesung von Ps 113 bis Ps 118 ein ausdifferenziertes monotheistisches Bekenntnis entsteht, so dass das ägyptische Hallel als ein kleines Kompendium später Psalmentheologie bezeichnet werden kann.
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