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Die Grenze zwischen Polen und Deutschland war seit dem 19. Jahrhundert ein umstrittenes Politikum. In der Weimarer Republik galt die im Versailler Vertrag gezogene neue Ostgrenze des Deutschen Reichs als «blutende Grenze». Nach dem Zweiten Weltkrieg zelebrierten die DDR und die Volksrepublik Polen an der «Oder-Neiße-Friedensgrenze» eine vordergründige Freundschaft. Dagegen gab es in der Bundesrepublik heftige Auseinandersetzungen um eine Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße. Aber erst der deutsch-polnische Grenzvertrag aus dem Jahr 1990 sowie die Osterweiterung der Europäischen Union trugen dazu bei, der Grenze allmählich ihren konfliktgeladenen und trennenden Charakter zu nehmen. Historiker, Politologen, Soziologen und Kulturwissenschaftler aus Deutschland und Polen analysieren die vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart geführten Debatten um die deutsch-polnische Grenze. Sie fragen nach dem Bedeutungswandel der Grenze zwischen Deutschen und Polen im Spannungsfeld von Nationalisierung und Europäisierung.
Dieser Band der Reihe «Colloquia Baltica» versammelt Beiträge zur Kultur und Geschichte der Völker am Finnischen Meerbusen, die aus einer Tagung im November 2004 hervorgegangen sind. Autorinnen und Autoren aus Deutschland und Estland beschäftigen sich in ihren Texten mit der Hanse, dem Schwedischen Großreich, den Wanderungsbewegungen der Deutschen, der Auseinandersetzung zwischen der estnischen und der deutschen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg sowie der Osterweiterung der EU. Abgerundet wird der Band mit einem Artikel über Geschichte und Vermächtnis der Stadt Narva an der estnisch-russischen Grenze. Gerade für das Verständnis der gern so genannten «Osterweiterung» Europas ¿ als ob Europa zuvor an der Elbe aufgehört habe ¿ sind historische Grundlagen wichtig. Dieser Band liefert eine Orientierungshilfe für all diejenigen, die sich für die Region des Finnischen Meerbusens interessieren, in der sich auf besondere Weise historische Entwicklungslinien gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gekreuzt haben.
«Die belebten, die erlebten, die uns mitwissenden Dinge gehen zur Neige und können nicht mehr ersetzt werden», schreibt Rilke dem Polen Witold Hulewicz, «wir sind vielleicht die letzten, die noch solche Dinge gekannt haben. Auf uns ruht die Verantwortung, nicht allein ihr Andenken zu bewahren ¿ das wäre wenig und unzuverlässig ¿ sondern ihren humanen und larischen Wert.» Pommern und die Kaschubei sind zwei jener wunden Territorien, deren Bewohner, die alten und die zugesiedelten, sie neu und wieder entdecken. Die Zwang und Vorurteil überwanden, erkunden das Gedächtnis ihrer alten und neuen Heimat und nehmen es in ihr Leben. Für sie und für alle, denen östliche Landschaften mehr sind als vergilbende Erinnerung, sammelt Pommern wie Pomorze. Orte, Texte und Zeichen diesseits und jenseits einer Grenze, die uns nun eint statt trennt.
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