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Beethoven berichtete einst, dass er seine letzten drei Klaviersonaten (op. 109, 110, 111) in den Jahren 1820 bis 1822 in einem Zuge niedergeschrieben habe. Tatsächlich bilden sie eine innerlich zusammengehörige Gruppe. Seine allerletzte Sonate Nr. 32 op. 111 in c-moll widmete Beethoven seinem Förderer, Erzherzog Rudolph von Österreich. Ihm hatte der Komponist kurz zuvor auch seine berühmte "Missa Solemnis" zugeeignet. Tatsächlich wird Beethovens letzte Sonate von Fachleuten als der große, abschließende Höhepunkt seines Klaviersonatenschaffens angesehen. Ihre ungewöhnliche, zweisätzige Anlage vereint Größe und Einfachheit. Diese sorgfältig edierte Henle-Urtextausgabe bietet eine solide Basis, sich mit einer der schwierigsten Klaviersonaten Beethovens auseinanderzusetzen.
In den Sammlungen "Impromptus" und "Moments musicaux" zeigt Franz Schubert am Ende seines kurzen Lebens auf beeindruckende Weise, wie die lyrisch-liedhafte Form auf dem Klavier wiedergegeben werden kann. Das Impromptu in As-dur op. 90 Nr. 4 zählt dabei zu den populärsten Stücken der gesamten Klavierliteratur. Der Spieler dieser Urtextausgabe kann in abwärts perlenden Arpeggien schwelgen und sich an der Ausdrucksstärke des lyrisch-expressiven cis-moll-Trios erfreuen.
Dieses erste der großen Klavierwerke Debussys erschien 1901. Der langsame Mittelsatz des dreisätzigen Werkes war bereits 1894 entstanden. Diese gravitätische Sarabande im alten Stil war 1896 in ihrer ersten Fassung als Zeitungsbeilage erschienen (für diese Frühfassung siehe HN 846, Images 1894) und wurde für Pour le piano noch einmal leicht überarbeitet. Die Sarabande wurde schnell beliebt und später von Ravel orchestriert. Der erste Satz, Prélude, beschwört javanische Musik herauf und lässt Gongs anklingen, die motorische Toccata schließlich musste bereits bei der Uraufführung durch den brillanten Ricardo Viñes wiederholt werden.
Mit den drei Sätzen Pagodes, La soirée dans Grenade (Ein Abend in Granada) und Jardins sous la pluie (Gärten im Regen) lässt Debussy im Zyklus Estampes in Bildern eine poetische Welt aus Landschaften und fernen Ländern entstehen. Er komponierte die Stücke im Sommer 1903 während eines Aufenthalts in Bichain im nördlichen Burgund. Von dort bekräftigt er in einem Brief: "Wenn man sich Reisen nicht leisten kann, muss man sie durch Fantasie ersetzen." Im virtuosen Schlusssatz knüpft er an seine zukunftsweisenden Images aus dem Jahr 1894 (HN 846) an.
"Haben Sie einmal die Images gespielt ...? Ich glaube - ohne falsche Eitelkeit - dass diese drei Stücke sich gut machen und ihren Platz in der Klavierliteratur einnehmen werden ... zur Linken Schumanns oder zur Rechten Chopins ... as you like it." So Debussys briefliche Äußerung (1905) gegenüber seinem Verleger und Freund Jacques Durand. Debussys Prophezeiung sollte sich bewahrheiten. Die Stücke sind zum festen Bestandteil des Klavierrepertoires geworden. Übrigens: Zum langsamen Satz Hommage à Rameau ließ sich der Neuerer Debussy, durchaus traditionsbewusst, von einer Aufführung von Castor et Pollux inspirieren, die ihn 1903 begeistert hatte.
Der dreisätzige Zyklus, Ende 1907 komponiert und Anfang 1908 erschienen, bringt eine auffällige Neuerung. Debussy notiert den hochdifferenzierten und bis in die extremen Lagen aufgefächerten Klaviersatz durchgehend auf drei Systemen. Der erste Satz (Cloches à travers les feuilles) mag an ein Totengeläut erinnern, der zweite (Et la lune descend sur le temple qui fut) ein fernes Indien oder auch China beschwören; zu dem dritten (Poissons d'or) wurde Debussy durch eine Lackarbeit mit Goldfischen inspiriert, die in seinem Arbeitszimmer hing. Der Widmungsträger des dritten Satzes, Ricardo Viñes, brachte den Zyklus zur Uraufführung.
Fanny Hensel, die Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys, komponierte ihr Leben lang. Zunächst veröffentlichte sie ihre Lieder und Klavierwerke im Namen ihres bekannten Bruders, bald aber auch unter ihrem eignen Namen. In einem Tagebucheintrag heißt es: "Ich kann wohl nicht leugnen, dass die Freude an der Herausgabe meiner Musik auch meine gute Stimmung erhöht." Glücklicherweise gewährte Fanny Hensels Urenkelin Fanny Kistner-Hensel dem G. Henle Verlag den Zugang zu einer bisher unveröffentlichten Auswahl von elf Klavierstücken und edierte diese nach den Autographen selbst. Auf frühe, klavierpädagogisch ausgerichtete Stücke folgen in chronologischer Reihenfolge persönlicher gehaltene Charakterstückewie etwa das Notturno in g-moll und "Abschied von Rom", die ab Mitte der 1830er-Jahre entstanden.
Clara Wieck-Schumann (1819-1896), ab 1840 Ehefrau Robert Schumanns, war eine faszinierende künstlerische Persönlichkeit - als Pianistin wie als Komponistin. Ihre legendäre Virtuosität ist zwar für immer verklungen, aber ihre Werke leben. Schon im Kindesalter begann Clara zu komponieren: ihr Opus 1 (von insgesamt 23 Opera) erschien im Druck als sie gerade einmal 11 Jahre alt wurde. Der vorliegende Band vereinigt querschnittartig einige ihrer wertvollsten Klavierstücke, einschließlich einer bislang unveröffentlichten, sehr lohnenden "Romanze".
Diese düster-tragische Sonate in a-moll, komponiert 1778 in Paris, wird gerne in Zusammenhang mit dem Tod der Mutter Mozarts (3. Juli 1778) gebracht. Auszuschließen ist das natürlich nicht, es existiert jedoch nicht ein einziger konkreter authentischer Hinweis darauf. Molltonalität als kompositorische Umsetzung persönlicher Schmerzerfahrung - diese Art Interpretation greift dann doch erheblich zu kurz. Viel zu facettenreich ist Mozarts Kunst, als dass sie derart eindimensional biografisch zu fixieren wäre. Die einzig verbindliche Quelle für die Urtextedition dieser gleichermaßen vielgeliebten wie vielgespielten Sonate ist Mozarts (zum Teil schwer zu entzifferndes) Autograph, denn die um 1781 erschienene Erstausgabe (zusammen mit KV 309 und 311) steckt voller Fehler. Weitere Informationen
Die Klavierzyklen und großen Einzelstücke Debussys sind in unserem Verlagsverzeichnis jeweils als einzelne Ausgaben gelistet. Weitere zwölf zumeist kürzere Stücke wurden in diesem kleinen Sammelband zusammengeführt. Die Ausgabe enthält Beispiele aus allen Schaffensperioden des Komponisten - vom Danse bohémienne des 18-Jährigen über das anspruchsvolle und dichte D'un cahier d'esquisses (Aus einem Skizzenheft) bis hin zur 1916 erschienenen Élégie. Der Band bietet einen ersten und für den Spieler nicht zu schwierigen Zugang zum Klavierwerk Debussys, enthält aber auch Stücke für Fortgeschrittene und sei somit nicht zuletzt Klavierpädagogen ans Herz gelegt.
Chopins Klavierkonzerte entstanden um 1829/1830 und bilden damit gewissermaßen den Schluss- und Höhepunkt seiner Warschauer Studienjahre. Beide Konzerte sind frühe Meisterwerke, mit denen Chopin auf seinen ersten Konzertreisen im Ausland große Erfolge feierte. Bis heute ist die Popularität dieser Klavierkonzerte ungebrochen. Das zuerst komponierte f-moll-Konzert erschien erst 1836, zu einer Zeit als Chopin in Paris bereits fest etabliert war. Die Quellenlage ist im Vergleich zum e-moll-Konzert reichhaltig: Neben Erstausgaben und Schülerexemplaren kann sich die Edition auf ein sogenanntes Halbautograph stützen, in dem die Orchesterstimmen von einer unbekannten Kopistenhand stammen, der Klaviersolopart aber vom Komponisten selbst. Und auch der Klavierauszug basiert auf zeitgenössischen Quellen. Eine Edition also, die Urtext auf höchstem Niveau bietet.
1884 komponierte Grieg aus Anlass des 200. Geburtstags des in Norwegen sehr bekannten Dichters Ludvig Holberg eine Suite im barocken Stil. Als Rückgriff auf die Zeit Holbergs sind darin Tänze und Formtypen der Barockmusik - Präludium, Sarabande, Gavotte, Air und Rigaudon - enthalten, die aber mit der Melodik und Harmonik des 19. Jahrhunderts und dem charakteristischen Kompositionsstil Griegs kombiniert werden. So erreicht die Musik jene reizvolle Mischung, die das Stück so populär werden ließ. Auch wenn die Streichorchesterversion heute bekannter ist, hatte Grieg das Werk zuerst für Klavier komponiert. Der für diese Urtextausgabe erstellte Fingersatz hilft, den dichten und häufig polyphonen Klaviersatz zu erschließen.
Ludwig van Beethoven eroberte sich die Musikstadt Wien als Pianist - und er hat für sein Instrument, das Klavier, herausragende Werke geschaffen. Dazu zählen auch seine fünf Klavierkonzerte. Das Konzert Nr. 1 in C-dur op. 15 fand sogleich große Beachtung. Die breite Anlage, die große Orchesterbesetzung sowie der kraftvoll-brillante Solopart bedeuten eine klare Weiterentwicklung dieser Gattung nach Mozart. Diese Studien-Edition liefert den Text der Beethoven-Gesamtausgabe im handlichen Format und wird durch ein ausführliches Vorwort zur komplexen Entstehungsgeschichte und Quellenlage ergänzt. Die Edition korrigiert zahlreiche Fehler und Irrtümer, die in früheren Notenausgaben zu finden waren. "Hans-Werner Küthen gibt diesen Meisterwerken die Ausgaben, die sie verdienen ..." lobt die Fachpresse.
In einem Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren komponierte Ludwig van Beethoven seine fünf großen Klavierkonzerte. Das zweite Konzert in B-dur liegt hier im Klavierauszug vor. Die Ausgabe in gewohnter Urtext-Qualität ist für den praktischen Gebrauch eingerichtet und basiert auf der Beethoven-Gesamtausgabe. Als Vorlage diente das Autograph Beethovens. Eine erste Version dieses Konzerts schrieb er vermutlich bereits 1786-92 nieder, so dass es noch vor dem Klavierkonzert Nr. 1 entstanden, aber erst wenige Monate nach diesem im Dezember 1801 veröffentlicht wurde. Immer wieder nahm Beethoven, der das B-dur-Konzert auf seinen Konzertreisen regelmässig vortrug, Änderungen an dem Werk vor. Diese Eingriffe haben reizvolle Spuren hinterlassen, auf die der Herausgeber - der Beethovenforscher Hans-Werner Küthen - in seinem Vorwort sowie dem anschließenden Kapitel "Zur Edition" ausführlich eingeht.
Dieser Band versammelt, chronologisch angeordnet, eine Auswahl zweihändiger Klavierstücke, die Schubert zwar als "kleinere" Gelegenheitswerke schuf, die aber durchaus einen wichtigen Teil von Schuberts Gesamtwerk ausmachen und oft mit kühner Harmonik glänzen. Der Urtextband umfasst Kompositionen aus seiner Jugend bis kurz vor Schuberts Tod umfasst. Die ausgewählten Stücke sind, was ihre Schwierigkeit betrifft, breit gestreut (Schwierigkeitsgrad 3 bis 7) und bieten deshalb dem Fortgeschrittenen viele Möglichkeiten, sich Schuberts Klavierwerk zu nähern, und dem weniger Fortgeschrittenen einen guten Einstieg und lohnende Herausforderungen.
Domenico Scarlatti gilt heute als einer der großen Klavierkomponisten der Musikgeschichte und als der erste Virtuose am Klavier überhaupt. Diese Auswahl enthält 24 Sonaten aus verschiedenen Schaffensperioden und bietet somit einen Überblick über den Variantenreichtum des Italieners, der am spanischen Hof wirkte. Mit charakteristischen Themen, liedhaft natürlichen Melodien und tänzerischen Bewegungsfiguren überwindet Scarlatti alle barocke Schwere. Das spieltechnische Moment ist bei seinen einsätzigen Sonaten formbildend. Zum ersten Mal in der Geschichte der Klaviermusik muss der Spieler hier weite Sprünge und Kreuzungen der Hände bewältigen. Das Vorwort des renommierten Pianisten Bengt Johnsson gibt Auskunft über Scarlattis Werdegang und die verschiedenen Quellen, auf denen diese Ausgabe basiert. Einige Sonaten erscheinen hier erstmals im Druck. Als zusätzliches Bonbon ist eine Vorrede im Original abgebildet, die 1738 einer Notenausgabe von 30 Klaviersonaten Scarlattis vorangestellt war. Sie ist für das Verständnis von Scarlattis Klaviermusik sehr aufschlussreich.
Der Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger (1767 - 1852) erfand Ende des 18. Jahrhunderts die "Klappentrompete", um die eingestrichene Oktave für die Trompete chromatisch, also in Halbtonschritten, spielbar zu machen. Und so komponierte Joseph Haydn im Jahre 1796 eigens für Weidinger das Trompetenkonzert Es-dur Hob. VIIe:1, das heute zu den wichtigen Standardwerken seiner Gattung zählt. Zeitgenossen beschrieben den Ton der Klappentrompete als weich und zart. Vielleicht hat Haydn deshalb in diesem Konzert mehr Wert auf lyrische Themen als auf strahlende Brillanz gelegt. Für heutige Aufführungen dürfte daher eine B-Trompete oder gar ein Flügelhorn eine bessere Wahl sein als eine Es-Trompete. Der Notentext der Edition basiert auf der ebenfalls im G. Henle Verlag erschienenen Haydn-Gesamtausgabe.
Max Regers Bachrezeption beschränkte sich nicht auf die Orgel und das Orchester. Wie Bach wollte Reger Sonaten und Suiten für ein Streichinstrument solo verfassen, die nicht bloße Übungsstücke, sondern ein kompositorisches Kompendium darstellen. Die drei Suiten für Viola solo op. 131d zählen dazu. Reger veröffentlichte sie in seinen letzten Lebensjahren 1914/1915 zusammen mit Sechs Präludien und Fugen für Violine solo, Drei Duos im alten Stil für zwei Violinen sowie Drei Suiten für Violoncello solo und fasste alle Werke mit der Opuszahl 131 zusammen. Die vorliegende Urtextausgabe der Suiten für Viola solo op. 131d basiert auf dem Erstdruck von 1916, der auf Grundlage des mittlerweile verschollenen Manuskriptes erstellt wurde. Der Herausgeber erläutert mittels Vorwort und Kritischem Bericht alle Abweichungen dieser Ausgabe vom Erstdruck.
"Seine Claviersachen sind unvergleichlich, und den Kennern des Claviers fast unentbehrlich" urteilt der Musiktheoretiker Johann Anton Scheibe im Jahre 1743 über die Klaviermusik Georg Friedrich Händels. Mittels der zweiten, gedruckten Sammlung von Klaviersuiten und Einzelstücken des großen Barockmeisters aus dem Jahre 1733 kann sich der interessierte Pianist ein farbenreiches Bild davon machen. Unter den mit "Sonate", "Suite", "Prélude" oder "Chaconne" betitelten Stücken HWV 434-442 befindet sich die bekannte "Chaconne G-dur" mit 21 Variationen, die auch heute noch in den Konzertsälen lebendig ist. Außerdem entdeckt der Spieler hier die "Aria" mit fünf anmutig verspielten Variationen, die Johannes Brahms mit einer eigenen Variationsreihe berühmt gemacht hat. Da die Sammlung in London und Amsterdam seinerzeit ohne Händels Zustimmung auf den Markt kam und sich viele Fehler in die Drucke einschlichen, ist eine fundierte Urtextausgabe unerlässlich. Klaus Schildes zurückhaltender Fingersatz hilft über so manche Klippe hinweg und zeigt überraschende Perspektiven auf.
Wie im Falle des "Forellen"-Quintetts (D 667), der "Wanderer"-Fantasie (D 760) und seines Streichquartetts "Der Tod und das Mädchen" (D 810) verwendete Franz Schubert auch in den Flöten-Variationen über "Trockne Blumen" (D 802) eines seiner Lieder als thematische Grundlage einer Instrumentalkomposition. "Trockne Blumen" ist das achtzehnte Lied im Zyklus "Die schöne Müllerin" (D 795) - komponiert im Herbst 1823. Im Januar 1824, noch bevor alle Müller-Lieder veröffentlicht waren (Sommer 1824), entstanden Thema und Variationen e-moll für Flöte und Klavier, denen Schubert eine gewichtige Introduktion voranstellte. Das Werk blieb Schuberts einzige und einzigartige Virtuosenkomposition für Flötisten. Unerhört schwer zu blasen und übrigens auch zum Teil äußert heikel auf dem Klavier zu "begleiten". Schuberts vielfach eigenhändig überarbeitete Handschrift ist die einzig verbindliche Quellengrundlage für den Urtext, denn sein Autograph diente nachweislich als Stichvorlage für den postum veröffentlichten Erstdruck. Eine der Variationen strich er komplett wieder aus - die Henle-Urtextausgabe gibt sie, mehr zu Informationszwecken als zur Aufführung gedacht, im Anhang wieder.
Domenico Scarlatti gilt heute als einer der großen Klavierkomponisten der Musikgeschichte und als der erste Virtuose am Klavier überhaupt. Wie bereits die ersten beiden Bände (HN 395, 451) mit ausgewählten Klaviersonaten Domenico Scarlattis enthält auch dieser dritte Band 24 Sonaten aus den verschiedenen Schaffensperioden des Meisters. Er bietet damit einen Überblick über den Variantenreichtum des Italieners, der am spanischen Hof wirkte. Mit charakteristischen Themen, liedhaft natürlichen Melodien und tänzerischen Bewegungsfiguren überwindet Scarlatti alle barocke Schwere. Das spieltechnische Moment ist bei seinen einsätzigen Sonaten formbildend. Zum ersten Mal in der Geschichte der Klaviermusik muss der Spieler hier weite Sprünge und Kreuzungen der Hände bewältigen. Das Vorwort des renommierten Pianisten Bengt Johnsson gibt Auskunft über Scarlattis Werdegang und die verschiedenen Quellen, auf denen diese Ausgabe basiert. Als zusätzliches Bonbon ist eine Vorrede im Original abgebildet, die 1738 einer Notenausgabe von 30 Klaviersonaten Scarlattis vorangestellt war. Sie ist für das Verständnis von Scarlattis Klaviermusik sehr aufschlussreich.
In seinen Sammlungen von Impromptus und Moments musicaux zeigt Franz Schubert am Ende seines Lebens auf beeindruckende Weise, wie die lyrisch-liedhafte Form auf dem Klavier wiedergegeben werden kann. Schuberts populäre "Impromptus" op. 90 etwa weisen bei aller Einfachheit die Endgültigkeit vollendeter Kunstwerke auf und zählen zu den beliebtesten Werken der romantischen Klaviermusik überhaupt. Die dritte Nummer aus Op. 90, das Andante in Ges-dur, ist eine geheimnisvolle Träumerei im Pianissimo. Eine ruhige Melodie schwebt über einer raunenden Begleitung von Achteltriolen, während die Harmonien sehr behutsam wechseln. Diese Urtextausgabe liefert das Werk als Einzelausgabe in der originalen Tonart. In anderen Ausgaben wird es zur leichteren Spielbarkeit oft nach G-dur transponiert, was jedoch das gedämpfte Kolorit dieses Stückes abschwächt.
Die Komposition der beiden Balladen, entstanden 1845-49 und 1853, fiel für Liszt in eine Zeit des Umbruchs. Der erfolgreiche Virtuose verstand sich zunehmend als um formale Klarheit bemühter Komponist, wie die h-moll-Sonate, ebenfalls von 1853, beweist. Als Liszt die Arbeit an der 1. Ballade aufnahm, hatte er sich gerade von seiner langjährigen Lebensgefährtin, der Gräfin Marie d'Agoult, getrennt. Dernières Illusions nannte er die ersten Skizzen zu dem Werk. Bekannter ist die 2. Ballade in h-moll, mit deren Schluss er kämpfte (die beiden nach Liszts Autographen erstveröffentlichten Fortissimo-Schlüsse befinden sich im Anhang unserer Ausgabe).
Franck komponierte fast alle bedeutenden Werke in seinen späten Jahren. Der vorliegende, etwa zwanzigminütige Zyklus aus dem Jahre 1884 ist sein bekanntestes Klavierwerk und wird bis heute immer wieder auf den Konzertpodien gespielt. Franck war selbst ein sehr guter Pianist. Seine musikalischen Wurzeln jedoch gründen in der der Orgelmusik, die ihm Inspirationsquelle auch fürs Klavier war.
Das kammermusikalische Zusammenwirken von Mandoline und Klavier hat besondere klangliche Reize: der silbrige Ton der Mandoline mischt sich auf eine ganz eigene Weise mit dem des damals üblichen Hammerklaviers. Dies hat besonders in der Zeit um 1800 Komponisten wie Beethoven oder auch Hummel dazu angeregt, für diese außergewöhnliche Besetzung zu komponieren. Während seines Aufenthaltes in Prag 1796 komponierte Beethoven mehrere Stücke in dieser Besetzung für die Gräfin Josephine von Clary-Aldringen, die Mandoline spielte. Facettenreich präsentieren sich hier Lieblichkeit und spielerischer Witz. Da Beethoven keinerlei mandolinen-spezifische Wendungen gebraucht, sind die Werke ohne Weiteres auch auf der Violine spielbar. Denn Beethoven schrieb sie für ein Saiteninstrument mit der Stimmung g - d - a' - e''. Die Henle-Urtextausgabe der Beethoven'schen Werke für Mandoline und Klavier bietet den Notentext der Beethoven-Gesamtausgabe. Mehr zu dieser Ausgabe im Henle-Blog.
"Sie -- ein Mann -- haben diese Lieder doch empfunden, wie sie kaum das geweihteste weibliche Herz nachempfinden kann!" schrieb ein Verehrer an Robert Schumann über dessen Liederzyklus Frauenliebe und Leben. Dieses Einfühlungsvermögen in den hochromantischen Tonfall der Gedichte von Adelbert von Chamisso mag auch auf die Entstehungsumstände des Liederzyklus' op. 42 zurückzuführen sein, wurde er doch in einem der glücklichsten Lebensabschnitte Schumanns -- kurz vor seiner Vermählung mit Clara Wieck -- komponiert. Seit seiner Erstveröffentlichung erfreut sich Frauenliebe und Leben anhaltend größter Beliebtheit bei Sängerinnen wie Sängern und erscheint nun erstmals als Urtextausgabe bei Henle. Dabei ist die Ausgabe für Männer- und Frauenstimmen mittlerer Stimmlage (Mezzo/Bariton) gleichermaßen geeignet.?
Nachdem 2015 unser Faksimile der h-moll-Sonate revidiert erschien (HN 3227), legen wir nun auch die entsprechende Henle-Urtextausgabe neu durchgesehen vor. Mithilfe der brillanten Faksimilereproduktion konnte jetzt das Autograph an einigen Stellen zuverlässiger ausgewertet werden; zudem konsultierte der Herausgeber Ernst Herttrich nicht nur die Erstausgabe, sondern auch das Exemplar eines Liszt-Schülers, in das der Komponist eigenhändig Eintragungen vornahm. Clara Schumann reagierte auf die Zusendung der Sonate durch Liszt mit Unverständnis: "Das ist nur noch blinder Lärm - kein gesunder Gedanke mehr, alles verwirrt". Heute empfinden wir das anders. Unsere Neuausgabe dieses zentralen Werks der Klavierliteratur wird zusätzlich aufgewertet durch die raffinierten Fingersatzvorschläge des Klaviertitanen Marc-André Hamelin.
"Opuszahl is nich" ließ Brahms seinen verwunderten Verleger wissen, dem er 1869 seine Ungarischen Tänze zum Druck anbot. Er legte großen Wert auf die Feststellung, er habe lediglich populäre ungarische Melodien "gesetzt", nicht aber im eigentlichen Sinn neue Werke komponiert. So richtig diese Einschränkung ist - dem Erfolg der Stücke tat sie keinen Abbruch. Die Ungarischen Tänze zählen heute zweifellos zum Bekanntesten aus Brahms' Feder. Die originale Fassung der Tänze 1-10 für Klavier zu vier Händen arrangierte Brahms selbst für Klavier zu zwei Händen. Diese wirkungsvollen Konzertstücke legen wir nun revidiert nach dem Text der neuen Brahms-Gesamtausgabe vor. Rolf Koenen bietet mit seinem Fingersatz die optimale Hilfestellung zur Bewältigung des komplexen Klaviersatzes.
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