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Die Theorie der Prosa wird aus dem Konzept der basalen Selbstreferentialität des poetischen Textes entwickelt. Gegenstand ist ein Korpus avancierter Prosatexte, die die Eigenschaft aufweisen, umfangreich sowie komplex zu sein und einer verdichteten wilden Semiose zu folgen (Zettel's Traum, Schattenfroh, Finnegans Wake etc.). Die Frage nach ihrer ästhetischen Charakteristik führt zu einer Reflexion über die Grundbegriffe der Literaturwissenschaft.
Die Theorie des wilden Übersetzens, die dieses Buch entwickelt, beschreibt Verfahren des Übersetzens, die als generativer Mechanismus zur Produktion eigenständiger literarischer Texte eingesetzt werden. In diesem Umgang mit Übersetzung liegt ein gezielter Verstoß gegen die konventionellen Übersetzungsnormen, insofern sich das literarische Verfahren, das dabei zum Einsatz kommt, von der Bedeutung der fremdsprachigen Wörter löst. Das wilde Übersetzen orientiert sich stattdessen an den Zeichenträgern des fremden Sprachmaterials. Die theoretischen Überlegungen werden ergänzt durch zwei Lektüren, welche die Emergenz dieser Konstellation in zwei unterschiedlichen literaturgeschichtlichen Kontexten in Johann Fischarts Geschichtklitterung (1575) und in Arno Schmidts Zettel's Traum (1970) nachzeichnen. Über den Nachweis der Verfahren selbst und die Rekonstruktion ihrer jeweiligen Funktionsweise hinaus rekonstruiert diese Studie die poetologischen Reflexionen, die in beiden Texten zur Explikation des Verfahrens angestellt werden. Die Lektüren zeigen, dass das wilde Übersetzen nicht nur die formale Gestalt der Texte bestimmt, sondern auch Konsequenzen für deren inhaltliche Interpretation mit sich bringt.
Michael Lentz' opus magnum "Schattenfroh" ist eine Zumutung: Umfang und Komplexität stellen der Lektüre immense Hindernisse in den Weg. Aber zugleich erhebt der Text den Anspruch, eine umfassende literarische Enzyklopädie zu sein. Er stellt sich in die Reihe der großen Avantgardetexte seit Moderne. Der vorliegende Band sondiert erste Zugänge und unternimmt Versuche, Lektürewege in die äußerst dichte Textur dieser Prosa zu bahnen.
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