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Spätestens seit den 1990-er Jahren erscheint der Begriff Beteiligung in diversen gesellschaftlichen Bereichen als allgemein anerkannter Imperativ, der von unterschiedlichen Akteur*innen als Allheilmittel angepriesen wird. Doch wenn Beteiligung proklamiert wird, bedeutet das mitnichten eine Garantie für gesellschaftliche Teilhabe. Mit Hilfe einer dispositivanalytischen Untersuchung von top-down Beteiligungsmaßnahmen in der Berliner Quartiersentwicklung zeigt Magdalena Otto, wie der Begriff Beteiligung verschiedenartig anschlussfähig ist und dadurch eine kaum hinterfragte Legitimationskraft ausstrahlt. Im Zentrum der hier entwickelten Theorie über den Beteiligungsimperativ steht die Rekonstruktion von vier idealtypisch zu verstehenden Deutungsmustern zur Legitimation von Beteiligungsmaßnahmen sowie ihre intendierten und unbeabsichtigten Folgen. Der konstatierte Beteiligungsimperativ zeigt sich dabei als eine auf Aktivierung setzende, neoliberale Gouvernementalität in Reaktion auf städtische Segregations- und Marginalisierungsprozesse, die Krise des Kommunalstaats und damit einhergehende veränderte Steuerungserfordernisse für Regierungshandeln.
Inga Truschkat analysiert auf der Basis eines Kompetenzdiskurses Bewerbungsgespräche, um zu erklären, inwieweit mit dem Phänomen Kompetenz neue Rationalitäten sozialer Differenzierung einhergehen. Sie zeigt zwei Ausprägungen eines Kompetenzdispositivs auf, die als disziplinarisches und als sicherheitstechnologisches Kompetenzdispositiv unterschieden werden können. Während sich im ersten Fall Kompetenz als ein optimales Modell, als eine feststehende Norm darstellt, bei der habituelle Passungskriterien eine zentrale Rolle spielen, zeichnet sich im zweiten Fall Kompetenz als eine bestmögliche und flexible Anpassung an die Erfordernisse des modernen Arbeitsmarkts ab.
Andreas Wagenknecht zeigt empirisch auf, dass mit der Filmtheorie der letzten ca. 100 Jahre eine diskursive Verhandlung des Automobils einhergeht. Die detaillierte Darstellung verdeutlicht, wie sich dieser Automobildiskurs ausgehend von der Thematisierung des Automobils in der Frühphase des filmtheoretischen Denkens ausgeformt hat. Der Autor veranschaulicht, auf welche Art und Weise er sich in wiederkehrenden Formen in den unterschiedlichsten Phasen der Filmtheorie ausgebildet und fortgeschrieben hat. Im methodischen Teil wird demonstriert, wie sich eine medien- und filmwissenschaftliche Fragestellung unter Zuzug sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschungslogiken (Diskursanalyse, Grounded Theory) adäquat bearbeiten lässt.
älterer Menschen tra- parent. Es wird von einer eindeutigen Dominanz des familialen Hilfesystems in
Mit der Einführung von Gender Mainstreaming boomt in Deutschland ein professioneller ¿Gender-Markt¿ mit ¿Gender-Trainings¿. Die empirische Studie präsentiert die in Deutschland erste Typisierung des sich neu konstituierenden Marktsegments genderorientierter Weiterbildung. Aus diskursanalytischer Perspektive wird die ¿Reise durch die öffentliche Kultur¿ des Konzepts ¿Gender¿ an der Schnittstelle von Markt und sozialer Bewegung nachgezeichnet. Die Dissertation nutzt poststrukturalistische Erkenntnisse für die Analyse konkreter Beratungspraxis. Sie leistet einen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung um Professionalisierung und Kompetenz und bietet ein Analyseinstrumentarium für eine zukunftsfähige Gleichstellungspolitik.
Der amerikanische Familiendiskurs hat sich als Folge der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Massachusetts Ende November 2003 erneut manifestiert. Verstanden als ein sich im permanenten Fluss befindlicher Prozess des Aus- und Verhandelns von Institutionen, spiegelt der Diskurs - in der vorliegenden Arbeit diskursanalytisch konstruiert und als Diskursausschnitt betrachtet - einen Kampf um Deutungshoheiten wider, der nicht nur die Frage der vermeintlich richtigen sexuellen Konstellationder Institution Ehe betrifft, sondern auch das die amerikanische Gesellschaft tragende kulturelle Selbstverständnis berührt. Über die Identifikation konkurrierender Legitimationsebenen zur Bestimmungvon Wirklichkeit offenbart sich der amerikanische Kulturkampf, der an der Frage des "wahren" und "richtigen" Bezugspunktes menschlichen Handelns entbrennt.
Verschiedenste Personen und Institutionen haben durch ihre Unterstützung die vorliegende Untersuchung ermöglicht: die TU München durch ein Promotio- stipendium, Prof. Dr. Karl-Werner Brand durch seine ermutigende Betreuung, die Befragten durch ihre Auskunftsbereitschaft, die Angestellten in den v- schiedenen Organisationen durch ihre Hilfe bei der Recherche, die Freundinnen und Freunde in Deutschland und Frankreich auf ihre je individuelle Weise, - gelika Poferl durch Aufmunterung und Kritik. Ihnen allen danke ich herzlich. Gewidmet ist die Arbeit meinen Eltern, Angelika und ¿ vor allen ¿ der kiche- den Marlene Sarah. Einleitung ¿Wie man den Menschen in der Vergangenheit ethische Grundregeln und den - griff der körperlichen Reinlichkeit beibringen mußte, so ist jetzt der Moment - kommen, wo man ihn zur Mülldisziplin erziehen muß¿ (aus einem Leserbrief an den Spiegel, 13. 12. 1971). In der vorliegenden Untersuchung wird im Rückgriff auf einen diskursanalytischen Ansatz die öffentliche Diskussion über das ¿Hausmüllproblem¿ in der Bundesre- blik Deutschland und in Frankreich im Zeitraum von 1970 ¿ 1995 vergleichend analysiert. Die Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert. Das erste Kapitel stellt den theoretischen Bezugsrahmen der Untersuchung vor. Dabei wird die Bedeutung und Entwicklung der Praxis des industriegesellschaftlichen Umgangs mit Abfällen diskutiert. Die öffentlichen Auseinandersetzungen über den ¿angemessenen¿ - gang mit Abfällen werden in einer Theorie der Institutionalisierung ökologischer Kommunikation verortet. Daran anschließend wird im zweiten Kapitel die disku- analytische Perspektive der Arbeit entwickelt. Der konzeptuelle Rahmen und das konkrete methodische Vorgehen werden erläutert.
Das Buch legt die Theorie und Methode für die Analyse des lebensstilsbezogenen Sinns kultureller Genres vor. Die Kultursoziologie von Pierre Bourdieu wird aus diskurstheoretischer Sicht kritisiert: Bourdieus ¿Analyse des Sprechens¿ gesteht der diskursiven Praxis keine Eigengesetzlichkeit in der sozialen Konstruktion lebensstilbezogener Wertigkeiten kultureller Genres zu. Insbesondere die Diskurstheorie von Michel Foucault kann dieses Defizit ausgleichen. Sie wird in der vorliegenden Untersuchung an die Bourdieusche Theorie vermittelt, um für eine diskurstheoretisch fundierte Sozialstrukturanalyse einen empirischen kultursoziologischen Ansatz zu entwickeln. Dafür wird eine diskurstheoretische Methodologie vorgelegt. Anhand einer vergleichenden Diskursanalyse zweier zeitgenössischer Musikwelten wird die Anwendbarkeit des diskurstheoretischen Ansatzes für die kultursoziologische Forschung demonstriert.
Die Wissenssoziologische Diskursanalyse (WDA) verbindet theoretische Grundlegungen der wissenssoziologischen Tradition von Peter Berger und Thomas Luckmann mit Diskursperspektiven von Michel Foucault. Sie zielt auf die Diskursanalyse gesellschaftlicher Wissensverhältnisse sowie Wissenspolitiken und deren Folgen. Dieser Band präsentiert methodologische Reflexionen, methodische Vorgehensweisen, exemplarische Anwendungen und Kombinationen der WDA mit anderen sozialwissenschaftlichen Perspektiven aus unterschiedlichen disziplinären Kontexten.
1. 1 Fall und Problemstellung Die chinesische Community in Bukarest ist eine relativ unbekannte Migrant- gruppe in Osteuropa. Sie besteht vorwiegend aus Einzelhändlern, die seit 1989 aus unterschiedlichen Provinzen der Volksrepublik China nach Rumänien - men. Sie leben zum Großteil im Bukarester Stadtteil Colentina, in dem sich ein Marktareal befindet, auf dem viele von ihnen in China produzierte Textilien verkaufen. Andere chinesische Immigranten leben bereits seit mehr als zehn Jahren als erfolgreiche Geschäftsleute im Stadtzentrum oder in den Vill- gebieten an der Peripherie von Bukarest. Die chinesische Migration nach Europa ist in unterschiedliche Kontexte - zialen Wandels (und gesellschaftlicher Umbrüche) der letzten 15 Jahre ein- bettet. Sie war Teil einer größeren Wanderungsbewegung von Asien nach - ropa in den 1990er Jahren. Ihre Ursprünge liegen in den politischen und ö- nomischen Veränderungen der asiatischen Länder in den letzten Jahren. Im - sonderen ist die Transformation der VR China seit Ende der 1970er Jahre von Bedeutung, welche im Jahr 1989, markiert durch das Massaker am Tiananm- platz in Peking, eine politische Krise erlebt. Zurzeit dieses Ereignisses stehen auch die osteuropäischen Staaten des ¿Ostblocks¿ in einem politischen und - zialen Wandel. Neue Migrationspfade von Ost nach West erschließen sich in Osteuropa durch die Öffnung der Grenzen. Mit dem Umsturz der Ceau escu- Diktatur 1989 beginnt auch in Rumänien eine politische, soziale und öko- mische Transformation. Aus diesen Veränderungen entstehen für Migranten neue ¿opportunity structures¿ (vgl. Kloostermann/Rath 2001) in Bukarest wie auch in anderen osteuropäischen Städten.
Kristina Kurze untersucht im Rahmen einer umfassenden Diskursanalyse, wie eine Einigung auf die verbindliche ¿Energiepolitik für Europä trotz divergierender Interessen in der EU möglich wurde. Mit Rückgriff auf konstruktivistische und diskursive Ansätze argumentiert sie, dass die anschlussfähige story-line der kohlenstoffarmen Wirtschaft neue Möglichkeitsräume eröffnete und vielfältige Positionen integrieren konnte. Die Untersuchung basiert auf einem breiten Datenkorpus, sodass die Studie einen empirisch fundierten Beitrag zur Debatte über die Rolle von Narrativen in der Politik leistet.
Die durch die Schule und den Unterricht angebotenen Deutungsfolien, Handlungsmuster und Denkkonzepte uber Geschlecht stellen Schulerinnen und Schulern Angebote und Moglichkeiten zur Sinn- und Lebensorientierung dar. Dieses Buch ist adressiert an ErziehungswissenschaftlerInnen und LehrerInnen und fordert dazu heraus, sich nicht nur in Diskurse verwoben zu sehen, sondern auch die eigene Aussagesituation und -position (macht-)kritisch in Frage zu stellen. Denn mit der Wahrnehmung von Geschlecht geht immer auch eine geschlechtliche Positionierung einher, die in sich regelstrukturiert und machtvoll auf padagogische Prozesse greift und dabei eine subjektkonstitutive Wirkung auf Madchen und Jungen in der Schule hat.
Was passiert, wenn die Bevolkerung die Moglichkeit erhalt, sich ungeschminkt und ungefiltert zu bioethischen Problemstellungen zu auern? Um den Stimmen aus der Zivilgesellschaft Gehor zu verschaffen, bietet die private Forderorganisation Aktion Mensch seit mehreren Jahren, gerahmt von einer gro angelegten Offentlichkeitskampagne, die Internetplattform 0fragen.de"e; an. Die Beitrage dieses Diskursprojekts, die einen einzigartigen Korpus des alltagsweltlichen Redens uber Bioethik darstellen, bilden den Gegenstand der empirischen Untersuchung. Sie fragt unter diskurstheoretischen Gesichtspunkten nach Struktur und Dynamik der medial gerahmten Kommunikation und nimmt dabei insbesondere partizipationstheoretische und wissenssoziologische Aspekte in den Blick. Im Ergebnis wird aufgewiesen, dass die zivilgesellschaftliche Ausrichtung der Onlineplattform die Auerung marginalisierter und unterworfener"e; Wissensformen und -bestande fordert. Auf den ersten Blick zeigt sich alltagsnahes Wissen zwar als wild wuchernd"e;; die empirische Analyse offenbart jedoch eine spezifische Diskursordnung, in der sich das Alltagswissen gegenuber dem Spezialwissen behaupten kann. Im Reden uber Klone, Selbstbestimmung und Normalitat werden auerdem diskursive Grenzverschiebungen sichtbar. In methodologischer Hinsicht tragt die Studie dazu bei, Alltagswissen als diskursanalytisch relevante Kategorie greifbar zu machen.
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