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»Vater!« rief Gesine Larsen laut über den Hof. Sie bekam keine Antwort.Einen Augenblick blieb sie noch in der Tür stehen, die vom Hause nach dem Hof führte, und sah sich nach allen Seiten um, da aber nirgends etwas zu hören oder zu sehen war, ging sie nach dem Kuhstall hinüber.Es war Melkzeit. Line, das Jungmädchen, lachte natürlich gerade und versetzte der ¿Schwarzlotte¿ einen Schlag, weil sie nicht stillstehen wollte. Die beiden wurden immer nicht so recht miteinander fertig. Sie waren wohl beide noch nicht gesetzt und bedächtig genug.»Hest Vater nich' 'sehn?« rief Gesine ihr zu.»Nee!«Sie ging nun weiter, den Mittelgang entlang bis zum Jungvieh, wo sie jemand herumhantieren hörte. Es war der Kuhknecht, der beim Füttern war. Nun wiederholte sie ihre Frage und bekam die gleiche Antwort. Jens Larsen war nicht da und war auch nicht dagewesen. Sie hatte es nicht sehr eilig und blieb noch bei den Kälbern stehen.»De von de Bleß hett sick ober rutmakt,« meinte sie.»Jawoll, dat's nu unser Best,« sagte der Knecht.»Na, komm!« Sie wollte dem kleinen, rotbraunen Kalbe den Kopf krauen, aber es nahm die Liebkosung ungnädig auf, stemmte sich mit seinen steifen, dünnen, ungeschickten Beinen fest gegen den Boden und schob den ganzen Oberkörper so weit zurück, wie es ihm möglich war.
Aus dem Buch: "Als die Nachricht kam, daß das Danewerk ohne Verteidigung von den Dänen geräumt worden wäre, wollte sie zuerst niemand glauben. Jens Larsen lief den ganzen Tag herum und hielt jeden Menschen, den er traf, mochte es ein Mann oder Weib oder Kind sein, an und sagte: Das ist unmöglich, das ist ein Irrtum, eine Lüge. Es hat sich jemand einen Scherz gemacht. Wie kann man das denken von unserer ruhmreichen Armee? Aber dann wimmelte es plötzlich auf allen Wegen von dänischen Soldaten, wie ein Heuschreckenschwarm brachen sie über das Land herein, müde, abgehetzt, fliehend, um sich hinter die Düppeler Schanzen zurückzuziehen. In allen Häusern war Einquartierung, und die Soldaten erzählten von den unglücklichen Gefechten bei Ober-Selk und Översee, wo die Österreicher ihnen so viel zu schaffen gemacht hatten, von den furchtbaren Strapazen, von der Kälte und den Entbehrungen. Man war plötzlich mitten im Kriegsleben und wußte nicht, was man von alledem denken sollte." Elisabeth Goedicke (1873-1943) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie war Verfasserin von Romanen und Erzählungen.
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