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Als Theologe, Historiker, Politikwissenschaftler, Dichter, Publizist und Tagebuchschreiber hat Eugen Fischer-Baling (1881-1964) ein uvre hinterlassen, dessen zeitkritische Einsichten nicht selten verbluffen. Wahrend des Kaiserreichs verzichtete er auf eine akademische Karriere. Im Ersten Weltkrieg gelangte er in den inneren Zirkel der Kriegspropagandisten, und in der Weimarer Republik pragte er im Kampf gegen die Dolchstosslegende die Arbeit der von den Parlamentariern eingesetzten Untersuchungsausschusse zum Ersten Weltkrieg. Als Direktor der Reichstagsbibliothek wahrend der Zeit des Nationalsozialismus betrat er den schmalen Pfad zwischen Widerstand und Anpassung, den er bis 1945 nicht verliess. Nach dem Kriegsende setzte er sich, nun als Hochschulprofessor, fur eine grundlegende Demokratisierung der deutschen Gesellschaft ein."
Unter den Fragen, die im offentlichen Denken von heute an die Ober- flache drangen, ist die nach der Moral der politischen Macht eine der haufig- sten und bedruckendsten. Im Gesprach von Regierung zu Regierung wird das Hervorkehren der Macht, von gelegentlichen Ausbruchen abgesehen, mit fuhlbarer Scheu vermieden und lieber der Wille zum Nichtgebrauch, ja der Wunsch nach Verminderung der Macht aller Machte durch Abrustung her- vorgehoben. In der Tagespublizistik braucht man sich nur des Schrecks vor der "e;Politik der Starke"e; in weiten Kreisen und der Verwendung des Wortes in der feindlichen Propaganda zu erinnern, um zu spuren, wie das Phantom der Macht als des bosesten unter den bosen Geistern uberall umgeht. Eine Rundfrage bei den Autoren, die als Historiker, Soziologen, Ethiker, reflek- tierende Staatsmanner zum Phanomen der Macht Stellung nehmen, wurde etwa folgende Auffassungen ergeben: Politische Macht ist ihrem Wesen nach gottwidrig und also bose; politische Macht ist nicht an sich bose, verfuhrt aber zu korruptem und bosem Gebrauch; politische Macht kann bis zu einem gewissen Grad gut sein, im Existenzkampf ist sie uberall skrupellos und scheut kein Mittel; politische Macht ware gut in volliger Selbstlosigkeit zum Wohle anderer, wonach sie, ohne das Ideal freilich je zu erreichen, immer- hin streben sollte.
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