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Für Stalin und seine Nachfolger war die deutsche Frage der Angelpunkt ihrer Politik gegenüber dem Westen. Ihnen war klar: Von der Festigkeit der Bundesrepublik hing auch die Verteidigungsfähigkeit der westlichen Allianz in Europa ab. Ihr Versuch, Bonn mit Wiedervereinigungsparolen zu ködern, wurde aber schon 1953 aufgegeben; die Risiken für das SED-Regime waren zu groÃ. Danach setzte der Kreml auf die Stabilisierung der DDR und auf Ulbricht, der im zweiten deutschen Staat zur dominierenden Figur aufstieg. Erst der Ãbergang zur Nuklearstrategie auf dem europäischen Schauplatz und die Ãngste vor einer "Nuklearbewaffnung der Bundeswehr", die sich damit schüren lieÃen, eröffneten Moskau neue Möglichkeiten, die Westdeutschen gegen die NATO zu mobilisieren. Als der Erfolg ausblieb, weil namentlich die SPD gegenüber den sowjetischen Sirenengesängen taub blieb, änderte Chruschtschow die Strategie. Der Kremlchef nahm nun den isolierten AuÃenposten des westlichen Bündnisses ins Visier: West-Berlin, das sich 1958 mit einem Ultimatum konfrontiert und in eine existenzielle Krise gestürzt sah.
Die hier erstmals veröffentlichten geheimen Gespräche, Beratungen und Notizen Chruschtschows dokumentieren seine Haltung gegenüber dem Westen nach Ãbernahme der auÃenpolitischen Führung im Kreml. Im Vordergrund steht das Ringen um Deutschland. Weitere Schwerpunkte seines politischen Handelns gelten Abrüstungsvorschlägen, die auf Beseitigung der US-Präsenz in Europa und Asien und des NATO-Verteidigungssystems abzielen, und dem Bemühen um den Aufbau einer gemeinsamen politischen Front mit den Ländern der Dritten Welt gegen den Westen. Zudem unterstützt Chruschtschow alle gegen die westlichen Kolonialmächte gerichteten Bestrebungen, vor allem Aufstandsbewegungen, und verfolgt einen Kurs der "friedlichen Koexistenz" auf zwischenstaatlicher Ebene, der den Krieg mit dem Westen verhindern, aber den unerbittlichen antiwestlichen Kampf im nichtstaatlichen Bereich ermöglichen soll. Als der Erfolg in der deutschen Kernfrage trotz Entspannungsoffensive ausbleibt, entschlieÃt sich Chruschtschow zur Verschärfung des Verhältnisses zu den Westmächten in der Erwartung, seine Ziele mittels Drohung erreichen zu können. Die dadurch ausgelöste Berlin-Krise ist das Thema der zwei nächsten Bände zu Chruschtschows Westpolitik.
Die hier erstmals veröffentlichten geheimen Gespräche, Beratungen und Notizen Chruschtschows dokumentieren die dramatischen Monate der Kulmination der Berlin-Krise. Chruschtschow erweist sich als ein von persönlichen Vorstellungen und starken Emotionen bestimmter Politiker, der die Westmächte aus der Stadt zu vertreiben versuchte, um sowohl das von Massenflucht bedrohte SED-Regime zu stabilisieren als auch den Zusammenhalt der NATO zu erschüttern. Die akute Sorge, dass die DDR schon vorher zusammenbrechen könnte, bewog ihn aber zunächst zur eiligen Abriegelung West-Berlins. Die Erwartung, diese MaÃnahme wieder zurücknehmen zu können, weil er, wie vorgesehen, die Stadt in seine Hand bekommen würde, erfüllte sich nicht. Da sich weder die USA einschüchtern lieÃen, noch die DDR einem westdeutschen Embargo standzuhalten vermochte, wagte Chruschtschow die Konfrontation nicht. Auch mit seinem Kalkül von Mitte 1962, die Amerikaner durch die Stationierung seiner Raketen auf Kuba zum Nachgeben zu zwingen, hatte er keinen Erfolg, als er sich in der Krise Ende Oktober zu deren Abzug veranlasst sah.
Die hier erstmals veröffentlichten geheimen Gespräche, Beratungen und Notizen Chruschtschows in der ersten Phase der von ihm initiierten Berlin-Krise zeigen einen von persönlichen Vorstellungen und starken Emotionen bestimmten Politiker, der auf unbedingte Konfrontation zum Westen setzt. Entgegen allen Bedenken verlangt er von den Westmächten die Preisgabe West-Berlins in der Erwartung, damit zugleich die NATO zu "ruinieren". Diese politische Kapitulation glaubt er mit der Androhung des Nuklearkrieges durchsetzen zu können. Als die Gegenseite unter Führung der USA nicht nachgibt, zeigt es sich, dass er nicht bereit ist, mit seiner Drohung Ernst zu machen. Da er - zur Enttäuschung Ulbrichts - zugleich jeden Kompromiss ablehnt, der ihm eine bessere Position für künftige Auseinandersetzungen verschafft hätte, bleiben alle Anstrengungen ohne Ergebnis, und Chruschtschow hofft auf eine Entscheidung der Krise in seinem Sinne, wenn ab 1961 ein neuer Mann in den USA das Sagen hat.
Gerhard Wettig, einer der besten Kenner der sowjetischen Deutschlandpolitik nach 1945, führt die Berlin-Krise von 1958-63 auf eine einsame Entscheidung Chruschtschows zurück, der daher die Zentralfigur seiner Darstellung ist. Von hier aus untersucht Wettig die sowjetische Berlin-Politik, wobei der Antagonismus mit den Westmächten - vor allem mit den USA - im Vordergrund steht, während die west- und ostdeutschen Akteure Anhängsel der beiden Hauptmächte waren. Die Auswertung umfassender Quellen aus Beständen russischer und deutscher Archive ergibt, dass das Denken und Handeln Chruschtschows auf weiten Strecken von ganz anderen Vorstellungen bestimmt wurde, als der Westen seinerzeit angenommen hat.
This intriguing book, based on recently accessible Soviet primary sources, is the first to explain the emergence of the Cold War and its development in Stalin's lifetime from the perspective of Soviet policy-making. It pays particular attention to the often-neglected "societal" dimension of Soviet foreign policy as a crucial element of the genesis and development of the Cold War. Gerhard Wettig provides readers with new insights into Stalin's willingness to initiate crisis with the West while still avoiding military conflict.
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