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Die Krahen: Novellen ist eine Sammlung von Kurzgeschichten des deutschen Schriftstellers Hermann Stehr, die erstmals 1921 ver������ffentlicht wurde. Die Geschichten handeln von verschiedenen Charakteren, die alle auf unterschiedliche Weise von Kr�����hen beeinflusst werden. Einige der Geschichten sind d�����ster und unheimlich, w�����hrend andere humorvoll und ironisch sind. Stehr beschreibt die Kr�����hen als intelligente und mysteri������se V������gel, die eine unerkl�����rliche Anziehungskraft auf die Menschen aus�����ben. Die Geschichten bieten eine interessante Mischung aus Realismus und Fantasie und sind ein Beispiel f�����r Stehrs Talent als Erz�����hler.This Book Is In German.This scarce antiquarian book is a facsimile reprint of the old original and may contain some imperfections such as library marks and notations. Because we believe this work is culturally important, we have made it available as part of our commitment for protecting, preserving, and promoting the world's literature in affordable, high quality, modern editions, that are true to their original work.
This is a reproduction of a book published before 1923. This book may have occasional imperfections such as missing or blurred pages, poor pictures, errant marks, etc. that were either part of the original artifact, or were introduced by the scanning process. We believe this work is culturally important, and despite the imperfections, have elected to bring it back into print as part of our continuing commitment to the preservation of printed works worldwide. We appreciate your understanding of the imperfections in the preservation process, and hope you enjoy this valuable book. ++++ The below data was compiled from various identification fields in the bibliographic record of this title. This data is provided as an additional tool in helping to ensure edition identification: ++++ Leonore Griebel: Roman Hermann Stehr S. Fischer, 1900 Literary Criticism; European; German; Fiction / Literary; Literary Criticism / European / German
Hermann Stehr: Drei Erzählungen. Das letzte Kind / Der Schatten / Der Schindelmacher Edition Holzinger. Taschenbuch Berliner Ausgabe, 2018 Durchgesehener Neusatz bearbeitet und eingerichtet von Michael Holzinger Das letzte Kind: Erstdruck: 1903 Der Schatten: Erstdruck: 1905 Der Schindelmacher: Erstdruck: 1899 Herausgeber der Reihe: Michael Holzinger Reihengestaltung: Viktor Harvion Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes: Filippo Lippi, Madonna mit Kind und zwei Engeln, um 1465 Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.
This scarce antiquarian book is a facsimile reprint of the original. Due to its age, it may contain imperfections such as marks, notations, marginalia and flawed pages. Because we believe this work is culturally important, we have made it available as part of our commitment for protecting, preserving, and promoting the world's literature in affordable, high quality, modern editions that are true to the original work.
""Auf Leben und Tod: Zwei Erz�����hlungen"" ist ein Buch von Hermann Stehr, das im Jahr 1898 ver������ffentlicht wurde. Es enth�����lt zwei Geschichten, die sich mit Leben und Tod auseinandersetzen. Die erste Geschichte handelt von einem Mann, der sich in einer schweren Lebenskrise befindet und versucht, seine Probleme zu l������sen. Die zweite Geschichte handelt von einem Mann, der sich mit dem Tod auseinandersetzt und versucht, sein Leben zu beenden. Beide Geschichten sind sehr emotional und tiefgr�����ndig und bieten einen Einblick in die menschliche Psyche und die Herausforderungen, mit denen wir im Leben konfrontiert werden. Hermann Stehr ist ein bekannter deutscher Schriftsteller, der f�����r seine realistischen und psychologisch tiefgr�����ndigen Werke bekannt ist. ""Auf Leben und Tod: Zwei Erz�����hlungen"" ist ein Meisterwerk der deutschen Literatur und ein Muss f�����r alle, die sich f�����r die menschliche Natur und die Herausforderungen des Lebens interessieren.This Book Is In German.This scarce antiquarian book is a facsimile reprint of the old original and may contain some imperfections such as library marks and notations. Because we believe this work is culturally important, we have made it available as part of our commitment for protecting, preserving, and promoting the world's literature in affordable, high quality, modern editions, that are true to their original work.
This is an EXACT reproduction of a book published before 1923. This IS NOT an OCR'd book with strange characters, introduced typographical errors, and jumbled words. This book may have occasional imperfections such as missing or blurred pages, poor pictures, errant marks, etc. that were either part of the original artifact, or were introduced by the scanning process. We believe this work is culturally important, and despite the imperfections, have elected to bring it back into print as part of our continuing commitment to the preservation of printed works worldwide. We appreciate your understanding of the imperfections in the preservation process, and hope you enjoy this valuable book.
Hermann Stehr: Der begrabene Gott. Roman Edition Holzinger. Taschenbuch Berliner Ausgabe, 2018 Durchgesehener Neusatz bearbeitet und eingerichtet von Michael Holzinger Erstdruck: Berlin, Fischer, 1905 Herausgeber der Reihe: Michael Holzinger Reihengestaltung: Viktor Harvion Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes: Caspar David Friedrich, Böhmische Landschaft, 1808 Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.
Die Krahen: Novellen ist eine Sammlung von Kurzgeschichten des deutschen Schriftstellers Hermann Stehr, die 1921 ver������ffentlicht wurde. Die Novellen handeln von verschiedenen Themen, darunter Liebe, Eifersucht, Rache und Tod. Der Titel bezieht sich auf das wiederkehrende Motiv von Kr�����hen in den Geschichten, die als Symbol f�����r den Tod und das Unheil dienen. Die Geschichten sind in einer klaren und pr�����gnanten Sprache geschrieben und bieten Einblicke in die menschlichen Abgr�����nde und die Schw�����chen der menschlichen Natur. Die Novellen sind ein Beispiel f�����r die literarische Str������mung des Naturalismus, die in der deutschen Literatur des sp�����ten 19. und fr�����hen 20. Jahrhunderts weit verbreitet war. Die Krahen: Novellen ist ein bedeutendes Werk der deutschen Kurzgeschichtenliteratur und zeigt Stehrs Talent f�����r die Darstellung von Charakteren und Situationen in einer realistischen und schonungslosen Art und Weise.This Book Is In German.This scarce antiquarian book is a facsimile reprint of the old original and may contain some imperfections such as library marks and notations. Because we believe this work is culturally important, we have made it available as part of our commitment for protecting, preserving, and promoting the world's literature in affordable, high quality, modern editions, that are true to their original work.
»Es ist eben so, was nutzt das Arbeiten am Tage, wenn man sich den ganzen Abend in den Schenken herumdrückt? Abend! ¿ ha, ha! ¿ du hast zu Hause nie die Uhr elf schlagen hören. Der Teufel auch, wo läufst du hin mit der Nase auf dem Boden, wie ein Köter, der die Spur verloren hat? Was du suchst, das findest du freilich nicht mehr! Wer sein Geschäft durch die Gurgel . . . . . . Aber zum Schinder, rechts! ¿ Siehst du's nicht, hier die Chaussee, das ist der Wald, rechts und links die Ahorne, das ist der Graben ¿ doch den kennst du ja ¿ hm ¿ wenn's so fortgeht, wird's dein Ausgedinge!« Der Sprecher, ein mittelgroßer Mann mit braunem Vollbart und breitem Hut, blieb stehen, hielt die Hand über die Augen und sah dann in das Thal, das sanft zu seinen Füßen abfiel. Die Abensonne erglühte hinter den Bergen. Ihr goldenes Strahlenrad blitzte über den Rücken des nahen Gebirges herauf. Dies lag vor ihm, schon in das Dämmern des Abends gehüllt. Hier und da an seinem Abhange blitzten Lichter auf. Dem überraschten Auge schienen sie flimmernd hin und her zu wandern. Aber der Beschauer wußte es ja, der Berg war bis zur Höhe bebaut. »Seltsam,« öffnete er die zusammengepreßten Lippen, »das wissen die Leute genau, wenns um sie Nacht wird. Da zündet jeder sein Licht an. Aber wenn drinnen die Nacht anhebt, haben die wenigsten Augen.« Seine eben noch streng blickenden, grauen Augen wurden milde, die Lider senkten sich. Die Linien des Gesichts, welche bei den Worten an seinen Begleiter hart die Wangen furchten, verschwanden. Das Antlitz wurde sanft, feierlich, wie das eines Menschen, der fernes Glockengeläut hört, oder schöne Gedanken und Träume belauscht.
Du, Manja, komm mal her,« sagte Professor Weitfeld zu seiner Frau, die vom Balkon aus erregt mit einer Dame sprach und ihn deswegen nicht hören konnte. Aber auch wenn sie ganz still dort gestanden hätte, wäre es ihr unmöglich gewesen, die mit Anstrengung gedämpfte Stimme ihres Mannes über das große Studierzimmer hin zu verstehen. Deswegen ging die Unterhaltung der beiden Frauen lebhaft weiter. »Ja, denken Sie nur, Frau Professor,« hörte er die starke, nicht unangenehme Kommandostimme der auf dem Wege Stehenden laut heraufschallen, »denken Sie bloß das Glück, innerhalb von drei Tagen dreißig Kilometer vorwärts und das in einer Breite von 150 Kilometer, einhundertfünfzig Kilometer.« »Ein hundert ...,« wiederholte seine Frau bewundernd. »Ja, einhundertfünfzig ¿ macht fünfzehnhundert Quadratkilometer Geländegewinn, siebzigtausend Gefangene, Soissons gewonnen, die Vesle überschritten, die Ardre, der Damenweg im Fluge unser, gefüllte Munitionslager, Wagenparks, Flugzeugplätze. Ist nicht zu sagen, nicht zu fassen! Na und nicht zum wenigstens die geradezu ungeheuerlichen Proviantstapel. Berge von Konserven, Mehl, sogar Schokolade. Wie wär's Frau Professor, mit einer Kiste Schokolade?« »Ach, ich bitte, verschonen Sie mich, Frau Forstmeister. Ich habe sonst einen schlechten Tag.« »Glaube ich. Ich auch. Heißt, hätte ich auch. Wenn mein Fritz nicht mit in dem Schlamassel wäre. Denken Sie!« »Also, Ihr Junge ist mit dabei! Wissen Sie das genau?« »Natürlich! Er steht ja doch in der Kronprinzenarmee.« Der Professor, der, am andern Fenster stehend, der Unterhaltung zugehört hatte, wandte sich mit verfinstertem Gesicht ab und schaute wieder durch die Baumkronen hinaus aufs Land.
Alle Frauen wachsen und vergehen an der Stelle, der sie entsprossen, gleich Blumen, und würden sie von ihrem Sterne auch durch die halbe Welt geführt. Die Männer aber werden von der Unruhe immer über die ganze Erde gejagt und fänden ihre Füße auch wenig weiter, als der Schatten des Kirchturmes ins Feld reicht. Dieser Strom der Unrast gleicht einem Winde, der ihre Seele fortwährend in Atem hält. Bald ist er bunt, bald heiß, bald trocken, je nach dem Lebensalter. Eusebius Mandel, der Schneider von Oberröhrsdorf, war schon in den rauhen, steifen Wind gekommen. Wenn der die Menschenmänner anweht, so stehen sie mit ihrem Leben schon hinter Mariä Geburt. Die meisten Schwalben sind fort, hie und da auf den Stoppeln nesteln schon Spinnenfäden, und sie müssen einen krummen Rücken machen, um vorwärts zu kommen. So stand es um den Röhrsdorfer Schneider. Der Weg, den er ging, schwirrte schon manchmal vor seinen Blicken wie eine gespannte Schnur, die jemand anreißt, und er mußte seine Augen einkneifen, damit er nicht rechts oder links abkam, irgendwohin, wo er nichts zu suchen hatte. Dies genaue Hinlugen hatte schon allerhand Gekritzel auf seine Schläfe geschrieben, und über den Ohren bauschten sich seine Haare weiß. Manchmal stand er auf der Lehne hinter seinem Hause und betrachtete die Welt: die Bauern, die über das Feld pflügten; die Holzfuhrleute neben ihren hohen Rädern oder den Bäcker, der in seinem Planwägelchen vorbeischnurrte. Und wenn er so eine Weile hinuntergesehen hatte, nahm er sein Taschentuch heraus, breitete es aus, als wolle er etwas hineinpacken, faltete es aber wieder zusammen und schob es in den Rock. Denn man mochte die Gedanken so oder so wenden, Eusebius Mandel konnte es nicht leugnen, die andern kamen leichter und fröhlicher vorwärts als er. Und da er eine wieselflinke Seele besaß, blieb ihm auch nicht verborgen, warum das so war. Sie hatten Kinder. Das ist für Menschen aber nicht anders, als wüchsen zwischen den staubgrauen Steinen ihres Weges süße Schwingel des Grases, und als bräche aus schwerem Herbstgewölk unvermutet und unbegreiflich der Frühling herein, und der steife Wind des Alters hat keinen rechten Fug an solche Männer.
Drei Stunden von Glatz südöstlich, abseits vom Verkehr liegt in einer Quermulde der Vorberge des Eisengebirges das kleine Gebirgsdorf Steindorf. Am Fuße des kleinen und großen Hedwigsteines lagert das eigentliche Dorf, eine geringe Anzahl niedriger Hütten und Gehöfte, die unter Obstbäumen versteckt liegen. An den Rändern der umliegenden Berge, in den Löchern hängen und hocken seine Kolonien. »Unse Dorf hat fimf Anteele!« rühmt sich jeder Steindorfer; aber niemand wird darum reicher. Mühsam rang man dem Steingeröll die mageren Feldbreiten ab, dann schichtete man es zu Wällen auf, die sich zwischen den Äckern hinziehen. Sie sind grau, verwittert, von Moosen und Flechten überzogen, mit Hirschholder und Heckenrosen bewachsen, wie Mauern einer verfallenen Stadt, wie vergessenes Material eines großen Bauwerkes, dessen Plan verlorengegangen ist. Die letzten Oktobertage bringen morgens und abends tiefe Nebel über Steindorf. Diese steigen von den Tälern des Kessels der Grafschaft Glatz herauf, an dessen südöstlichem Rande das kleine Dorf liegt. Der erschöpfte Wind treibt sie schläfrig herauf, gleich unförmigen grauen Riesentieren. Dann ziehen sie träge heran, stoßen sich an den steilen Schwarzwaldhängen des Rollenberges und des Hedwigsteines, versuchen über ihn hinwegzuklimmen, fallen aber träge zurück und rollen ihre plumpen Leiber hinab in das Tal, das bald angefüllt ist mit ihren wolligen, unruhigen Rücken. Der Wind, ihr Hirt, geht noch eine Weile auf den Kämmen der Berge hin und her, lobt die Ruhe seiner grauen Riesenherde mit hohem, zufriedenem Singen oder brüllt sein Mißfallen in rauhen Aufschreien ins Tal und wühlt sich endlich spät in der Nacht mit knurrenden Lauten zu kurzer Ruhe in den Waldhöhen ein. In solchen Nebelnächten des Spätherbstes hört dann das Leben auf der Straße von Steindorf noch eher auf als sonst. Auch das Glockentürmchen auf dem Freirichtergute, das sonst immer als standhafter Wächter über die Dächer späht, verkriecht sich gar zeitig irgendwohin. Ganz stille schläft es. Nur beim wilden Aufschrei des zornigen Windes wacht es auf, und sein Glöckchen schlägt stotternd einigemal an, wie ein furchtsames Herz pocht, das sich seiner Pflichtvergessenheit bewußt wird. Dann eilt das Türmchen jedesmal auf das hohe, steile Dach des Wohnhauses, zerteilt mit seiner Fahne die schlafenden Nebel, lugt das Dorf hinauf und hinab und hüpft beruhigt wieder in sein Nest tief in der Finsternis.
This scarce antiquarian book is a facsimile reprint of the original. Due to its age, it may contain imperfections such as marks, notations, marginalia and flawed pages. Because we believe this work is culturally important, we have made it available as part of our commitment for protecting, preserving, and promoting the world's literature in affordable, high quality, modern editions that are true to the original work.
“Germany possesses in Hermann Stehr an artist of profound clarity. That which is in motion in his works, and that which stands still, seems eternal. His people are creatures who have nothing finished in themselves, but still seem to exist at the dawn of creation, unreleased in God's iron forging hand. And there is still no plentiful sunlight over their world. … They suffer, as it were, the act of creation.” – Gerhart Hauptmann, Nobel Laureate in Literature (1912)Hermann Stehr (1864-1940) was a Silesian author of over thirty novels and novellas. He was awarded the Bauernfeld Prize (1910), the Fastenrath Prize (1919), the Schiller Prize (1919), the Rathenau Prize (1930), the Wartburg Rose (1932), the Goethe Medal for Art and Science (1932) and the Goethe Prize of Frankfurt-am-Main (1933); appointed as a founding member of the Prussian Literary Academy (1926); and nominated for the Nobel Prize in Literature four times.
Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz. Aus dem Buch: „Er erzählte mir immer dieselbe Geschichte, und wenn ich ihn sah, wußte ich schon, wie er sie diesmal vortragen würde. Manchmal galoppierten seine Worte wie Pferde, die von der Peitsche einen steilen Berg hinaufgeprescht werden. Zuzeiten tropften ihm die Sätze zäh und monoton aus dem Munde. Dann wieder glomm in seiner Stimme ein geheimes Zittern: es war trunkenes Taumeln in seiner Geschichte. Seltsam aber war der Erfolg seiner Erzählung: ich vergaß sie immer sofort. Wenn er schwieg, war sie auch schon weggeblasen. Das Seltsamste aber bestand darin, daß der Erzähler und seine Geschichte in gar keinem Zusammenhange zu stehen schienen. Darauf kam ich erst sehr spät, eigentlich am Ende unserer Bekanntschaft. Er hatte die Sache diesmal in dem Garten eines großen Vergnügungsetablissements vor der Stadt einzufädeln gewußt, und während ich durch die lärmende Gesellschaft an überfüllten Tischen vorüberging, um die Handwerker mit ihren Familien, Bergleute und ihr Anhang, Ladendiener mit und ohne Verhältnis, Schlepper mit Fabrikmädchen zusammengekeilt saßen, fühlte ich mich von irgendwoher unangenehm fixiert und wollte schon die Stufen der riesigen Holzveranda hinuntergehen, um auf der Straße am Bahndamm entlang ein wenig in den Wald zu schlendern..."
Aus dem Buch: „Anfangs war sein Gang unruhig, sein Schritt ungleich. Er fuhr sich oft mit der Linken an seinen leicht ergrauten, ehemals blonden Spitzbart und zog ihn bis zu dem letzten Härchen durch die bebenden Finger seiner schmalen, durchsichtigen Hand. Allgemach wurde sein Schritt lang und leise und sein schlanker Körper beugte sich jedesmal ein wenig, wenn der Fuß den Boden verließ. Nachdem er so wohl eine Stunde in seinem Zimmer hin- und hergeschritten war, blieb er so langsam stehen, wie eine Uhr, die ausgelaufen ist. Die Schwünge des Perpendikels werden kleiner, müder und endlich haucht die Unruhe das letzte kaum vernehmliche Knacken aus. Weitfeld bedeckte seine hohe zergrübelte Stirn mit der Hand, wie um sie durch einen kühlen Umschlag zu beruhigen und schloß dabei die Augen, als gelte es, das Minieren eines geheimen Schmerzes zu stillen und murmelte nach langem Besinnen: „Es gilt, sich loszuringen von der Vergewaltigung durch das Äußere. Denn das Problem des Lebens dreht sich darum, die Tätigkeit immer tiefer in uns selbst zu verlegen. Das ist der einzige Weg zur Freiheit, die einzige Möglichkeit, daß diese ewige Grundforderung des Menschen endlich zur Tatsache wird." Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz.
Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz. Das Erscheinen seines Bestsellers „Der Heiligenhof" 1918 befreite ihn aus seinen finanziellen Nöten, und er stieg zu einem gefeierten Dichter auf. Aus dem Buch: „Die hölzerne Wasserrinne stand so weit von dem Schindeldache der Scheuer ab, daß von der untergehenden Frühjahrssonne nur ein schmaler, roter Lichtstreifen auf die Tenne geworfen wurde. Er kam etwa in der Mitte des Raumes zu Boden und verlor sich einen Augenblick in den krausen, weißen Holzspähnen, wie sie das Schnittmesser des alten Franz Tone quietschend hinwarf. Dann arbeitete sich das rote Licht aus dem Wirrwarr heraus, holperte zitternd über die Spähne und kroch wie erschöpft an der Tennwand hinauf, dem Bauer, der breit und träge dort lehnte, über die Lederhosen. Das mochte dem kraftlosen Abendlichte am schwersten fallen, denn die Hosen des Bauern waren spiegelblank gearbeitet und es fand keinen Halt."
Inhalt: • Nathanael Maechler • Die Nachkommen • Damian oder Das große Schermesser • Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz. • Aus dem Buch: • „...In den Sekunden, die seiner Besinnungslosigkeit vorangingen, erlebte Damian das gleiche, was jedem Ertrinkenden widerfährt, wie man aus den Berichten derjenigen weiß, die gerettet werden konnten: durch sein Hirn jagten wie Wolkenfetzen Erinnerungsbilder und Eindrücke aus seinem Leben, zusammenhanglos, wie in wirren Träumen. Das erste, was er empfand, war, er stürze von neuem wie damals im Zuge nach Breslau vor dem Tunnel Hunderte von Metern aus der Luft in eine saugende Tiefe, und wieder dröhnte es brausend in seine Ohren; nur hatte er jetzt das Gefühl, es wirbele ihn mitten in einem donnernden Wasserfall reißend bergab. Merkwürdigerweise drang durch das tobende Element die Stimme Reinhards an sein Ohr, der, schon weit über ihm, auf einem Brücklein stand, das Damian als die Heidewasserbrücke erkannte, und ihm händeringend, voller Angst zurief: Das habe ich nicht gewollt! Ich selbst gehöre unter die Steine da im Wasser! Hörst du mich? Ich werde es wiedergutmachen, so wahr mir Gott helfe, mein Leben werde ich für dich einsetzen, dich zu retten! Was er ihm noch weiter zuriet, konnte Damian nicht mehr hören, denn der Strudel hatte ihn schon zu weit fortgerissen, und gleich darauf schwanden ihm die Sinne..."
Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz. Das Erscheinen seines Bestsellers „Der Heiligenhof" 1918 befreite ihn aus seinen finanziellen Nöten, und er stieg zu einem gefeierten Dichter auf. Aus dem Buch: „Das westfälische Münsterland wirft gegen den Rhein hin eine Woge niedriger Hügel auf. Es sieht aus, als hätte sich vor undenklich langen Zeilen aus der weiten Fruchtebene eine weit zerstreute Herde riesenhafter Rinder aufgemacht, um zur Tränke an den Fluß zu wandern. Aber unterwegs, so nahe am Ziel, noch ehe die ersten in die Wasser des Rheines niedersteigen konnten, wurde die unabsehbare Schar von der Weltallsmüdigkeit überfallen. Sie legten sich nieder, eigentlich nur, um ein wenig zu rasten. Allein ihr Schlaf ging unmerklich in die große Erdenruhe über, die nur einmal im Jahre ein- und ausatmet, im Frühjahr und Herbst. Die Köpfe der Urweltskühe sanken in den Boden, ihre weitausladenden Hörner vermorschten, und nur ihre unförmigen Leiber ragen noch als Hügel aus dem ebenen Lande. Ihr Fleisch ist zu Erde geworden, ihre Gerippe versteinerten. Gras wuchs auf ihnen, kleine Wälder trieben ihr Wurzelwerk in sie, und endlich kamen die Menschen und siedelten sich auf ihnen an. Es ist die Gegend zwischen Emmerich und Wesel. Die Leute, die dort wohnen, gehören zwar zur Rheinprovinz, aber sie müssen doch noch dem westfälischen Volksstamme zugerechnet werden. Ihre Siedlungen sind schon zu geschlossenen Ortschaften zusammengerückt. Doch stehen noch genug einsame Höfe auf den langgestreckten Höhen und in den weiten, flachen Mulden..."
Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz. Aus dem Buch: „Die tödlichen Blitze pflegen aus dem blauen Himmel zu fallen, und oft bricht eine Wolke, die allein in der Höhe zieht, harmlos und ruhig, kaum so dunkel, daß über unser Stübchen ein leises Dämmern kommt, oft bricht diese stille Wolke plötzlich los, der Sturm springt mit der Wildheit eines Löwen auf, der in der Glut geschlafen, und in wenigen Augenblicken hat der schreckliche Guß einen Strich blühenden Landes in eine Einöde verwandelt. Kein Grün weit und breit, wie riesige Schaufeln graben die Fluten die Krume weg bis auf den toten Stein; die Wege verschwemmt; die entwurzelten Bäume liegen zerpeitscht umher, und selten besucht ein Vogel diesen getroffenen Ort, bald auch schwingt er sich mit einem scheuen Schrei davon. Und die Menschen finden kaum die Stelle, wo noch eben ihre Früchte der Reife entgegenwogten; ihr Hoffen zerrissen wie ihr Haus; wo ihr Herz sonst rüstig läutete, tragen sie den dumpfen Schmerz einer unheilbaren Wunde. Ein so schnelles Wetter hatte die Seele Maries verheert, und von der ganzen Welt ihrer blühenden Hoffnung war nichts geblieben als ein dumpfes Gefühl. Umsonst bemühte sie sich die folgenden Tage, ihre Lage zu überschauen. Sie kam dabei nicht weiter als zu einer schweren Trauer, und immer, wenn doch noch eine Kraft, die in einem Winkel der Seele zurückgeblieben war, sich leidenschaftlich aufrecken und nach Widerstand rufen wollte, sank sie in Erinnerung an ihre Flucht zurück in Schwermut. Es kam ihr nicht einmal der Gedanke, nach der wahren Bedeutung aller Erlebnisse zu fragen, sondern sie empfand nur, öffentlich beschimpft, verleumdet, entheiligt worden zu sein, wie geschändet. In Gram ging sie umher..."
Hermann Stehr (1864-1940) war ein deutscher Schriftsteller aus der Grafschaft Glatz. Aus dem Buch: "Still dasitzen, mit den langen, schmalen Fingern im Schooß spielen, indessen ihre Augen in Fernen schauten, die hinter allen Gegenständen lagen, das behagte ihr. Als die Mutter merkte, was ihre Liebe angerichtet hatte, war es zur Besserung schon zu spät. Ihr Wesen, das eine Kristallisation von Splittern darstellte, war schon in den Grundlinien der Regellosigkeit erstarrt. Mit Gewalt wurde das Mädchen nun zu allen häuslichen Verrichtungen angehalten. Sie fügte sich auch den Geboten der Mutter, fegte, wusch, stand hinter dem Ladentisch, half beim Backen; aber sie that es mit dem leidenden, geheimen Widerstreben kraftloser Naturen. Dieses emsige Leben, mit seinen lauten, rücksichtslosen Geboten; unruhigen, wimmelnden Wünschen; brennenden Fragen; heftigen Entscheidungen ertrug sie wie ein lästiges Klappern. Und je weiter es durch Übung in ihr vordrang und sich mit Härte festsetzte, um so inbrünstiger war das Zurückschnellen in das bunte, weiche, unräumliche Rätsel ihrer innersten Seele..."
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