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Franz Lehar (1870-1948), der innerhalb seiner Lebensgrenzen am meistenaufgefuhrte Komponist aller Zeiten, stellt als scheinbarer Anachronismusnoch immer ein unbewaltigtes Kapitel der Musikgeschichte dar. Als Komponistan der Schwelle zur Massenkultur gewinnt er gerade im Kontrast zurradikalen Moderne Bedeutung. Zerfallt Musik bereits zu Beginn seinerLaufbahn in zwei Spharen (U- und E-Musik), versucht Lehar zwischen beidenzu vermitteln. Noch im beruchtigten Spatwerk der zwanziger Jahre behaupteter jene Mitte, deren Verlust die Geschichte des Jahrhunderts so nachhaltigpragte. Die kultursoziologische Dimension der Operette Lehars als negativesPhanomen der Moderne erschliet sich bei naherer Analyse des Oeuvres.Anhand exemplarischer Werke der fruheren Salon- (z.B. "e;Die Lustige Witwe"e;)sowie der spateren Lyrischen Operette (z.B. "e;Das Land des Lachelns"e;), vorallem aber des "e;Graf von Luxemburg"e;, lat sich die Entwicklung vonMusikdramaturgie, Rezeption und Sujet und ihre gegenseitige Durchdringungnachvollziehen. Nicht ihre asthetische Bewertung steht zur Debatte, sondernihr historischer Gehalt. Ist, nach Adorno, "e;die leichte Kunst dasgesellschaftlich schlechte Gewissen der ernsten"e;, so ware Lehars Operetteals asthetisch schlechtes Gewissen der leichten Musik ernstgenommen, furWissenschaft und Buhne neu zu entdecken.
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