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Das Bild vergess' ich nie. Es war an den Ufern des herrlichen Gardasees im Städtchen Riva. Ich hatte mich im Hotel al Sole d'Oro eingemietet mit der Absicht, hier mehrere Monate ¿ vom Frühherbst in den Winter hinein ¿ zu verbringen. Als ich bald nach meiner Ankunft den kleinen, von den Wellen des Sees umspülten Hotelgarten aufsuchte, war er fast leer, denn die Gäste hatten schon abgespeist und sich zerstreut. Nur ein Tischchen, in dessen Nähe ich mich niederließ, war noch besetzt. Es saß daran eine zarte blonde Frau mit einem Knaben von etwa sechs Jahren. Beide fesselten sogleich meinen Blick. Erschien ihr noch jugendlich schönes Antlitz wie verklärt von einem stillen Schmerze, und lag in jeder ihrer Bewegungen ein wundersamer Adel, so fiel mir daneben die Unbehilflichkeit des Knaben auf; er drängte sich tölpisch an seine Begleiterin, und sie speiste ihn wie ein kleines Kind. Als ich näher zusah, gewahrte ich, daß er gelähmt sein mußte, und sein lockenumwalltes Gesicht, das ganz hübsch war, wies zwei trübe, seelenlose Augen. Unablässig mit ihm beschäftigt, wandte sie keinen Blick von ihm. Da er jetzt genug gegessen hatte, drückte sie leise sein Haupt an ihre Brust, damit er ruhe. So zärtlich liebevoll konnte nur eine Mutter sein, und die Verwandtschaft zwischen beiden offenbarte schon die große Ähnlichkeit in ihren Zügen. Ich war von dem Anblick mächtig gebannt, wie die Mutter mit gesenktem Auge dasaß, ihr schlummerndes Kind in den Armen, während durch das vom Lufthauch leicht bewegte Blätterdach, das sie überwölbte, manchmal ein blitzendes Licht auf sie fiel. Und dazu diese träumerische Stille und im Hintergrunde des Bildes der in der Mittagsglut leis zitternde Wasserspiegel des Sees! ¿ Nach einer Weile regte sich der Knabe wieder, und sie brach jetzt mit ihm auf. Da sah ich auch, daß er hinkte; sie mußte ihn mühsam mit sich fortschleppen.
Das Landhaus Neukirchens, ein Hochparterre, zu dem mehrere Stufen hinanführten, stand in einem von einem hohen eisernen Gitter eingefaßten kleinen Ziergarten mit der Hauptfront ziemlich nahe an der außerhalb des Gitters vorbeiführenden Landstraße. Es gab da nicht viele Wohnräume; gleichwohl besaßen die Ehegatten getrennte Schlafgemächer, zwischen welchen sich eine Art Sprech- und Lesezimmer befand. Neukirchen hatte das so eingerichtet, um, wie er sagte, Zoë nicht zu stören, wenn er manchmal von einem Besuche, den er allein gemacht, spät in der Nacht heimkehrte. Knapp an das Herrenhaus schloß sich ein längliches niederes Gebäude, das den Stall und mehrere Gelasse für einen Teil der Dienerschaft enthielt. Das Ganze machte einen bescheidenen, aber sehr anheimelnden Eindruck, und wenn Neukirchen zunächst sein Stall, in welchem vier schöne Pferde standen, alles galt, so guckte Zoë in freudiger Geschäftigkeit überall hin, wo das kleine Anwesen ein wachsames Auge erheischte. Besonders den Garten nahm sie in ihre Obhut Da war ja immer etwas zu tun, und wie gern weilte sie in der schönen Jahreszeit auf ihrem Lieblingsplätzchen unter der großen Linde, die, nur wenige Schritte vom Hause entfernt, die schattigen Äste ausbreitete!
Gustav Eldrich war ¿ man konnte nicht gerade sagen ein Unglückskind, aber er hatte kein Glück. Schon als Knäblein wurde er von seinen Kameraden bei ihren Spielen immer zur Seite geschoben und gar oft geprügelt; auch in der Schule konnte er, so brav er lernte, nicht recht emporkommen, und als er endlich mit ganz guten Zeugnissen über die absolvierte Realschule bei einem Eisenwerke eine Stelle fand, mußte er lange dienen, bis er eine für sein anspruchsloses Dasein halbwegs ausreichende Besoldung erhielt. Wie kam das? War er doch sowohl im Amte fleißig und verläßlich, als auch in jedem Betracht vorwurfsfrei und freundlich gegen jedermann. Da zeigte sich eben wieder die Macht oder vielmehr die Unmacht der Persönlichkeit. Mit seiner kleinen Gestalt und dem übergroßen Kopfe hatte Eldrich etwas Gnomenhaftes, nur daß ihm der lange Bart fehlte. Dabei war sein Gesicht, obwohl durch einen gewissen harmlosen, offenen Ausdruck und die sanften grauen Augen nicht ungefällig, doch höchst unbedeutend und seine Rede leise und einsilbig, wie er sich überhaupt in nichts recht zur Geltung zu bringen wußte. So entging dem ewig Stillen, Fügsamen, nicht nur das, was im Leben mit einer starken Hand oder gar Kralle erstritten sein will, sondern auch dort, wo er erwarten durfte, daß ihm von selbst sein gebührender bescheidener Teil zufallen müsse, kam er gewöhnlich zu kurz.
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