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Whether in outwardly- or inwardly-directed ceremonies and rituals, the appearances of rulers and their court states, as well as other institutions of power, took place under unique acoustic conditions. The latter, in turn, were embedded not only in an intermedial and sensory structure, but also in a complex system of symbols and signs that conveyed certain messages or evoked particular associations. The contributions to this conference volume are devoted to these multi-layered connections and constellations, their manifestations in sound and silence, their distinctive power and their inherent specifics. The approach to the topic is interdisciplinary and multi-perspective as well as inter-, cross-, and transcultural and focuses on various courtly and urban instances of power between Ragusa, the Ottoman Empire, Habsburg-Burgundy, China, and other cultures at the turn of the 14th century to the beginning of the 18th century.Ob in nach außen oder innen gerichteten Zeremoniellen und Ritualen: Die Auftritte von Herrschern, Herrscherinnen und deren Hofstaaten sowie anderen Machinstitutionen vollzogen sich unter besonderen akustischen Bedingungen. Letztere wiederum waren nicht nur in ein intermediales und intersensorisches Gefüge, sondern auch in ein komplexes System von Symbolen und Zeichen eingebettet, die bestimmte Botschaften vermittelten oder Assoziationen hervorriefen. Diesen vielschichten Verbindungen und Konstellationen, ihren Ausprägungen in Klang und Stille, ihrer besonderen Macht und deren innenwohnenden Spezifika widmen sich die Beiträge des vorliegenden Konferenzbandes. Die Zugriffe auf die Thematik erfolgen unter interdisziplinären, multiperspektivischen sowie inter-, cross- und transkulturellen Blickwinkeln auf verschiedenste höfische und städtische Machtinstanzen zwischen Ragusa, dem Osmanischen Reich, Habsburg-Burgund, China und anderen Kulturen an der Wende zum 14. und dem beginnenden 18. Jahrhundert.
This book sets out to analyse for the very first time a selection of works by international contemporary artists that reference the German-Polish border, and to draw attention to artworks created between 1990 and the early 2020s. The projects explored reference narratives of expulsion and the fluid, spectral and aesthetic nature of borders through sensory and somaesthetic perception. They examine the historical shifts of that border from the angle of changing political and societal contexts, lost homelands, expulsion of people and new political orders.The book is the product of research in the field at the German-Polish border, interviews with artists, visits to their studios, and archival work. It employs a transdisciplinary toolbox, combining methods from art history, border (art) studies, migration studies, memory studies, geopoetics, limotrophy and more. The volume questions the double figure of dividing and sharing that finds expression in the German word "eine (Grenze) teilen", which means either to divide or to share a border: separation by a shared border and shared historical experience, regarded from two, often dissimilar perspectives. The study focuses on artistic projects ranging from photography to installation art and artistic methods from mapping to re-enacting, which address the issue of the borderland as a dynamic transition space.
Das als "Wappenfibel" des Vereins Herold (gegr. 1869) bestens eingeführte Handbuch ist ein Muss für alle, die sich beruflich oder privat für Wappenkunde und Wappenkunst interessieren. Dieses Standardwerk zur Wappenkunde stellt die Teilgebiete der Heraldik - Staatsheraldik, Kommunalheraldik und Familienheraldik - systematisch vor. Dabei werden besonders umfassend solche Fragen behandelt, die in der heraldischen Praxis immer wieder thematisiert werden: Grundsätze für den Entwurf neuer Wappen, Deutung alter Wappen, Berechtigung zur Führung von Wappen namensgleicher Familien, die Unterscheidungskraft der Wappen oder Wappenschwindel früher und heute. Ludwig Biewer und Eckart Henning, beide ausgewiesene Experten, haben das Handbuch komplett überarbeitet und aktualisiert. Das mit zahlreichen vierfarbigen Abbildungen ausgestattete Buch ist für Historiker wegweisend und wird allen moderneren Ansprüchen von Heraldikern und Genealogen gerecht.
Suspicious bats, culled mink, valuable monkeys, and vaccinated tigers: the recent global pandemic has demonstrated the close interconnectedness of animal and human lives in the modern world. The human attribution of epidemic agency to animals has a long historical tradition, as narratives about animal diseases in antiquity already attest. The contributions to this volume focus on animals as victims, hosts, or vectors of dangerous diseases - or, since the late eighteenth century, also as producers of vaccines and test bodies for new medicines. They also show how epistemic breaks such as the bacteriological turn around 1900 led to large-scale extermination campaigns against rats and other "pests". The changing role of non-human beings in epidemics thus reflects both long continuities and fundamental shifts in relations between humans and other animals.Verdächtige Fledermäuse, gekeulte Zuchtnerze, wertvolle Versuchsaffen und geimpfte Tiger im Zoo: Die jüngste globale Pandemie hat neben der Vulnerabilität von modernen Gesellschaften auch die enge Verflochtenheit von tierlichem und menschlichem Leben eindrücklich vor Augen geführt. Die menschliche Zuschreibung von Akteursrollen von Tieren in Epidemien hat eine lange historische Tradition, wie bereits Erzählungen über Tierseuchen in der Antike belegen. Die Beiträge des Bandes legen den Fokus auf Tiere als Opfer, Wirte oder Überträger von gefährlichen Krankheiten - oder seit dem späten 18. Jahrhundert auch als Produzenten von Impfungen und Testkörper für Heilstoffe. Sie zeigen zudem auf, wie epistemische Brüche wie die bakteriologische Wende um 1900 zu großflächigen Vernichtungsaktionen gegen Ratten und andere "Schädlinge" führten. In der sich wandelnden Rolle von Tieren in Epidemien spiegeln sich damit sowohl lange Kontinuitäten als auch fundamentale Umbrüche in den Beziehungen zwischen Menschen und anderen Tieren.
Wie lässt sich die Kunstgeschichte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg erzählen, ohne in die Muster des Kalten Krieges zu verfallen und die Exklusionen, die mit der Privilegierung einzelner Gruppen diese Geschichte höchst selektiv rekonstruieren, weiter fortzuschreiben?Ausgehend von der Überlegung, dass das in Europa entstandene System von Kunst auf ganz eigene Weise an der Gestaltung von Gesellschaften teilhat, wird in dem Buch das Modell eines offenen, auf Ergänzungen hin angelegten Gefüges entworfen. Mit Konzentration auf soziale Konstellationen und Prozesse wird den kunsteigenen Potenzialen nachgegangen und dabei zugleich für einen neuen Umgang mit Europa im Rahmen einer globalen Kunstgeschichte plädiert. Die späten 1940er und 1950er Jahre erweisen sich auf diese Weise als eine Zeit, die beim Blick auf Materialkonzepte und Technologieverständnis die spezifischen Differenzen zu den Jahrzehnten zuvor deutlich werden lässt und die im Umgang mit Massenkultur, Öffentlichkeiten und der Vergangenheit eine latente Basis für nachfolgende Entwicklungen bilden konnte.
Wer erhält das Erbe eines Verstorbenen? Wer kann Rechte an einer Erbschaft geltend machen und wer entscheidet über deren Verteilung? Die Antworten darauf fielen in früheren Epochen und je nach Gesellschaft, Milieu und Kultur anders aus. Rechtliche, ökonomische, und soziale Normen und Praktiken besaßen unterschiedliches Gewicht. Ebenso variierten Zukunftserwartungen sowie Familienvorstellungen und familiale Netzwerke, die den Besitztransfer häufig entscheidend prägten.Jürgen Dinkel analysiert in dieser Studie erstmals und aus vergleichender Perspektive, wie Gesellschaften im transatlantisch-europäischen Raum vom 19. bis ins 21. Jahrhundert diese Fragen beantworteten. Dabei wird sichtbar, wie Individuen und Verwandtschaftsnetzwerke in lokalen, nationalen und transnationalen Bezugsrahmen ihre Erbpraktiken an sich wandelnde Bedingungen anpassten, um Vermögen in der Familie zu halten. Zugleich wird deutlich, wie Gesellschaften mit Ungleichheiten umgingen, und wann und warum die Gesetze, Institutionen und Praktiken entstanden, die bis in die Gegenwart tiefgehend individuelle Lebensentwürfe und gesellschaftliche Vermögensverteilungen beeinflussen.
In the public imagination, small and medium-sized family businesses have always been male-dominated organisations, with those headed by women regarded as barely noteworthy exceptions to the rule. These ideas and associations are far from telling the full story; the proportion of women among Germany's self-employed population remained above 20 per cent throughout the twentieth century. A surge of interest in female entrepreneurs among academic researchers and in the political and media spheres has resulted in increasing recognition of their achievements past and present. There nevertheless remains a persistent tendency to overlook the fact that women have always made a vital contribution to the success of family businesses, even where they did not directly handle these companies' business affairs. This volume presents new insights into the diverse roles of women in family businesses, as daughters, wives, mothers, widows and entrepreneurs. Eleven case studies drawn from a range of sectors and eras illuminate the significance of women's influence in family businesses throughout the history of commerce. Bringing together approaches from the history of business, gender, society and culture, the chapters explore women's multi-faceted roles within numerous enterprises in a new and enlightening depth.
Im Vergleich zu anderen frühen Staaten des früh- und hochmittelalterlichen Europas entstand das Herzogtum Pommern relativ spät, im 11. Jahrhundert. Von Beginn an lag dieses politische Gebilde im politischen Einflussbereich des Deutschen Reiches, Dänemarks und Polens. Seine Unabhängigkeit konnte es zunächst mit Mühe bewahren, geriet dann aber phasenweise in Abhängigkeiten von seinen mächtigen Nachbarn und wurde schließlich zu einem der Herzogtümer des Deutschen Reiches. Dennoch bildet das Herzogtum Pommern einen äußerst interessanten Forschungsgegenstand bezüglich der Mechanismen, die den Wandlungen der stammeszeitlichen Gesellschaftsstrukturen im ehemaligen Barbaricum und dem Prozess der Integration in den Kreis der europäischen Zivilisation des Mittelalters zugrunde lagen.Die Anfänge und die Entstehung der pommerschen Staatlichkeit sind bisher nur oberflächlich erforscht worden, was v. a. auf die sehr geringe Zahl an erhaltenen Schriftquellen zurückzuführen ist. Infolgedessen handelt es sich bei dem Großteil der zum frühen pommerschen Staat formulierten Thesen mehr oder weniger um spekulative Meinungen. In der vorliegenden Studie unternimmt der Autor den Versuch, diese Lücke zu füllen, indem er die Ergebnisse der archäologischen Forschung zur Untersuchung des Problems heranzieht und diese mit den bekannten schriftlichen Quellen konfrontiert. Auf diese Weise lassen sich nicht nur der Zeitraum und das Gebiet ermitteln, in welchem sich die monarchische Herrschaft herausbildete, sondern auch die Prozesse der Entstehung des pommerschen Staates aus historischer und anthropologisch-kultureller Perspektive skizzieren.
Die Gestapo nahm im NS-Machtgefüge eine zentrale Stellung ein. Nicht nur war sie durch Denunziationen und den Einsatz von V-Leuten eng mit der Gesellschaft verzahnt, auch die aktive Mitarbeit staatlicher und parteiamtlicher Einrichtungen war für die »staatspolizeiliche Praxis« von zentraler Bedeutung. Der Band untersucht diese Themenfelder detailliert aus einer regionalgeschichtlichen Perspektive und leistet einen Beitrag für eine Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus. Die Beiträge thematisieren die nationalsozialistische Durchdringung der Kommunalverwaltung in einer Hochburg des katholischen Zentrums und die Praxis der »Schutzhaft« in der Frühphase der NS-Herrschaft ebenso wie den weitgehend unerforschten NS-Rechtswahrerbund und die Biografie eines der Leiter der Staatspolizeistelle Trier und späteren Ministerpräsidenten des Saarlandes. Darüber hinaus enttarnt der Band ein Netzwerk ehemaliger Trierer Gestapo-Beamter im BND und hinterfragt die Selbstdarstellung eines "Judensachbearbeiters" während eines Ermittlungsverfahrens 25 Jahre nach Kriegsende.
In der öffentlichen Wahrnehmung waren mittelständische Familienunternehmen stets männerdominiert, Unternehmerinnen an der Spitze galten als Randerscheinung. Dabei lag der Frauenanteil bei Selbstständigen im Verlauf des gesamten 20. Jahrhunderts bei über 20 Prozent. Inzwischen ist das Interesse von Forschung, Politik und Medien an Unternehmerinnen stark gewachsen, ihre Leistungen in Vergangenheit und Gegenwart werden zunehmend gewürdigt. Meist wird jedoch übersehen, dass Frauen schon immer maßgeblich zum Erfolg von Familienunternehmen beigetragen haben, selbst ohne direkt als Unternehmerin in Erscheinung zu treten. Der vorliegende Band eröffnet neue Perspektiven auf die unterschiedlichen Rollen von Frauen als Tochter, Ehefrau, Mutter, Witwe und Unternehmerin. Anhand von Fallbeispielen aus verschiedenen Branchen und Epochen zeigen elf Aufsätze, welchen maßgeblichen Einfluss Frauen seit jeher in Familienunternehmen hatten. Die Beiträge verbinden unternehmens-, gender-, sozial- und kulturhistorische Ansätze, um die vielfältigen Rollen von Frauen in Unternehmen eingehender zu beleuchten.
Wie übt man politischen Einfluss aus, wenn man es formell nicht darf, oder genauer: Wie vollzieht sich politische Partizipation ohne institutionalisierte Partizipationsmöglichkeiten? Können Repräsentanten eines reaktionären Staates die Bevölkerung repräsentieren? Wie erfüllt ein ehemaliger französischer Staatsdiener ein neues preußisches Verwaltungsamt, wenn keine Dienstinstruktion vorliegt, und welches Handeln ist gesetzeskonform, wenn eine Verfassung fehlt? Vor diesen scheinbar unlösbaren Problemen standen die Oberbürgermeister und Stadträte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihre Mittel und (Aus-)Wege politischer Teilhabe in den großen Provinzstädten Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier beeinflussten sich wechselseitig und bildeten einen Verflechtungsprozess, den Katharina Thielen in diesem Band beleuchtet und der noch heute im Identitätsbegriff "Rheinland" nachwirkt.
Der vorliegende Band ist die letzte Veröffentlichung des DFG-Netzwerkes Forum für Frauenstiftsforschung. Er präsentiert Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich im Zuge der dritten Tagung gezielt auf die Suche nach Malerei, Musik und textilen Künsten in Frauenstiften des späten Mittelalters gemacht haben. Einschlägige Gegenstände, Formen und Gattungen wurden so im Hinblick auf die Frage neu untersucht, was für Frauenkonvente spezifisch war - hinsichtlich der Fertigung, der Stiftung, der Performanz oder auch der Rezeption. Der Zyklus von 1456 in St. Ursula wird in diesem Band erstmals vollständig farbig abgedruckt, die Stiftungen der Familie Hirtz dort werden gesondert gewürdigt. Bei den weiteren Kölner Konventskirchen St. Maria im Kapitol und St. Cäcilien fällt neues Licht auf die ursprüngliche Sakraltopografie und Puzzle-artig rekonstruierte Glasmalerei. Heininger und Fischbecker Manuskripte geben das lokale Musikleben preis. Die besondere Kunstfertigkeit der Kanonissen mit Textilien zeigt sich wiederum in St. Ursula in Köln, durch Paramente, Fahnen und Altartücher, und zugleich in dem noch jungen Feld der Erforschung textiler Anteile in Handschriften. Erstmals werden zudem zwei Neufunde aus den ehemaligen Frauenstiftskirchen in Quedlinburg und Vreden ins Gespräch gebracht.Mit Beiträgen von: Pavla Ralcheva, Markus Jansen, Klaus Gereon Beuckers, Julia Noll, Jörg Bölling, Achim Bonk, Gudrun Sporbeck, Maria Schaller, Linda Herbst, Volker Tschuschke
Im Zuge der Debatte über Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten steht Georg Zenker (1855-1922) exemplarisch für eine Generation von Sammlern, die in der Hochphase des Imperialismus disziplinenübergreifend Sammlungen für die Berliner Museen zusammenbrachten. Zenker gilt dabei als eine zentrale und zugleich sehr ambivalente Person in der Geschichte des deutschen Kolonialismus in Westafrika. Basierend auf umfangreichem Quellenmaterial nähert sich die vorliegende Publikation der Biografie sowie den Sammelpraktiken, Objekten und Netzwerken Georg Zenkers.Mit dem vorliegenden dreisprachigen Band auf Deutsch, Englisch und Französisch sollen die Erkenntnisse über Zenker für einen größeren Interessentenkreis zugänglich gemacht werden. In the course of the debate on collections from colonial contexts, Georg Zenker (1855-1922) is exemplary for a generation of collectors who brought together interdisciplinary collections for the Berlin museums during the heyday of imperialism. Zenker is considered a central and at the same time very ambivalent figure in the history of German colonialism in West Africa. Based on extensive source material, this publication approaches the biography as well as the collecting practices, objects and networks of Georg Zenker.With this trilingual volume in German, English and French, the findings on Zenker are to be made accessible to a wider circle of interested parties. Dans le cadre du débat sur les collections provenant de contextes coloniaux, Georg Zenker (1855-1922) est un exemple de la génération de collectionneurs qui, à l'apogée de l'impérialisme, ont réuni des collections interdisciplinaires pour les musées berlinois. Zenker est considéré comme une personne à la fois centrale et très ambivalente dans l'histoire du colonialisme allemand en Afrique de l'Ouest. Se basant sur de nombreuses sources, la présente publication aborde la biographie ainsi que les pratiques de collecte, les objets et les réseaux de Georg Zenker.Le présent ouvrage trilingue en allemand, anglais et français vise à rendre les connaissances sur Zenker accessibles à un plus grand nombre d'intéressés.
Jack B. Yeats (1871-1957) gilt als zentraler Vertreter der irischen Moderne, der vor dem Hintergrund der irischen Unabhängigkeit bereits zu Lebzeiten zum Nationalkünstler stilisiert wurde. Ausgehend vom Schaffen des Malers untersucht Elisabeth Ansel mittels einer diskursanalytischen Herangehensweise sowie postkolonialer Perspektiven die Konstruktionsmechanismen nationaler Identität in der Bildkunst. Über die Auswertung umfangreicher Archivmaterialien gelingt es ihr, erstmals systematisch Yeats' künstlerische Verflechtungen mit der globalen Kunstgeschichte aufzuzeigen. Dabei macht die Autorin den Konnex von Kunst und Politik anschaulich und markiert die signifikante Funktion von Bildern im Kontext des Nation-Building. Ihre fundierte Werkanalyse dient als Projektionsfläche einer kritischen Erforschung nationaler Verortungen und politisierender Zuschreibungen von Künstlerindividuen. Mit der kolonial geprägten Rezeption der irischen Moderne rückt gleichfalls der Aspekt der Marginalisierung einzelner Nationen in den Blick, womit die Publikation auch zu einer Re-Evaluierung der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte beiträgt.
Looted art, art theft, colonial collections of cultural objects - not only since the controversy over the Nigerian Benin bronzes at the Humboldt Forum in the German capital Berlin and other European museums a dispute over how to deal with exhibits from colonial contexts erupted. The debate, which has been ongoing among experts for some time, gained new political momentum in 2018 when France's President Macron announced that objects of colonial provenance in French museums would be returned to their societies of origin, and initiated concrete steps. The demand for restitution of art treasures of colonial provenance raises fundamental and extremely complex questions about the presence of the past in ethical, scientific, political, legal and aesthetic dimensions. They concern art historians and museum professionals, cultural historians, historians of science, lawyers and history teachers as well as visitors to museums with colonial collections, who are made aware of the provenance of objects there. This volume, published in Germany in 2021, was a first attempt at illuminating the historio-cultural dimensions of the debate and bringing them to the attention of a broader public. German and international authors contributed essays making clear, how important it is to take a differentiated look at a central part of the current social debate on the legacy of colonialism. This volume was well received. As colonialism is by definition an international phenomenon, the current debate in Germany is presented here in an English language version now.
Musikhören in therapeutischer Methodik verband sich im 20. Jahrhundert über Möglichkeiten der technischen Moderne mit Hoffnungen auf neue Wege in der Heilkunst.Diese Hoffnungen sind zum Lebensthema der US-amerikanischen Musikerin und Musiktherapeutin Helen Lindquist Bonny (1921-2010) geworden: Als Violinistin entwickelte sie zunächst eine Expertise für Musik der klassisch-romantischen Ästhetik, bevor sie musiktherapeutisch aktiv wurde und dann mit Guided Imagery and Music (GIM) ein musikrezeptives Methodenwerk entwarf.Ihr Lebensweg war verbunden mit Bestrebungen weiblicher Emanzipation und der Rezeption eines Zeitgeistes, in dem die Auseinandersetzung mit Formen veränderter Wachbewusstheit faszinierte. Musikreisen in innere Räume eröffnet an ihrer Biographie ein Panorama zur frühen Fachgeschichte der rezeptiven Musiktherapie im 20. Jahrhundert.
Die hier als Edition vorgelegten Briefe Ella Wengers offenbaren praktisch alle Facetten, die das Leben jüdischer Bürger:innen in Wien unter den Bedingungen des Nationalsozialismus in den Jahren zwischen Anschluss (1938) und dem Beginn der 'Endlösung' 1942 ausgemacht haben: Ausgrenzung und Drangsalierung, Diskriminierung und Entrechtung, den Verlust von Arbeit, Eigentum und Wohnung, das Zusammendrängen auf immer weniger Wohnraum, Verzweiflung und Suizid, schließlich die Deportationen; aber auch die Bemühungen um Selbstbehauptung und Flucht.Die Nachrichten der rund 70-jährigen Frau an ihre emigrierte Familie zeigen, wie das Leben der jüdischen Bevölkerung Wiens zunehmend abgeschnürt wurde; sie zeigen aber auch den Mut und die Lebensbejahung, mit der sich die Schreiberin gegen die immer hoffnungslosere Lage stemmt. Ihre Funktion als Drehscheibe von Auskünften, als Maklerin zwischen Emigrierten, denen, die auf dem Sprung waren, und jenen, die zurückblieben, war mehr als familiäre Fürsorge - es war der Versuch, Reste der materiellen Lebensgrundlage zu retten, Informationen zu vermitteln, Beziehungen zu aktivieren und soziale Kontakte zu erhalten. Die Welt, die sie beschreibt, geht weit über die Beziehung von Mutter und Tochter hinaus: Weil die Nationalsozialisten den Alltag politisierten, wurde das Alltägliche politisch. Familiäre Fürsorge und politisches Tun verschmolzen, mitunter bis zur Ununterscheidbarkeit.
Die Kölner Universitätsmedizin war in der NS-Zeit an Unrecht und Verbrechen beteiligt. So wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ideologischen Gründen entlassen und verfolgt, in Frauenklinik und Chirurgischer Klinik tausende Menschen zwangsweise sterilisiert. Auch Zwangsabtreibungen sind dokumentiert. Das Anatomische Institut profitierte von den Hinrichtungen politischer Häftlinge im Gefängnis "Klingelpütz". Opposition war selten, auch die Studierenden passten sich dem Regime an. Dieses Buch schildert die Biographien wichtiger Akteure, etwa der Klinik- und Institutsdirektoren sowie des städtischen Gesundheitsdezernenten Carl Cörper, erinnert aber auch an die Verfolgten. Dabei bleiben die Strukturen an der Medizinischen Fakultät nicht im Dunkeln: Trotz Gleichschaltung und Gewaltregime gab es durchaus Spielräume für humanes Handeln. Der Band ist reich bebildert und mit Personenregister und mehreren Übersichtstabellen z. B. zu den Parteimitgliedschaften ausgestattet.
Kaum eine Frage der Kulturgeschichte ist kontroverser und leidenschaftlicher diskutiert worden als das Verhältnis von Musik und Gefühl. Und kein Gefühl wurde und wird mehr mit der Musik assoziiert als die Liebe. "If music be the food of love, play on" aus Shakespeares Twelfth Night ist der wohl berühmteste erste Satz der englischen Literatur. Bereits der überirdischen Schönheit der mittelalterlichen Einstimmigkeit wohnt das subtile Spiel mit der durchlässigen Grenze zwischen Gotteslob und Eros inne. 1000 Jahre später wird die Filmmusik nach klingenden Chiffren des menschlichen Gefühlslebens in all seinen Verästelungen suchen. Damit reichen sich Musik und Liebe in einer mehr als tausendjährig verwobenen Geschichte von Klängen und menschlichen Emotionen, die durch jeweils spezifische Kontexte bedingt sind, die Hand. Bei allen Veränderungen der Ästhetik und Poetik in der enormen kulturhistorischen Spanne zwischen Mittelalter und Gegenwart fragen die sieben Beiträge des Bandes aus unterschiedlichen Perspektiven, wie sich Klingendes und menschliches Fühlen wechselseitig bedingten und bedingen, und dies am Beispiel der Liebe.
Sexuelle Praktiken zwischen Menschen und Tieren verursachten in der Frühen Neuzeit Furcht und Entsetzen. Als teuflische Sünde und Verbrechen wider die Natur wurde "Bestialität" auch im reformierten Zürich mit der Todesstrafe geahndet. Vor Gericht sagten Zeuginnen und Angeklagte über das Unaussprechbare aus - und beschrieben ihre alltäglichen Beziehungen zu Tieren. Bullen, Kühe, Stuten und Schafe waren ein grundlegender Faktor bestialischer Konstellationen. Sie lieferten Vorbilder sexueller Handlungen und wurden selbst zum Objekt der Begierde. Auf der Grundlage einer historisch-semantischen sowie praxeologischen Analyse von Gerichtsakten verortet diese Studie Bestialität in einem Spannungsfeld zwischen individueller Körperlichkeit, dörflicher Lebenswelt und religiös-obrigkeitlichen Normen.
Über dreißig Jahre nach dem Mauerfall fragt der Sammelband, der die Ergebnisse einer 2019 von der Richard-Schöne-Gesellschaft für Museumsgeschichte in der Kunsthalle Rostock veranstalteten interdisziplinären Tagung präsentiert, erstmals grundlegender nach der Rolle der Institution Museum in der DDR. Fünf Kapitel schlagen thematische Schneisen in das komplexe Feld einer ostdeutschen Museumshistoriografie zwischen 1949 und 1989: von museumspolitischen Rahmenstrukturen und internationalen Museumsbeziehungen über spezifische Formen der Museumsgestaltung und systembedingte Sammelstrategien bis hin zur Funktion einzelner Museumstypen. Durch Berücksichtigung jeweils verschiedener Phasen der DDR-Geschichte - von der SBZ und frühen DDR über die Ulbricht-Zeit bis zu Honecker und den 1980er Jahren - weist die Publikation zugleich auf Wandlungen und Entwicklungen wie auf mögliche Nischen und Freiräume hin. Reich illustriert, mit viel Quellenmaterial und einer ersten Gesamtbibliografie zeichnet der Band so ein vielschichtiges Bild einer immer wieder flexibel an politische Vorgaben angepassten, ganz eigenen DDR-Museumsgeschichte, mit der es heute in der gesamtdeutschen Museumslandschaft differenziert umzugehen gilt.
Diese Studie nimmt vier Regionen Schwedens in den Blick und zeigt die Besonderheiten des schwedischen historischen Rechts: Das Landschaftsrecht Upplands vom 2. Januar 1296 erneuerte das dortige Recht durch kanonisches Recht und stellte das oberschwedische Kirchenrecht von Södermanland, Närke, Västmanland und Hälsingeland an die Spitze der Zeit. Die Rechtslage der Frauen wird anhand römischen und kanonischen Rechts dargestellt. Nach kirchlicher Ansicht waren Frauen (weil biblisch später als der Mann geschaffen) nur mit minderen Rechten ausgestattet, so dass sie nicht am Thing beteiligt waren und nur als beschränkt geschäftsfähig galten. Nach der dänischen Eroberung Gotlands von 1346 galt zwar zunächst sein altes Recht weiter, doch engten im 15. und 16. Jahrhundert zwei dänische Gesetze seine bisherige Handlungsfreiheit ein, weil die dänischen Könige von Volkskönigen zu absolutistischen Herrschern geworden waren. Erst der Frieden von Brömsebro vom 13./23. August 1645 beendete den Krieg zwischen Schweden und Dänemark und verlieh Gotland wieder schwedisches Recht. Im 17. Jahrhundert verwandelten Gustav Adolf und Axel Oxenstierna Schweden zum modernen Staat, banden den Adel in die staatliche Verwaltung ein und erhoben den Reichsrat zur Übergangsregierung bei fehlender königlicher Erbfolge, um den Staat zu stabilisieren.
Die Studie bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Autobiografie- und Imperienforschung. Sie fragt nach der kohäsiven Wirkung von Diskursen imperialer Selbstbeschreibung. Hierzu untersucht sie Memoiren, Teilnahme-, Reiseberichte der russischen Expansion in das südliche Zentralasien nach 1860. Deren Autoren wirkten als Militärs, Beamte oder Wissenschaftler an der Eroberung und Erforschung des späteren Generalgouvernements Turkestan mit. Der Verschiedenartigkeit der Quellen begegnet die Studie mit dem Konzept der "autobiografischen Praktiken". Sie versteht diese als Werkzeuge einer bestimmten Selbstkonzeption. Die Analyse zeigt, wie russländische Akteure in Turkestan durch die variantenreiche Ausgestaltung vorhandener Erzählweisen eigenständige Formen autobiografischen Erzählens entwickelten. Über 60 Jahre verwoben sie ihre persönlichen Heldengeschichten eng mit dem Imperium. So trugen sie zu dessen Erfolgserzählung in Turkestan bei und wirkten an dessen diskursiver Stabilisierung mit.
Der systematische Vergleich zweier Grenzregionen im südlichen Afrika bzw. in Nordamerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts leistet mit Analysen zu Funktionsmechanismen imperialer Staatsbildung sowie zum interkulturellen Zusammenleben einen Beitrag zur Imperialgeschichte. Bei diesem dezentralen, peripheren Ansatz wird die besondere Prägung von Akteuren und Strukturen durch den spezifischen politischen Raum, der imperialen Grenzregion, deutlich. Politische und kulturelle Aspekte des illegalen Waffenhandels und seiner Akteure stehen im Vordergrund. Beide stellten sowohl ein stabilisierendes als auch ein destabilisierendes Element in der staatlichen Durchdringung der imperialen Grenzregion dar, abhängig von den Interessen und dem Vorgehen der beteiligten Akteure, welche von der lokalen politischen und wirtschaftlichen Situation beeinflusst waren.
Als die NATO-Truppen im Jahr 2021 aus Afghanistan abzogen, überließen sie das Land seinem Schicksal. Ähnliches vollbrachte die UdSSR mehrere Jahrzehnte zuvor. Zwischen 1979 und 1989 intervenierte sie mit über 600.000 Soldaten in Afghanistan, konnte es aber dauerhaft nicht befrieden, was schließlich zum Abzug sowie zum Sturz der damaligen Regierung führte. Den längsten Krieg der sowjetischen Geschichte bezahlten circa 15.000 UdSSR-Bürger mit dem Leben. Davon ausgehend untersucht die Studie auf Grundlage von selbst erhobenen lebensgeschichtlichen Interviews, wie sich ehemalige sowjetische Kriegsteilnehmer in Russland heute an den Krieg erinnern, welche Bedeutung sie ihm beimessen und sie als Gruppe versuchen, Anerkennung für ihren Einsatz von der russischen Regierung und der Gesellschaft zu erhalten.
In the midst of a global pandemic, the Frankfurt POLY (Polycentricity and Plurality of Premodern Christianities) Lectures on "Pathways through Early Modern Christianities" brought together a virtual, global community of scholars and students in the Spring and Summer of 2021 to discuss the fascinating nature of early modern religious life. In this book, eleven pathbreaking scholars from the "four corners" of the early modern world reflect on the analytical tools that structure their field and that they have developed, revised and embraced in their scholarship: from generations to tolerance, from uniformity to publicity, from accommodation to local religion, from polycentrism to connected histories, and from identity to object agency. Together, the chapters of this reference work help both students and advanced researchers alike to appreciate the extent of our current knowledge about early modern christianities in their interconnected global context-and what exciting new travels could lie ahead.
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