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Eines der wesentlichen Themen der Holocaust-Forschung ist die Frage nach dem Wissen der Zeitgenossen um die Verfolgung der Juden. Heinrich Wildner (1879-1957) - das zeigen seine Tagebücher der Jahre 1938 bis 1944 - wusste sehr viel. Der kaltgestellte, aber immer noch gut vernetzte ehemalige Spitzendiplomat liefert detaillierte Angaben zu Geschehnissen in Wien, zu Kriegs- und Frontereignissen, zum Verhalten vieler seiner ehemaligen Kollegen und Zeitgenossen aus Verwaltung und Politik, zu Gerüchten, zu Witzen, die im Umlauf waren. Auch die rasch eingetretene antideutschen Stimmung der Bevölkerung kommentierte er. Durchgängig finden sich Hinweise auf nationalsozialistischen Gräueltaten, auf Entrechtung, Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Österreich und in den besetzten Gebieten, auf die Enteignung von Klöstern und Großgrundbesitz von Adeligen, auf Kunstraub, Euthanasie, Zwangsarbeiter und Kriegsverbrechen.Die Texte zeigen von den Inhalten und Formulierungen her eine erschreckende Parallelität zum aktuellen Krieg in der Ukraine. Am 3. September 1939 gibt es den Eintrag: "Übrigens ein merkwürdiger Krieg, er wird gar nicht Krieg genannt, sondern Gewaltanwendung, die der Gewalt entgegengesetzt wird."
Die Architektur des "Brutalismus" erlebt seit einigen Jahren eine Neubewertung - eine breitere Öffentlichkeit hat diese Wertschätzung noch nicht erreicht. Das ist kaum verwunderlich, stellen die 1960er-1980er Jahre doch eine lange Zeit vernachlässigte Periode dar, die zudem heterogen und nicht leicht auf einen Begriff zu bringen ist.Trotz ihres weltweit markanten Auftritts erfüllen die Bauten dieser Jahrzehnte eine Brückenfunktion zwischen der Kritik und Absage am Formenkanon der Klassischen Moderne und der neu erwachten Geschichtslust der Postmoderne. Welchen Platz aber nehmen sie für sich in der Geschichtsschreibung der Moderne in Anspruch?Das Buch "Brutalismus in Österreich" verschafft in neun Länderportraits des heimischen Bauschaffens erstmals einen Überblick über die regionale österreichische Architekturproduktion nach dem Wiederaufbau. Die in dieser Anthologie versammelten Wissenschaftsessays nehmen ihren Ausgang bei konkreten Analysen zentraler Bauwerke und verorten sie anhand ihrer spezifischen gesellschaftspolitischen und sozialen Rahmenbedingungen in der Baugeschichte der Bundesländer.Vor dem Hintergrund internationaler Tendenzen und dem Einfluss der Protagonisten der österreichischen Architekturszene auf lokale Akteure eröffnet sich so ein Spannungsfeld aus Rezeption und Produktion, das der Topografie einer spezifischen österreichischen Baulandschaft erste Konturen verleiht. Eine dezentrale Baukultur tritt aus ihrer Anonymität: Von dominanten Architektenpersönlichkeiten zu einflussreichen Netzwerken, von regionalen Problemstellungen und Bauaufgaben zur Abhängigkeit von den Hochschulen oder den Bestrebungen der Landespolitik - dieser Band nimmt die Aufmerksamkeit für eine "spröde" Phase der Architekturgeschichte zum Anlass für eine Entdeckungsreise zu den Schattierungen der Spätmoderne.
The third international conference on "Archaeology and Conservation along the Silk Road" was met with as much enthusiasm as the earlier ones, with participants joining from near and far. The historic city of Tabriz, which once was the melting pot for cultures across the Silk Road(s), now as venue of this conference from 14-16 November 2018, facilitated dialogues to re-live, re-exchange and re-search the impact that Silk Road has had from then to now. Albeit a century-old topic of academic discourse, the Silk Road(s) continues to open up variety of new disciplinary and regional fronts; included in this volume. The Research Institute for Cultural Heritage and Tourism, Iran, collaborated with the Nanjing University, China, and the Institute of Conservation, University of Applied Arts Vienna, Austria, for this congress, which saw plenty of scientific studies on material heritage and their resultant significance in shaping the lifestyle and trade in different regions along the Silk Road(s).
War der Semmering an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mondäner Hotspot der High Society, geriet er im Lauf der Jahre in Vergessenheit. Doch nun scheint eine neue Blüte möglich. Dieses Buch präsentiert erstmalig Ideen, die den Tourismus am Semmering beim Aufbruch in die Zukunft begleiten können.Die Gegend rund um den Semmering erlangte als noble Urlaubsdestination überregionale Bedeutung. Diese konnte sich der Ort nicht bis in die Gegenwart bewahren, wovon leerstehende Hotels zeugen. Nun sind im Ort Semmering Veränderungen in den Bereichen Tourismus, Ökologie und Mobilität geplant, die Zahl der Gästebetten wird steigen. Das wirft Fragen auf: Wie wird durch die Wiedereröffnung der am Anfang der Motorisierungsära erbauten Hotels der zunehmende Verkehr heilklimagerecht bewältigt? Was bedeutet der Semmering-Basistunnel für die Weltkulturerbe-Strecke über den Berg? Und wie kann der Semmering wieder der führende Tourismusort in den Ostalpen werden? Mit solchen Fragen beschäftigen sich 16 ExpertInnen aus den Bereichen Tourismus, Kultur, Mobilität und Ökologie in diesem Sammelband, der den Bogen von der Vergangenheit über eine gegenwärtige Bestandsaufnahme bis in die Zukunft spannt. Neben Impulsen für den künftigen Tourismus am Semmering entwirft das Buch zudem ein touristisches Zukunftsmodell, das den Fokus auf Ökologie und klimaneutrale Mobilität legt.
Das Jahr 1819 ist ein besonderer Markstein für die Musikgeschichte des heutigen österreichischen Bundeslandes Vorarlberg. Die Teilnahme des Landes Vorarlberg am volksmusikalischen Sammelunternehmen der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien, der heute sogenannten "Sonnleithner-Sammlung", lenkte erstmals auch den Blick auf das Musikleben im Westen des Habsburgerreiches. Der zweite Vorarlberg Band der Reihe "Corpus Musicae Popularis Austriacae" des Österreichischen Volksliedwerks nimmt diese Sammlung in ihren Fokus und legt eine Dokumentation der Ergebnisse aus dem Kreis Bregenz mit zeitgemäßer Notation und ausführlichen Kommentaren vor. Ergänzend dazu werden die ältesten überlieferten Lieder- und Musikantenhandschriften aus den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einer näheren Untersuchung unterzogen. In wissenschaftlichen Beiträgen wird versucht, den historischen Ablauf des Sammelunternehmens sowie das Musikleben der frühen Biedermeierzeit anhand von historischen Quellen näher zu beleuchten.
The study of the Polish tax system and policy which enriches knowledge of developments in one of the largest and most rapidly changing states in Europe. It is the result of cooperation of academics and practitioners from major tax advisory firms as well as in-house tax experts.Political changes in Poland (electoral victory of the right-wing PiS party) coincided with changes on the global tax scene, which were associated with the BEPS project (Base Erosion and Profit Shifting), implemented by the OECD. The struggle to rebuild countries' tax revenues began. The ambitious social policy in Poland, which involved substantial transfers of funds to the less well-off, required an increase in budget revenues. Thus, the Polish government quickly became an ardent supporter of BEPS. The radicalism of the tax policy changes raised many doubts among practitioners, who accused the authorities of excessive fiscalism. On the other hand, the legal rules previously in force did indeed poorly protect the fiscal interests of the state.The study of the Polish tax system and Polish tax policy based on the contributions collected in this volume enriches knowledge of developments in one of the largest and most rapidly changing states in Europe.
Der Autor und Verleger Otto Julius Bierbaum ist heute weitgehend unbekannt. Als Wegbereiter einer Ästhetik der Moderne und als Vertreter populärer Spielformen von Literatur, Theater und Cabaret stellt ihn diese Untersuchung wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das literarische Werk von Otto Julius Bierbaum gibt neue Einblicke in die Epoche um 1900 und in die vorherrschende Faszination für Weltausstellungen, Sportereignisse, Boulevardjournalismus und die Welt des Amusements und der Cabarets. Die vorliegende Arbeit entdeckt den Autor, Verleger, Publizisten und Theatermacher als Wegbereiter einer künstlerischen Avantgarde avant la lettre und legt jene populären Erzählstrategien in den Romanen Pankrazius Grauzer, Stilpe und Prinz Kuckuck frei, die diese Werke damals zu Medienereignissen machten.Auch wenn Bierbaum heute als Tingeltangel-Autor gilt und aufgrund seiner pittoresk-komischen Schreibweise zu den Vertretern der "niederen" Literatur der Jahrhundertwende zählt, sind die Themen vieler Romane und Erzählungen ernst und politisch. So kann Bierbaum heute von der Literatur- oder Kulturwissenschaft als Zeitkritiker, Dokumentarist oder literarischer Seismograph einer Umbruchsepoche gelesen werden. Dabei eint Bierbaum eine Literatur, die sich in ihrer Stoffwahl im besten Sinne als realistisch versteht, d.h. gesellschaftliche Wirklichkeiten in ihren sozialen und kulturellen Wirkmechanismen abzubilden versucht, und eine Ästhetik, die dem literarischen Gebilde trotz aller Nähe zu trivialen Erzählformen eine ästhetische Eigenständigkeit zubilligt.
Rosemarie Bovier verbrachte ihre Kindheit in der Barackensiedlung eines Flüchtlingslagers in Deutschland mitten unter zahlreichen Familien, die 1944 als Nachfahren donauschwäbischer Kolonisten aus Brestowatz in der Batschka im heutigen Serbien vor der Roten Armee geflohen waren.Die Autorin gehört zu den wenigen Augenzeugen, die kollektives Gedächtnis, Sprache und Denkmuster dieser ehemaligen deutschstämmigen Minderheit, die von den Habsburgern im 18. Jahrhundert in Südosteuropa angesiedelt wurde, noch aus unmittelbarem Erleben kennen. Vor diesem Hintergrund und nach jahrelangen Recherchen schildert sie die wechselhafte Geschichte des Kolonistendorfes Brestowatz und verfolgt die Spuren ihrer Vorfahren von der Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis zur unfreiwilligen Rückkehr in die einstige Heimat ihrer Ahnen im 20. Jahrhundert.Bovier beleuchtet dabei die Kolonisten im Spannungsgefüge zwischen Migration und Integration, das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen und den Umgang mit Minderheiten und Diskriminierung. Die Geschichte der Emigranten zeigt, wie das Leben homogener Gruppen in fremder Umgebung zu Abschottung und Herausbildung von Parallelgesellschaften führen kann, in denen gesellschaftliche Regeln zu einem Kodex erstarren, der für ideologische Verblendung anfällig macht.
Bedingt durch die schwierige Situation in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg waren viele österreichische Klöster in zum Teil existenzbedrohende wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Ein geeignetes Mittel zur Bewältigung dieser Probleme schien der Verkauf von Kulturgut, darunter mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln. Wertvolle Manuskripte wie die Admonter Riesenbibel oder das Antiphonar von St. Peter wechselten den Eigentümer; nicht wenige Bücher, wie etwa die Gutenbergbibel aus St. Paul im Lavanttal, verließen Österreich für immer. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen erstmals diese lange Zeit verdrängten Vorgänge systematisch und quellenbasiert - unter Berücksichtigung der Handlungen aller Beteiligten, der Klöster selbst ebenso wie des Bundesdenkmalamtes, der Österreichischen Nationalbibliothek, kirchlicher Stellen und nicht zuletzt der Händler und Sammler.
The volume offers an overview of the diverse Jewish experiences in Southeastern Europe from the 19th to the 21st centuries, and the various forms and strategies of their representation in literature, the arts, historiography and philosophy.Southeastern Europe is characterized by a high degree of ethnical, religious and cultural diversity. Jews, whether Sephardim, Ashkenazim or Romaniots - settling there in different periods - experienced divergent life worlds which engendered rich cultural production. Though recent scholarly and popular interest in this heterogeneous region has grown impressively, Jewish cultural production is still an under-researched area.The volume offers an overview of the diverse Jewish experiences in Southeastern Europe from the 19th to the 21st centuries, and the various forms and strategies of their representation in literature, the arts, historiography and philosophy, thus creating a dialogue between Jewish studies, Balkan studies, and current literary and cultural theories.
Auf der Basis umfassender Quellen (Archivalien, Druckschriften) versucht dieser Band erstmals, im Sinne von Grundlagenforschung eine wertneutrale, flächendeckende Bestandsaufnahme der Österreich betreffenden Objektbereiche Zensur/Förderung, literarische Vereine und Anthologien in der Form eines Handbuchs zu bieten. Sie sind zentrale Faktoren für die Kontextualisierung literarischer Produktion in diesem kurzen, aber von den politischen Rahmenbedingungen des Faschismus bestimmten Zeitraum. ihre detaillierte Beschreibung schafft die Grundlage für die z.T. heftig umstrittene Beurteilung der Inklusion von AutorInnen in den Nationalsozialismus.Der methodische Ansatz des Handbuches ermöglicht es, weit über das von der Germanistik bevorzugte, als Hoch-Literatur Begriffene hinaus ein Gesamtspektrum literarischen Handelns in einem begrenzten Raum und Zeitabschnitt zu beschreiben und in seinen institutionellen Vernetzungen zu begreifen.
Die Salzburger Festspiele entstanden aus dem Zusammenwirken von zwei in ihrer weltanschaulichen wie auch künstlerischen Ausrichtung grundverschiedenen Initiativen. Während Max Reinhardts und Hugo von Hofmannsthals Anteil an der Festspielgründung umfassend gewürdigt wurde, hat man den Aktionen der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, bislang zu wenig Beachtung beigemessen. Der vorliegende Band beinhaltet zum größten Teil unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlass von Friedrich Gehmacher und Heinrich Damisch, den Gründern der Festspielhausgemeinde sowie aus dem Archiv der Internationalen Stiftung Mozarteum, dem Archiv der Salzburger Festspiele, sowie den Nachlässen von Lilli Lehmann und Max Reinhardt. Eine ausführliche historische Einleitung und ein umfangreicher Kommentarteil ergänzen den Band.
Der Band präsentiert zwei von dem Wiener Zionisten Wolfgang von Weisl verfasste historisch-fiktionale Werke: das Schauspiel Erlöser und den Roman Der Anfang der Wandlung Israels, deren Zentralfiguren, Simon Bar Kochba und der aus Russland nach Palästina eingewanderte Joseph Trumpeldor, als glorifizierte Nationalhelden und Märtyrer bis heute im kollektiven Gedächtnis Israels gegenwärtig sind. Das antike Schauspiel stellt den sogenannten "Zweiten Jüdischen Krieg" (132-135 n. Chr.) gegen die heidnischen Römer und die mit den Besatzern kollaborierenden "Judenchristen" dar, während der moderne Roman die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den jüdischen Kolonisten und den arabischen "Eingeborenen" Palästinas in der dritten Alija (1919-1923) schildert.
Die Spitäler der Frühen Neuzeit waren vielschichtige Einrichtungen und lassen sich nicht einfach auf einen Nenner bringen: Siechenhäuser, Bürgerspitäler, adelige Spitäler für die Untertanen der Grundherrschaften, Pestspitäler, Waisenhäuser oder etwa Versorgungshäuser können unter dem Begriff "Spital", dem "Wartezimmer des Todes", gefasst werden. Die wirtschaftliche Bedeutung der Spitäler spiegelt sich in der genauen Kontrolle dieser Armen-, Kranken- und Altersversorgungseinrichtungen durch Spitalmeister wider. Das Personal der Spitäler, die Speisepläne, aber auch die Spitalakten ermöglichen Einblicke in das Innenleben dieser Häuser: sexueller Missbrauch von Insassinnen lässt sich etwa quellenmäßig belegen. Das vorliegende Handbuch erschließt diese vielschichtige Welt der Spitäler.
In welchem Politikbereich und wie muss die Europäische Union mit Blick auf ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Verantwortung übernehmen? Um Antworten hierauf zu geben, werden Ergebnisse einer an der Universität Hildesheim durchgeführten interdisziplinären Veranstaltungsreihe gesammelt. Im Spannungsfeld von europäischem Selbstanspruch und realpolitischer Wirklichkeit bietet der Band ethische, geschichts- und politikwissenschaftliche und philosophische Beiträge. Es werden sowohl grundlegende Überlegungen zur Bestimmung der EU als Verantwortungsgemeinschaft angestellt als auch Analysen zu konkreten Einzelthemen aus Verantwortungsbereichen wie Erweiterung und Zuwanderung, Sicherheit und Verteidigung oder Wirtschaft und Handel gegeben.
Wie funktioniert das politische System in Österreich? Warum hat es in den letzten Jahren an Vertrauen eingebüßt? Und was erklärt die vielzitierten "österreichischen Lösungen"? Antworten auf Fragen wie diese zu finden, gestaltet sich oft schwierig. Die rechtlichen Grundlagen gelten als schwer verständlich. Und viele politische Weichen werden in informellen Räumen gestellt, die in der Verfassung gar nicht vorgesehen sind. Das politische System gleicht somit einem Rätsel. Das Kritische Handbuch der österreichischen Demokratie möchte hier Antworten geben - wissenschaftlich fundiert, aber allgemein verständlich. Es beleuchtet das Regelwerk der Bundesverfassung, die Institutionen des demokratischen Prozesses und die politischen Funktionsweisen der Verwaltung. Vor allem aber zeigt es Theorie und Wirklichkeit des österreichischen Parteienstaates auf und denkt über Defizite und Reformmöglichkeiten nach.
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