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Makoto Fujiwara ist ein japanischer Bildhauer, der grösstenteils in Europa arbeitete, fern von seinem Ursprungsort, einem kleinen Tempel tief in den japanischen Bergen. Über die letzten vier Jahre hat sich dieses Buch entwickelt, eine Dokumentation seiner Arbeit als Bildhauer und ein sehr persönlicher Bericht von der nicht versiegenden spielerischen Neugierde und der ihm eigenen Beharrlichkeit auf seiner Suche nach dem Sinn hinter den Dingen; dem Ruf seines Namens folgend - Makoto, «wahrhaftig» -, verschrieben dem scheinbar höchst undurchdringlichen Material: Stein. Diese Sammlung von Geschichten, Beobachtungen, Geschehnissen und Einsichten, vom Künstler auf grosse Bögen Papier gekritzelt, lässt uns ganz vertraut werden und teilhaben als Zeugen zahlreicher wiederholter Vorgänge - Meisseln und Polieren -, die sich über lange Zeiträume hinweg abspielen. Die vorbereitenden Arbeiten wie Auskundschaften, Erkennen, Heben und Bewegen; das Nachspiel aus Platzieren und in die Umgebung einfügen; der zahlreiche zwischenmenschliche Austausch unterwegs, wenn er Kollegen zur Mitarbeit einlädt oder selbst mit Freunden deren Arbeit teilt. Die Welt, die sich hier auftut, beflügelt die Wertschätzung für das Bedingungslose und Willkürliche in uns, die das «Ent-Machen» als eine stets wählbare Option anschauen. Nach Makotos Hinschied müssen wir dieses Buch in gutem Glauben fertigstellen, betrüblicherweise ohne sein letztes Gütesiegel zu erhalten.- Andreas Schneider
Grimmig glotzt es aus seinen weit aufgerissenen blutunterlaufenen Augen. Die Reihe Tentakel, die seine Mundöffnung verbirgt, scheint gierig zu zittern. Beim Nächsten ist die Membran über dem Kopf so dünn, dass das darunterliegende Hirn hervorquillt. Wieder andere haben Gesichter so flach wie die von Reptilien, Köpfe wie Hunde, Rüssel oder Schnäbel, spitze Ohren. Bei manchen stossen Zähne durch den Scheitel oder Fühler. Wo man hinschaut - Warzen, krankhaft wuchernde borstige Haarbüschel, starrende Zyklopenaugen, Hängeohren, dann ein verschmitztes zahnloses Grinsen, riesige Augen mit Mehrfachpupillen. Dazwischen Details von Ärmeln, Manschetten- und Hemdknöpfen aus Totenköpfen wie aus dem Versandkatalog des Grauens. "Monsters in Suits" präsentiert diesen ganzen Horror fein säuberlich in quasi-offiziellen Brustbildern. Dunkelblauer Kugelschreiber bannt die «verzerrten» Porträts von Grössen aus Politik und Wirtschaft auf das weisse Papier. Doch der CEO von Nestlé («Wasser ist kein Menschenrecht»), der Anführer des Ku-Klux-Klans, diverse Rädelsführer der jungen Rechtsextremen sind nicht direkt dargestellt. Vielmehr vermischen sich diese im Unterbewusstsein zu grotesken Schreckgestalten, die hier in pseudo-politisch korrektem Anzug, mit Hemd und Schlips, wieder in Erscheinung treten. Sie sind ready for business, für das grosse Geschäft mit dem Wohl der Welt. Doch für einmal zeigen sie hier ihre wahre Fratze.
Von Februar bis November 1978 arbeitete HR Giger in den Shepperton Studios bei London an den Figuren und Kulissen des Films "Alien"(1979) von Ridley Scott. Der Film sollte ein Welterfolg werden und brachte Giger einen Oscar ein. In den hier erstmals als Faksimile veröffentlichten und transkribierten "Alien Tagebüchern" beschreibt HR Giger seine Arbeit in den Studios. Er schreibt, macht Skizzen und fotografiert mit seiner Polaroid SX70. Schonungslos, sarkatisch und zuweilen verzweifelt schildert Giger seinen Alltag in der Filmindustrie, wie er versucht, seine Entwürfe in die Wirklichkeit umzusetzen - allen Widrigkeiten zum Trotz, sei es nun die Knauserigkeit der Produzenten oder die Langsamkeit seiner Mitarbeiter.Die "Alien Tagebücher" (in deutscher Transkription und englischer Übersetzung) zeigen den Künstler HR Giger von einer kaum bekannten Seite und bieten einen ungewöhnlichen Einblick in die Entstehung dieses Filmklassikers aus Sicht des Schweizer Künstlers. Das Buch enthält fast ausschliesslich unveröffentlichtes Material, darunter Zeichnungen und Polaroids, die das Werden des Monsters zeigen, sowie zahlreiche Standbilder aus dem reichhaltigen Filmmaterial, das Giger in Shepperton aufnahm.
Die Monografie Robert & Trix Haussmann eröffnet diePublikationsreihe STUDIOLO / Edition Patrick Frey,eine Kollaboration des Verlags mit dem AusstellungsraumSTUDIOLO. Die Kuratoren Fredi Fischli und NielsOlsen betreiben in einem Atelierhaus in Zürich einvielfältiges Programm gegenwärtiger Kunstproduktion.Die Ausstellung The Log-O-Rhythmic Slide Rule imFrühjahr 2012 widmete sich dem Werk von Trix undRobert Haussmann und ist Ausgangspunkt für diefolgende Publikation, die mit Bildern, Essays, Künstlerbeiträgenund einem Gespräch vertieften Einblickin das reiche Schaffen des Schweizer Architekten- undDesignerpaars bietet.Trix und Robert Haussmann gehören zu den wichtigstenArchitekten, Designern und Theoretikern in der Prägungund Ablösung der klassischen Moderne in der Schweiz.Ihr Lebenswerk umfasst derzeit rund 650 realisierteProjekte; in Zürich u.a. die Da-Capo-Bar, den neuenHauptbahnhof, die Boutique Weinberg und die Kronenhallenbar.Das Jahr 1967 markiert mit ihrer Heirat undder Gründung des Büros Allgemeine Entwurfsanstaltden Beginn ihrer langjährigen gemeinsamen Tätigkeit,aus der Arbeiten hervorgegangen sind, die mit denDogmen erstarrter Architekturpraktiken brechen. NebenBauten und Möbeln entstand ein reiches theoretischesOEuvre, das in dieser Publikation erstmals präsentiertwird und die Grundlage für eine zukünftige Auseinandersetzungmit ihrem Werk schafft.
1978 erscheint der Fotoband Liebes Leben über die Zürcher Künstlermuse und Prostituierte Irene, auch 'Lady Shiva' genannt, von Roswitha Hecke zum ersten Mal. Es wird nicht nur zum Kultbuch, sondern ein Welterfolg. Mehrmals aufgelegt und in etliche Sprachen übersetzt, ist es jetzt endlich wieder erhältlich.In der Edition Patrick Frey erscheint Irene in einer neuen, veränderten Auflage mit noch nie veröffentlichten Bildern.Die 1944 in Hamburg geborene Fotografin Roswitha Hecke lernt Irene am Filmset bei Werner Schroeter kennen. Irene, ein heimlicher Star der damaligen Zürcher Bohème, arbeitete bis zu ihrem tragischen Unfalltod als Prostituierte. Während drei Wochen fotografiert Hecke ihren Alltag in Zürich und begleitet sienach Rom, wo Irene immer ihren Geburtstag feierte. Entstanden ist ein subtiles und starkes Porträt einer eben so schönen wie selbstbewussten Frau mit unnachahmlicher, erotischer Ausstrahlung und stolzer Eleganz. In einer Mischung aus inszenatorischer und dokumentarischer Herangehensweise entstanden Bildervon einzigartiger Unmittelbarkeit und Gegenwärtigkeit.'Irene wollte schön sein, eine Frau sein, frei sein. Sie war direkt und launischwie ein Kind. Sie liebte den Flirt mehr als die Ehe. Spannung mehr als Harmonie.Sehnsucht mehr als Befriedigung. Und Distanz mehr als Berühung. Mit allerKonsequenz lebte sie ihr Leben danach.' (Roswitha Hecke)
Vierzig Jahre sind verstrichen, seit sich Boris Blank, Dieter Meier und anfangs noch Carlos Perón - alias Yello - im schönen Zürich daran machten, mit Tonband, Schere und Witz ihr eigenes Kapitel Musikgeschichte zu schneidern. Kaum der Wiege entsprungen, stand die Band auch schon in der New Yorker Disco Roxy und bestaunte das wallende Meer von Leibern, die sich zum Beat ihrer wegweisenden Single Bostich in die Ekstase tanzten. Dank Alben wie Solid Pleasure, You Gotta Say Yes To Another Excess und Flag, ganz zu schweigen von Singles wie Oh Yeah und The Race, geniesst Yello heute einen festen Platz im Pantheon der Pioniere elektronischer Pop-Sounds. Und erst vor Kurzem wieder haben Blank und Meier mit ihrem vierzehnten Studioalbum Point.Yello gezeigt, dass Alter vor musikalischem Abenteuergeist durchaus nicht schützt.Der anhaltende Erfolg von Yello fundiert in der standhaften Weigerung, sich um die Regeln des Musikgeschäfts zu kümmern. Das vorliegende Buch feiert die Zeit, in welcher sich der Klangmaler Blank und der Wortmagier Meier aufmachten, die Yello-Welt zu erschaffen. Natürlich folgt auch dieses nicht dem üblichen Pfad einer bunten Pop-Biografie. Derweil Meier vor seinem Sprung in die Musikwelt als Experimentalfilmer und Konzeptkünstler ein kühnes Auge für verspielte und bewusst sinnfreie Ästhetik an den Tag gelegt hatte, war sich auch Studiobastler Blank sehr wohl der Kraft visueller Darstellung bewusst. Für Oh Yeah - Yello 40 haben die beiden Lebenskünstler tief in ihren Souvernirschachteln gewühlt und ein Sammelsurium von Polaroids, Postern, Briefen, Fanzine- Reviews, Skizzen, Erinnerungsbildern vom Ausflug nach Kuba - und sogar die handgeschriebenen Noten zum Nachspielen von Bostich zutage gefördert. Oh Yeah - Yello 40 ist nicht bloss eine mosaikhafte Reportage aus einer Zeit, als wir alle noch jung waren. Es ist auch das Dokument eines von postpunkigem Übermut beseelten Zeitgeistes in einer Stadt, wo nur Narren vergessen hatten, dass es die Geburtsstätte des Dadaismus war.- Hanspeter «Düsi» Kuenzler
«Ein besonderer Moment im Fotografieren ist der Augenblick kurz vor dem Abdrücken, wenn du ganz unbewusst von etwas bewegt wirst. Du versuchst ihn festzuhalten, diesen flüchtigen Augenblick, in dem die Gefühle durch dich fliessen ohne dass du sie ganz verstehst. Diese Bilder versuchen diesen Moment mittels Fotografie zu bewahren und verkörpern meine persönliche Interaktion mit Korea, wo diese Bilder gemacht wurden. Der unerwartete Fluss an Gefühlen, den man nur augenblicklich vor dem Abdrücken erlebt, formt meine Erfahrung der Welt und definiert mich als Person. Diese unbeschönigten Darstellungen vonSüdkoreas einfachen Randgebieten blicken in die Tiefen menschlicher Einsamkeit. Sie verbildlichen das unbewusste Streben der Menschen, sich mit ihrer Einsamkeit abzufinden, schauen dem Mensch-Sein mit einer gefassten Gelassenheit ins Gesicht.»- Jong Won RheeDie Menschen in Jong Won Rhees Bildern sind meist abgewandt oder in sich selbst gekehrt. Die charakteristischen blauen Dächer, der blühende Mohn, die lauten Reklametafeln und Ladenschilder, die gebündelten Frühlingszwiebeln am Marktstand, die saftigen Felder wirken alle farbiger als die Menschen, welche uns in diesen zeitgenössischen Alltagsszenen begegnen.
FUTURE ist eine Serie von 5-6 Publikationen von Taiyo Onorato & Nico Krebs, die im Laufe der nächsten Jahre bei der Edition Patrick Frey erscheinen werden. Die verschiedenen Kapitel des Projektes werden laufend publiziert, ohne dass ein genauer Inhalts- oder Zeitplan feststeht. Es ist Teil des Konzeptes, dass relativ schnell publiziert und so auch auf direkte Geschehnisse oder Befindlichkeiten reagiert werden kann. Die erste Publikation der FUTURE-Serie erscheint unter dem Titel FUTURE MEMORIES und befasst sich mit der Frage, wie sich unsere Vorstellung von Zukunft in den letzten Dekaden verändert hat, wie sich das auf die Empfindung der Gegenwart auswirkt und wie wir den kommenden Veränderungen gegenüberstehen. Die vor allem aus Archivmaterial von Taiyo Onorato &Nico Krebs neu geschaffenen Bilder sind auch eine materielle Auseinandersetzung damit, dass jede Imagination und Illustration der Zukunft immer eine Collage von Bildern aus der Vergangenheit ist. Mit einer Kombination von analoger Grossformat- Fotografie und verschiedenen digital gesteuerten Laser-Technologien wurde eine Bildwelt kreiert, die mit SciFi-Referenzen operiert und sich assoziativ einer Gefühlswelt annähert, die zwischen dem Optimismus der Kindheit der Autoren und der dystopisch gefärbten Gegenwart hin- und herpendelt.
Ein "shiv" oder "shank" ist eine selbstgebastelte Waffe aus dem, was im Gefängnis zur Verfügung steht. «Unbeabsichtigt dreizehnmal auf ein shank zu fallen» ist eine poetisch-sarkastische Art zu sagen, dass man Opfer einer Messerstecherei wurde.«Dies endet nicht immer tödlich, aber ist immer schmerzhaft. Dennoch muss man weitermachen, sich den Gegebenheiten anpassen. Diese Schmerzresistenz und Anpassungsfähigkeit haben auch die Charaktere, die ich fotografiere - Roma, Bettler, Gauner, Vagabunden, Underdogs, Lebenskünstler, Bettelmusiker, lichtscheue Geschöpfe in Rumänien und Moldawien. Es ist mir wichtig, das post-kommunistische Rumänien mit allen Problemen nicht voyeuristisch auszuschlachten. Ich agiere nicht als teilnahmsloser Beobachter, sondern versuche mehr und mehr, diesen Menschen die Freiheit zu geben, sich selbst vor der Kamera darzustellen. Dadurch treiben sie die nötige Änderung sozialer Stereotype, die ihnen immer noch anhaften, selbst mitvoran.» (Mihai Barabancea) Die Kamera dient Barabancea dabei als Werkzeug der Interaktion zwischen Fotograf und Porträtierten. Doch statt schön inszenierter Bilder sucht sein Blick das Unmittelbare und die Fotografien, die daraus entstehen, bestechen durch ihre erbarmungslose Rohheit und Schärfe.
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