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INDES 2/2023 widmet sich im Schwerpunkt dem Scheitern. Hoher, schneller, weiter - moderne Gesellschaften sind auf Erfolg ausgerichtet, feiern die Erfolgreichen und eifern ihrem Vorbild nach. Zwar hat zumindest in der Wirtschaft und in Selbstoptimierungsworkshops (mittlerweile) auch Misserfolg durchaus seinen Platz und Sinn - allerdings meist als Lerngelegenheit und damit Sprungbrett fur kunftiges Gelingen. Wie aber verhalt es sich mit fundamentalem Scheitern, mit Misserfolgen und Fehlern, die sich auch mit grosstmoglichem Optimismus nicht als wertvolle Lernerfahrung auf dem Weg zu letztlich noch besseren Ergebnissen - eben: Erfolg - (um)deuten lassen? Uberhaupt: Mussten wir angesichts endlicher Ressourcen und elementarer Bedrohungen nicht spatestens jetzt unsere (gesellschaftlichen) Erfolgsmassstabe infrage stellen? Die aktuelle INDES versucht, zur Klarung von derlei Fragen beizutragen. Im Fokus steht das Scheitern in der Politik; daneben interessieren uns aber auch Perspektiven auf Misserfolg in Wirtschaft, Wissenschaft, Literatur, Musik und Psychologie.
Lustrum Band 55 enthalt einen grossen Forschungsbericht uber Juvenal. Walter Kissel, ein ausgewiesener Kenner der romischen Satire, leistet eine kritische Wurdigung der vollstandig erfassten wissenschaftlichen Literatur, die diesem letzten grossen Vertreter der romischen Verssatire zwischen 1962 und 2011 gewidmet worden ist. Der Bericht zerfallt in zwei grosse Teile: Der eine bespricht die Forschungsliteratur nach ubergeordneten Gesichtspunkten der Juvenalphilologie (u. a. die zu der kontroversen Frage nach der Zuverlassigkeit des Satirensprechers, dessen frauen-, schwulen- und auslanderfeindliche Tiraden den heutigen Leser verstoren), der andere dokumentiert und wurdigt die zu den sechzehn Juvenalsatiren im einzelnen geleistete wissenschaftliche Arbeit, insbesondere die vielen textkritischen und exegetischen Beitrage zu schwierigen Stellen des voraussetzungsreichen Satirencorpus.
Der Erste Weltkrieg wird zumeist als Vorlaufer-Konflikt des Zweiten Weltkrieges gesehen. Es lohnt jedoch, auch die Gegenperspektive einzunehmen: Der Erste Weltkrieg als letzter Krieg des langen 19. Jahrhunderts, als vorlaufiger Hohe- oder Tiefpunkt einer zivilisatorischen Entwicklung - der des modernen Krieges. Der Sammelband geht zwei Fragestellungen nach. Einerseits der Frage nach dem Krieg in der Literatur: Wie spiegeln literarische Werke das Erlebnis des modernen Krieges wider und welche Haltung nehmen sie zu ihm ein? Und andererseits der Frage nach der Literatur im Krieg: In welcher Weise reflektieren Werke, die in grosster Nahe zum Toten und Getotet-Werden verfasst worden sind, aber nicht von ihm handeln, Vorstellungen uber eine kunftige Friedensordnung? Das Buch tragt Studien namhafter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, die sich beispielsweise mit den Schriften von Edwin Erich Dwinger, Stefan George, Ernst Junger, Jan Kochanowski, Janusz Korczak, Thomas Mann, Max Scheler, Werner Sombart, Jozef Wittlin oder Arnold Zweig befassen. Das Spektrum der Gattungen reicht dabei von der Lyrik bis zur Graphic Novel, vom Kriegsbrief bis zum Feuilleton.
Vor dem Hintergrund der Kontroverse um die Notwendigkeit guter Werke (Majoristischer Streit, unsere Edition Bd. 3) brachen weitergehende Fragen auf. Im Zentrum des Antinomistischen Streits (1556-1571) stand die Frage nach Funktion, Bedeutung und Gebrauch des Gesetzes und des Evangeliums fur das Leben der Christen. Insbesondere war strittig, ob der Mensch nach seiner Bekehrung einer besonderen Anleitung zum gottgefalligen Leben durch das Gesetz bedurfe. Die Diskussion wurde ausgelost durch den Abschied der Eisenacher Synode von 1556, der die Sorge um die rechte Verhaltnisbestimmung von Gesetz und Evangelium ansprach. Verschiedene Aspekte diesesProblems wurden an unterschiedlichen Orten des Reichs besonders intensiv debattiert, wobei die Begrifflichkeiten teils sehr schwankend waren. Der Gefahr von Spaltungen innerhalb der Gemeinwesen durch die andauernden theologischen Streitigkeiten suchten die jeweiligen Obrigkeiten teils durch Vermittlung, teils auch durch Zwangsmassnahmen entgegenzuwirken, so dass es mehrfach zur Entlassung von Predigern kam. Im vierten Band der Edition "Controversia et Confessio" sind fur den Streit bedeutsame Texte von Matthias Flacius, Anton Otho, Nikolaus von Amsdorf, Abdias Praetorius, Andreas Musculus, Joachim Morlin, Andreas Fabricius, Jakob Sybold, Paul Crell, Johann Wigand, Christoph Pezel und anderen versammelt.
Wolfhart Pannenberg (1928-2014) war ein evangelischer Theologe mit herausragender Bedeutung fur die Philosophie und Theologie im 20. Jahrhundert, insbesondere innerhalb der Okumene. Die Konzeption "Offenbarung als Geschichte", die unter anderem auf Gerhard von Rads exegetischer Arbeit fusste, machte Schule und wurde zu einer bestimmenden Stromung innerhalb der systematischen Theologie. In diesem Band werden seine Schriften Was ist der Mensch?, Die Bestimmung des Menschen, Christliche Spiritualitat, Metaphysik und Gottesgedanke und Grundlagen der Ethik erneut zuganglich gemacht.
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