Bag om Auschwitz Im Widerstreit
Die Ermordung der europäischen Juden, die Shoah, ist in der deutschen Öf fentlichkeit mittlerweile zu einem beachteten Datum geworden. Nie zuvor fand die Einschätzung, diesem Ereignis müsse ein hervorgehobener Platz in der Erinnerung des Kollektivs reserviert werden, hierzulande eine so deutli che Mehrheit. So beschloß der Deutsche Bundestag im Juni 1999, ein zentrales Denkmal für die Opfer der Shoah zu bauen. In früheren Jahrzehnten, etwa im Historikerstreit der achtziger Jahre, mußte noch gegen Bestrebungen argu mentiert werden, die im Gas Gestorbenen gegen die Toten anderer Verbre chen aufzurechnen und sie damit einem nivellierenden Gedenken preiszuge ben, das in der Entlastung der Täter ende. Trotz mancher Versuche in den neunziger Jahren, die mannigfaltigen Verfolgungen unter dem inzwischen zu sammengebrochenen Staatssozialismus an der Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten zu messen und trotz einer Renaissance der Rede vom Totalitarismus, hat sich in der öffentlichen Debatte die Vorstellung von der singulären Dimension der nationalsozialistischen Verbrechen durchgesetzt. Dabei verursachen die Fragen, die die Shoah bis heute aufwirft, immer wie der besonders emotionsgeladene Diskussionen und Reaktionen. Hier wirkt ei ne Kontinuität, die schon im kollektiven Schweigen der fünfziger und in der Aggressivität der studentischen Proteste während der sechziger Jahre nachge wiesen werden kann.
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