Gør som tusindvis af andre bogelskere
Tilmeld dig nyhedsbrevet og få gode tilbud og inspiration til din næste læsning.
Ved tilmelding accepterer du vores persondatapolitik.Du kan altid afmelde dig igen.
Dem Dichter ist es an- und eingeboren, Daß er sich lange in sich selbst versenkt, Und, in das innre Labyrinth verloren, Des äußeren der Welt erst spät gedenkt; Und dennoch hat ihn die Natur erkoren, Zu zeigen, wie sich dies mit dem verschränkt, Und es in klarem Bilde darzustellen, Wie beide sich ergänzen und erhellen. Denn nicht, wie wohl ein irdscher Künstler, spielend, Wenn er zurück von seiner Tafel trat, Dem Lieblingskind, das, lüstern darnach schielend, Schon längst ihn still um seinen Griffel bat, Ihn freundlich darreicht, auf nichts andres zielend, Als daß es, träumend von gewaltger Tat, Sein Meisterstück in toten, groben Zügen Nachbilde, wie es kann, sich zu vergnügen; Nur, weil sie selbst, ins einzelste zerfließend, Sich endlich auch doch konzentrieren muß, Und, in dem Teil als Ganzes sich genießend, Den Anfang wieder finden in dem Schluß, Der, sich mit der Idee zusammenschließend, Ihr erst verschafft den höchsten Selbstgenuß, Den alle untern Stufen ihr verneinen: Rein, ganz und unverworren zu erscheinen;
Frühlingszeit! Die Sonne schimmert durch das Fichtengrün.Eine schlanke Dirne ist schon eine Strecke weit durch das Wäldchen am Hügel gewandert. Die leichte Last, ein verdeckter Korb, den sie auf dem Kopfe trägt, nimmt ihr nicht den Atem; so kommt ihr, sie weiß eigentlich selber nicht warum, die Lust zu singen an: »Es soll kein andrer sein, Der mich soll nehmen ein, Als du, o schönes Kind! Dir bleib i treu!« Da stockt sie aber schon wieder, um sich nach den Frühlingsblumen zu bücken. Während sie sich langsam niederbeugt, damit ihr Korb nicht ins Wanken gerät, hebt eine Männerstimme an; »Stoß mir das Heiz entzwei, Wenn eine falsche Treu' Oder nur falsche Lieb' Bei mir verspürst!« Dunkelrot läuft's über die Wangen des Mädchens. Der Gesang hat ganz hübsch geklungen; aber es ist ein Vers aus demselben Liede, das sie begonnen hat, und sie so zu unterbrechen, erscheint ihr eine arge Keckheit. Sie springt so rasch auf, daß sie mit beiden Händen ihre Last vor dem Herabstürzen bewahren muß, ¿ nein, die Freude, daß sie erschreckt worden ist, soll der dreiste Geselle nicht auch noch haben.
Laß bluten deine Wunden, laß Die Tränen fließen unaufhaltsam Geheime Wollust schwelgt im Schmerz, Und Weinen ist ein süßer Balsam. Verwundet dich nicht fremde Hand, So mußt du selber dich verletzen; Auch danke hübsch dem lieben Gott, Wenn Zähren deine Wangen netzen. Des Tages Lärm verhallt, es steigt Die Nacht herab mit langen Flören. In ihrem Schoße wird kein Schelm, Kein Tölpel deine Ruhe stören.Hier bist du sicher vor Musik, Vor des Pianofortes Folter, Und vor der großen Oper Pracht Und schrecklichem Bravourgepolter. Hier wirst du nicht verfolgt, geplagt Vom eitlen Virtuosenpacke Und vom Genie Giacomos Und seiner Weltberühmtheitsclaque. O Grab, du bist das Paradies Für pöbelscheue, zarte Ohren ¿ Der Tod ist gut, doch besser wär's, Die Mutter hätt uns nie geboren.
Mein Geist, der noch zurück auf diese Länder sieht, Die vormals mich geliebt, die sonst durch mich geblüht; Den, da die Zeit von mir die Asche selbst zerstreuet, Noch stets der Völker Glück, die ich regiert, erfreuet; Mein Geist erblickt vergnügt, aufmerksam, hoffnungsvoll Dich, Friedrich, auf dem Thron, der durch dich prangen soll. Ich weide mich an dir, und such in deinen Werken. Dein Anfang läßt mich schon Fleiß, Recht und Güte merken. Entzückt schließ ich daraus mit iedem Unterthan, Daß man aufs künftige schon mehr als hoffen kann: Aus Gründen schließ ich es, aus Zeichen, die nicht trügen. Ist es nicht wahr? du fühlst das göttliche Vergnügen, Das niemand als ein Geist, der edel denkt, genießt, Das sich durch Wohlthun nährt, und aus dem Wohlthun fließt? Du fühlst, wie schön es sey, für frohe Völker wachen, Ein ganzes Reich erfreun, und Herzen glücklich machen, Mit ernster Weisheit sich der Menschenliebe weyhn, Ihr Vater, Sorger, Freund und auch ihr Beyspiel seyn, Und treibt ein strenger Zwang das Rachschwerdt nicht zum Kriegen, Durch seiner Länder Flor bloß über andre siegen? Dieß war, als ich gelebt, die Freude meiner Brust, Sprich, Friedrich, fühlst du nicht in dir itzt gleiche Lust? Du fühlst sie, ja! genug. Du wirst unsterblich werden.
Jene Wirklichen, die ihrem Gleichen überall zu wachsen und zu wohnen gaben, fühlten an verwandten Zeichen Gleiche in den aufgelösten Reichen, die der Gott, mit triefenden Tritonen, überströmt bisweilen übersteigt; denn da hatte sich das Tier gezeigt: anders als die stumme, stumpfgemute Zucht der Fische, Blut von ihrem Blute, und von fern dem Menschlichen geneigt.Eine Schar kam, die sich überschlug, froh, als fühlte sie die Fluten glänzend: Warme, Zugetane, deren Zug wie mit Zuversicht die Fahrt bekränzend, leichtgebunden um den runden Bug wie um einer Vase Rumpf und Rundung, selig, sorglos, sicher vor Verwundung, aufgerichtet, hingerissen, rauschend und im Tauchen mit den Wellen tauschend die Trireme heiter weitertrug.Und der Schiffer nahm den neugewährten Freund in seine einsame Gefahr und ersann für ihn, für den Gefährten, dankbar eine Welt und hielt für wahr, daß er Töne liebte, Götter, Gärten und das tiefe, stille Sternenjahr.
»Mutta ¿ Mutta ¿« gellte es über den Hof. Der schrille Klang der hellen Kinderstimme lockte verschiedene Dienstmädchen ans Fenster. »Bachs Jöhre brüllt lauter wie die größte Trompete, ¿ was will sie denn nu schon wieder?« fragte eins der menschenfreundlichen Geschöpfe und sah nach der zweiten Etage empor, wo sich der glattgescheitelte Kopf von Frau Bach mit halb lachendem, halb wütendem Ausdruck zeigte. »Lotte! Was willst du? Schrei' bloß nicht so, man denkt ja, dir ist was passiert!« rief die Mutter und schaute auf ihren hoffnungsvollen Sprößling herab. »Mädel, wie siehst du bloß wieder aus!« kam es ärgerlich hinterher, denn die spürenden Augen entdeckten sofort, daß die weiße Schürze schwarz geworden war, daß der dicke blonde Zopf sich aufgelöst hatte. Die starken Haarmassen hingen zerzaust um das frische, blühende Kindergesichtchen.
Ganz unverhofft an einem Hügel Sind sich begegnet Fuchs und Igel. Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht! Kennst du des Königs Ordre nicht? Ist nicht der Friede längst verkündigt, Und weißt du nicht, daß jeder sündigt, Der immer noch gerüstet geht? Im Namen seiner Majestät Geh her und übergib dein Fell. Der Igel prach: Nur nicht so schnell. Laß dir erst deine Zähne brechen, Dann wollen wir uns weiter sprechen! Und allsogleich macht er sich rund, Schließt seinen dichten Stachelbund Und trotzt getrost der ganzen Welt Bewaffnet, doch als Friedensheld.
Ueddah, vom Lande Jemen, war berühmt unter den Arabern für seine Schönheit. Er und Om- el-Bonain, Tochter von Abd-el-Asis, dem Sohne Meruans, liebten sich, als sie noch Kinder waren, schon so sehr, daß eins vom andern nicht einen Augenblick getrennt sein mochte. Als Om-el-Bonain die Frau des Ualid-Ben-Abd-el-Malek wurde, verlor Ueddah den Verstand. Nachdem er lange Zeit in einem Zustand von Wirrnis und Weh hingebracht hatte, begab er sich nach Syrien und fing an, täglich um die Wohnstätte Ualids, des Sohnes Maleks, umher zu streifen, ohne zuerst eine Möglichkeit zu finden, sein Begehren zu erreichen. Zuletzt begegnete er einem jungen Mädchen, das er durch beharrliche Fürsorge an sich zu fesseln verstand. Als er meinte, ihr vertrauen zu können, fragte er sie, ob sie Om-el-Bonain kennte. »Freilich, sie ist ja meine Herrin,« antwortete das junge Mädchen. »Nun denn,« fuhr Ueddah fort, »deine Herrin ist meine Base, und willst du ihr Nachricht von mir bringen, so wirst du ihr gewiß Vergnügen bereiten.« »Ich will sie ihr gern bringen,« erwiderte das junge Mädchen. Und darauf lief sie alsbald zu Om-el-Bonain, um ihr Nachricht von Ueddah zu geben. »Gib acht, was du sagst!« rief diese, »wie? Ueddah lebt?« ¿ »Gewiß,« erwiderte das Mädchen. »Geh und sag ihm,« fuhr alsbald Om-el-Bonain fort, »er soll nicht weggehn, bis ihm von mir eine Botschaft gekommen ist.« Dann traf sie ihre Maßnahmen, um Ueddah bei sich einzulassen, und daselbst hielt sie ihn versteckt in einer Truhe. Sie ließ ihn heraus, um mit ihm zusammen zu sein, wenn sie sich in Sicherheit glaubte; und wenn jemand kam, der ihn hätte sehen können, so ließ sie ihn wieder in die Truhe gehen.
Es war noch dunkel in dem kleinen Katenhause. Die Morgendämmerung stritt sich mit der Nacht. Fahle Schatten liefen über die Mauern wie graue Mäuschen, die aus dem Wesenlosen kommen und ins Wesenlose verschwinden. Da drehte sich Martin Kriews, der ewig Arbeitslose, das erste Mal auf seinem rot und weiß gewürfelten Strohsack herum. Ein behagliches, erwachendes Grunzen wurde laut. Dann stieß er mit der Faust gemütlich, friedvoll nach dem benachbarten Strohsack herüber. »Süßing,« gähnte er, »es is all wieder so'n schönen Tag. Die Sonne scheint. Kuck eins, ganz rot« ¿ dabei starrte er in die webenden schwarzen Schatten hinein und hatte das Bewußtsein, daß die Sonne immer näher auf ihn zuschritte, mit einemkupferroten Gesicht, genau so wie die Frau des Gastwirts Krey, jene liebreiche Weiblichkeit, die ihm noch am Abend vorher einen kleinen Kübel des ganz neu gebrannten Kirsch- und Pfefferminzlikörs mit freundlichem Schwung in sein ungeheures Paßglas gegossen hatte.
»Keisi ni Makoto nashi Towa Soria Taga uta? Makoto aru ¿ made Kimo sezumi!« (Wer wagt zu sagen, daß uns die Treue fehlt? Wer kommt uns so nahe, daß er unsere Treue erprobt!) So heißt ein altes Lied von Yoshiwara, dem »nachtlosen Schloß«, in dem zu jeder Zeit dreitausend Frauen wohnen, die jedes Europäers Mitleid erwecken, da er glaubt, sie säßen im Käfig wie die wilden Tiere im zoologischen Garten. Er weiß ja nicht, daß das Gitter, das ihm den Begriff Käfig weckt, nicht darum vorhanden ist, ihnen die Flucht unmöglich zu machen, sondern nur, damit kein rauher Mensch die zarten Mädchen unsanft anfasse. Es sind ja wirklich zarte Mädchen, was kein Ausländer ahnt, denn die Ursache, warum neun Zehntel von ihnen hierherkamen, ist ihm unbekannt. Aber ich bin dessen ganz sicher, daß die Geschworenen Europas kaum eines der Yoshiwaramädchen als ehrlos verdammen würden. Freilich, daß sie so skrupellos zu Tausenden diesen Freudenberuf erwählen, nach dem Motto »der Zweck heiligt die Mittel«, zeigt zur Genüge, daß bei uns in Japan die Kurtisanen Yoshiwaras auf weit geachteterer Stufe stehen als die Freudenmädchen europäischer Bordelle.
Man darf in dieser Schrift, obgleich sich ihr Verfasser als Historiker bezeichnet, keine historische Würdigung des Militarismus erwarten, vielmehr ist sie ein Versuch, gegenwärtige Zustände zu schildern, nicht um sie aus der Vergangenheit zu erklären, sondern um auf ihre Bedeutung für die Zukunft, d. h. für die weitere Entwicklung unseres Volkes hinzuweisen.Wohl weiß ich, daß auch die bloße Schilderung des gegenwärtigen Militarismus sehr unvollständig ist; denn wichtige Lebensgebiete sind nur flüchtig, andere, z. B. Literatur und Kunst gar nicht berührt, und überall würden sich die Einzelheiten sorgfältiger gestalten, besonders auch wirksam erläuternde Beispiele heranziehen lassen. Aber die bedeutsamsten Erscheinungsformen werden doch beachtet sein, und da es mir nicht auf eine akademische Betrachtung, sondern auf praktische Wirksamkeit ankam, so durfte die Erkenntnis der Unvollständigkeit mich nicht zurückhalten. Als eineAnklageschrift habe ich meine Erörterungen bezeichnet und damit schon angedeutet, daß die gegenwärtigen Erscheinungen nicht ganz mit der beschaulichen Ruhe betrachtet sind, die dem Historiker seinem Stoffe gegenüber ziemen würde. Zwar habe ich mich bemüht, kein Wort zu sagen, das ich nicht auch als Historiker verantworten könnte, aber meine Aufmerksamkeit war allerdings nicht darauf gerichtet, ein liebevoll ausgeführtes Gemälde des Militarismus mit sorgsamer Verteilung von Licht und Schatten zu entwerfen, sondern die verderblichen Grundzüge seines Charakters, so wie ich sie erkannt zu haben glaube, kräftig ans Licht zu stellen.
Goethes Faust in seiner ältesten Gestalt, wie er uns jetzt seit Erich Schmidts glücklicher Entdeckung der Göchhausenschen Abschrift vorliegt, zerfällt in drei deutlich zu scheidende, unmittelbar auf einander folgende Hauptmassen. Es sind: 1) Der erste Monolog Fausts mit der Erdgeistscene: (V. 1-168 = 354-521). 2) eine Reihe von Scenen, die mit einander gemein haben, daß sie auf akademische Zustände ein satirisches Licht werfen. Die erste von ihnen zeigt uns den Professor Faust mit seinem Famulus Wagner: sie ist unmittelbar mit der ersten Hauptmasse verbunden. (V. 109-248 = 522-605.) Darauf folgt jedoch ohne anderen als inneren Zusammenhang die Schülerscene. (V. 249-444 = 1868-2050). Der Teufel in des Professors Maske belehrt den jungen Studenten. Eine dritte Scene (V. 445-452, von da in Prosa. Z. 1-210 mit Liedern untermischt = V. 2073-2336) führt mitten hinein in das rohe, geistlose Treiben akademischer Jugend. Doch gehört die Scene in Auerbachs Keller im übrigen in einen neuen Zusammenhang; sie ist die erste Station auf Fausts Welt- und Lebensfahrt. In diese Scenenreihe hätte, wenn sie ausgeführt worden wäre, die Disputationsscene gepaßt. (Paralip. 11. 12.) Der Doctorschmaus (V. 1712) hätte sich an sie angeschlossen. Jedenfalls hatte also der Dichter ursprünglich dem akademischen Leben und Treiben, auf dessen Boden ja sein Held zunächst stand, von dem er losgerissen werden sollte, eine ausführlichere Behandlung zugedacht. 3) Die Gretchentragödie, das im ältesten Faust am meisten ausgeführte und daher auch räumlich bedeutendste Stück; sie beginnt mit der ersten Begegnung von Faust und Gretchen und endet mit der Kerkerscene. (V. 458-1435; danach zwei Scenen in Prosa Z. 1-66 und 1-112, unterbrochen durch die Verse 1436-1441; = 2605-3216; 3342-3369; 3374-3659; 3776-3834. Z. 1-81; 4399-4612.) Eine einzige Scene des ältesten Faust wurde später ganz fallen gelassen; es ist die kleine Übergangsscene vor der Gretchentragödie (Landstraße. 453-456); alle übrigen finden sich, wenn auch teils verändert, teils umgedichtet im Fragment von 1790 und in der Ausgabe von 1808 wieder.
Ein Mäusepaar sah einem freudigen Ereignis entgegen. »Geh hin,« sprach die Mäusin zum Mäuserich, »und kundschafte, ob du irgendwo einen fetten Ort findest, der mich mit meinen kleinen Mäuslein lange gut ernähren wird.« Der Mäuserich drückte ihr einen Kuß auf die Schnauze und begab sich auf die Reise. »Daß du nicht zu lange ausbleibst,« sagte sie noch, »und gehe ja nicht in die Falle.« »Nein, nein, ich komme gleich wieder,« sprach er. Er kletterte und rutschte durch alle Engpässe und Fluren des Hauses Nr. 96 empor, schließlich roch und duftete es in der dritten Etage bei Stanges nach einer Unmenge schöner Blumen, dem reichen Abfall von Küche und Tisch, der überall zerstreut lag. Freudig erglänzten Mäuserichs Augen, hier wollte er seine Traute herbringen, damit sie die Kleinen zur Welt brächte. Schleunigst wollte er umkehren und seiner Frau von dem Lande künden, damit sie mit ihm herzöge. Wie's aber so geht, an einem Punkte dieser Landschaft blieb er stehen, um sich noch einmal umzuschauen. Da floß ein rauschendes Wasser, das gurgelnd in die Untiefe kollerte. Auch fiel ein helles Licht neben ihn. Er verkroch sich in den Schatten, da sah er eine Riesengestalt vor sich, die schnell wieder verschwand. Er zitterte über diese Erscheinung und blieb in stillem Bangen sitzen, ob hier wirklich so gute Stätte sein würde. Während ihm alles übrige recht wohl gefallen hätte, hier war es wild romantisch; das grelle Licht und die tosenden Wasser. Endlich wollte er wieder fürbaß gehen und seiner Frau Meinung darüber hören, aber da erschien wieder die Riesengestalt, und es hielt ihn fest in Angst und Bangen.
In einem Saale des mailändischen Kastelles saß der junge Herzog Sforza über den Staatsrechnungen. Neben ihn hatte sich sein Kanzler gestellt und erklärte die Zahlen mit gleitendem Finger."Eine furchtbare Ziffer!" seufzte der Herzog und entsetzte sich vor der Summe, welche die mit Eile betriebenen Festungsarbeiten verschlungen hatten. "Wie viele Schweißtropfen meiner armen hungernden Lombarden!" Und um dem Anblick der verhängnisvollen Zahl zu entrinnen, ließ er die melancholischen Augen über die Wände laufen, die mit hellfarbigen Fresken bedeckt waren.Links von der Tür hielt Bacchus ein Gelag mit seinem mythologischen Gesinde, und rechts war als Gegenstück die Speisung in der Wüste behandelt von einer flotten, aber gedankenlosen, den heiligen Gegenstand bis an die Grenzen der Ausgelassenheit verweltlichenden Hand. Oben auf der Höhe, klein und kaum sichtbar, saß der göttliche Wirt, während sich im Vordergrunde eine lustige Gesellschaft ausbreitete, die an Tracht und Miene nicht übel einer Mittag haltenden lombardischen Schnitterbande glich und zum Lachen alle Gebärden eines gesunden Appetites versinnlichte.Der Blick des Herzogs und der demselben aufmerksam folgende seines Kanzlers fielen auf ein schäkerndes Mädchen, das, einen großen Korb am Arme, wohl um die überbleibenden Brocken zu sammeln, sich von dem neben ihr gelagerten Jüngling umfangen und einen gerösteten Fisch zwischen das blendend blanke Gebiß schieben ließ. "Die da wenigstens verhungert noch nicht", scherzte der Kanzler mit mutwilligen Augen.
Dem Jüngst Der Ferdinand hat einen Krantz geschenket /Wie komts / daß dieser noch was höher aus gedenket?Die Tugend und die Kunst ist sie nicht gnug belohnt /Wenn sie der Käyser selbst zu preisen nicht verschont?Ein Kluger kan die Kunst aus Mißgunst nicht vergraben /Daß sie nicht nach dem Tod' auch solt ein Ander haben /Er thut so viel Er kan und mehret den Verstand /Jn dem' Er trefflich schreibt durch die gelehrte HandDas nach dem Himmel schmekt. Hat Er gleich viel gegeben /Dadurch Er Ewig kan auch nach dem Tode leben /So fährt Er dennoch fohrt und denket / daß einMann Der hoher Sinnen ist / nicht gnugsahm schreiben kan.Wir lesen viel von Euch was frei und daß gebunden /Daraus ein Teutsches Hertz hat offtmahls Lust empfunden
Als man zählte nach Christi Geburt eintausend und etliche hundert Jahr, da begab sich's, daß die sieben Schwaben in die weltberühmte Stadt Augsburg einzogen; und sie gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister allda, um sich Waffen machen zu lassen; denn sie gedachten das Ungeheuer zu erlegen, welches zur selbigen Zeit in der Gegend des Bodensees übel hauste und das ganze Schwabenland in Furcht und Schrecken setzte. Der Meister führte sie in seine Waffenkammer, wo sich jeder einen Spieß oder sonst was auswählen konnte, was ihm anstand. »Bygost!« sagte der Allgäuer, »sind das auch Spieße? So einer wär mir just recht zu einem Zahnstürer. Meister, nehmt für mich nur gleich einen Wiesbaum von sieben Mannslängen.« »Potz Blitz,« sagte der Blitzschwab, »Allgäuer, progle dich nicht allzusehr.« Der Allgäuer sah den mit grimmigen Augen an, als wollte er ihn damit durchbohren. »Eigentlich hast du recht, Männle!« sagte der Blitzschwab und streichelte ihm den Kautzen; »und ich merke deine Meinung,« sagte er: »Wie alle Sieben für Einen, so für alle Sieben nur Einen.« Der Allgäuer verstand ihn nicht, sagte aber: »Ja!« und den andern war's auch recht. Und so ward denn ein Spieß von sieben Mannslängen bestellt, und in einer Stunde war er fertig.
Man hat mir bisweilen den Vorwurf gemacht, daß ich eine weit größere Neigung für die Insekten hege, als für meine nächsten Verwandten. Das ist eine Übertreibung, der ich mit Entschiedenheit entgegentreten muß, und dennoch scheint es, als spräche ich die Unwahrheit, wenn ich zugebe, daß ich erst kürzlich wieder muntere, liebe Gesellschaft verließ und hinwegzog ¿ den Insekten nach. In der Tat hätte man da meinen können, es gingen mir die Kerbtiere, präziser gesagt dieInsecta hexapoda, über alles, als wäre es mir ganz gleichgiltig gewesen, daß schöne Augen mir tränenumflort und nicht ohne Groll nachschauten. Wir hatten von Göttingen aus, den prächtigen September, den schönsten Reisemonat für den Harz, benutzend, eine fröhliche Gebirgsreise unternommen, einige Studienfreunde von mir, die eben erst den schweren Feldzug von 1870 bis 1871 überstanden hatten, deren Schwestern, eine meiner Tanten und ich.
Es soll mir nicht fehlen, das schwarze verrauchte Haus gegenüber, mitsamt dem alten Turm, in ein Feenschloß zu verwandeln. Zauber, Zauber Phantasie! ¿ Lauschend. Welch lieblich, geistige Symphonien treffen mein Ohr? ¿Beim Amor! ich will mich in ein alt Weib verlieben, in einem alten, baufälligen Haus wohnen, meinen zarten Leib in stinkenden Mistlaken baden, bloß um meine Phantasie zu scheren. Ist keine alte Hexe da mit der ich scharmieren könnte? Ihre Runzeln sollen mir zu Wellenlinien der Schönheit werden; ihre herausstehende schwarze Zähne, zu mar
In der Landeshauptstadt waren Arbeiterunruhen entstanden, die sich mehr und mehr steigerten und auch auf die benachbarten Fürstlich Roggendorffschen Eisenwerke überzugreifen drohten. Es galt also dort, einen voraussichtlichen Streik hintanzuhalten. Man erwartete das Eintreffen des Fürsten, der sich mit seiner Mutter und seiner jungen Gemahlin in Florenz befand, während die Leiter der Betriebe Tag und Nacht auf ihren Posten blieben, eingehende Verhandlungen in Aussicht stellend. Inzwischen aber war es in der Stadt zum Äußersten gekommen. Man hatte Militär aufbieten müssen; die bei solchen Anlässen unvermeidlichen Opfer hatten geblutet, worauf eine dumpfe, unentschiedene Ruhe eingetreten war. In dieser bang erwartungsvollen Zeit saß ich eines Abends mit dem Grafen Erwin in dem kleinen Salon des Schlosses. Es war ein traulicher Raum, nach einer Seite hin durch einen prachtvollen alten Gobelin abgegrenzt. An der Wand gegenüber hingen einige intimere Familienporträts, unter denen eines ganz besonders hervorleuchtete. Von Lampi gemalt, stellte es den Urgroßvater des Fürsten dar in der grünen Uniform eines Landsturmmajors aus den Befreiungskriegen. Hohe Intelligenz sprach aus den edlen, aber keineswegs scharfen Zügen des noch im kräftigsten Alter stehenden Mannes, der das Haar, der Tracht seiner Zeit gemäß, leicht gepudert und nach rückwärts in einen Beutel zusammengefaßt trug. Die Farben des meisterlichen Bildes waren noch so frisch, als stammte dieses von heute, und die ungemein lebensvolle Wiedergabe der bedeutenden und doch anmutigen Persönlichkeit reizte immer wieder zu längerer Betrachtung. So blickten wir beide auch jetzt schweigend darauf hin.
Es war einmal ein armer Mann, der hatte drei Söhne. Als er starb, wollten die beiden ältesten in die Welt reisen, um ihr Glück zu versuchen; aber den jüngsten wollten sie gar nicht mit haben. »Du da,« sagten sie: »taugst zu nichts Anderm, als in der Asche zu wühlen. Du!« ¿ »So muß ich denn allein gehen,« sagte Aschenbrödel. Die beiden gingen und kamen zu einem Königsschloß; da erhielten sie Dienste, der eine beim Stallmeister, und der andre beim Gärtner. Aschenbrödel ging auch fort und nahm einen großen Backtrog mit, das war das Einzige, was die Ältern hinterlassen hatten, wonach aber die andern beiden nichts fragten; der Trog war zwar schwer zu tragen, aber Aschenbrödel wollte ihn doch nicht stehen lassen. Als er eine Zeitlang gewandert war, kam er ebenfalls zu dem Königsschloß, und dort bat er um einen Dienst. Sie antworteten ihm aber, daß sie ihn nicht brauchen könnten; da er indeß so flehentlich bat, sollte er zuletzt die Erlaubniß haben, in der Küche zu sein und der Köchinn Holz und Wasser zuzutragen. Er war fleißig und flink, und es dauerte nicht lange, so hielten Alle viel von ihm; aber die beiden Andern waren faul, und darum bekamen sie oft Schläge und wenig Lohn und wurden nun neidisch auf Aschenbrödel, da sie sahen, daß es ihm besser ging.
Es war einmal ein König, der hatte ein herrliches Land, und seine Burg stand auf einem hohen Berg, von wo aus er weit sehen konnte. Hinter der Burg waren schöne Gärten zu seiner Lust erbaut, die waren mit herrlichen Flüssen umgeben und mit dichten Wäldern, die ganz mit wilden Tieren erfüllt waren. Löwen, Tiger hatten ihre Wohnung da, wilde Katzen saßen auf den Bäumen, Füchse und Wölfe sprangen im Dickicht umher, weiße Bären und auch mit goldnem Fell schwammen oft paarweis über die Flüsse und kamen in des Königs Garten. Auf dem Gipfel der Bäume nisteten die Stoßadler, Geier und Falken. Es waren diese Wälder ein wahres Reich der Tiere, welches des Königs seines begrenzte, und war als ihr Eigentum angesehen. Der König aber nahm ein Weib, um ihrer Schönheit willen, und daß er Kinder bekomme. Da sie mit dem Segen ging, da freute sich das Volk, daß sie sollten einen Thronerben haben, und sie ehrten das Weib darum sehr hoch; die Zeit des Gebärens verstrich aber, ohne daß sie eines Kindes genesen wäre. Da ward der König traurig, weil er glaubte, sein Gemahl sei krank und müßte bald sterben, aber sie nahm Speis und Trank zu sich wie ein gesundes Weib. Aber sie ging sieben Jahr eines hohen Leibs. Der König ärgerte sich an ihrer Mißgestalt und glaubte, daß sie sich an Gott versündigt habe, weil er sie so hart strafe
Möhrings wohnten Georgenstraße 19 dicht an der Friedrichsstraße. Wirt war Rechnungsrat Schultze, der in der Gründerzeit mit dreihundert Talern spekuliert und in zwei Jahren ein Vermögen erworben hatte. Wenn er jetzt an seinem Ministerium vorüberging, sah er immer lächelnd hinauf und sagte: »Gu'n Morgen, Exzellenz.« Gott, Exzellenz. Wenn Exzellenz fiel, und alle Welt wunderte sich, daß er noch nicht gefallen sei, so stand er, wie Schultze gern sagte, vis-à-vis de rien, höchstens Oberpräsident in Danzig. Da war er besser dran, er hatte fünf Häuser, und das in der Georgenstraße war beinah schon ein Palais, vorn kleine Balkone von Eisen mit Vergoldung. Was anscheinend fehlte, waren Keller und natürlich auch Kellerwohnungen, statt dessen lagen kleine Läden, ein Vorkostladen, ein Barbier-, ein Optikus- und ein Schirmladen in gleicher Höhe mit dem Straßenzug, wodurch die darüber gelegene Wirtswohnung jenen à-deux-mains-Charakter so vieler neuer Berliner Häuser erhielt. War es Hochparterre oder war es eine Treppe hoch. Auf Schultzes Karte stand: Georgenstraße 19 I, was jeder gelten ließ mit Ausnahme Möhrings, die je nachdem diese Frage entschieden wurde, drei oder vier Treppen hoch wohnten, was neben der gesellschaftlichen auch eine gewisse praktische Bedeutung für sie hatte.
Eitelkeit ist Ökonomie; man sollte sie nicht tadeln, sie ist eine Tugend. Der Eitle legt täglich einige kleine Befriedigungen seiner Eigenliebe zurück und bringt so endlich einen kleinen Schatz zusammen. Auch hat man unrecht, zu behaupten, daß sich nie wahre Verdienste zur Eitelkeit gesellten; man kann sehr reich sein und geizig zugleich. Von zwei Menschen mit gleich großen Verdiensten, von welchen der eine eitel ist und der andere was man bescheiden nennt, ist im Grunde der eitle bescheidener als der bescheidene. Der letztere weiß, daß er reich ist, und denkt, es könne ihm an Ruhm nicht mangeln, sooft er ihn brauche; der andere ist vorsichtig, traut seinen Verdiensten nicht und spart. Wenn Ruhmbegierde eine Tugend ist, ist es Eitelkeit auch; denn sie ist die Scheidemünze der Ruhmbegierde. Daß wir mit eiteln Menschen ungern umgehen, beweist nichts für ihren Fehler, sondern für unsern. Wir meiden sie aus gleichem Grunde, als wir die Armen meiden; wir fürchten immer, sie möchten etwas von uns verlangen.
Zu dir, Livonen-Schweiz, hinan, Und deiner Vorzeit Leben: Lass mich, auf Clio's treuer Bahn, Den Sänger-Flug erheben! Wo schimmern dort, von Sonnengold Und Abendroth beschienen: Kremon, Thoreida, Segewold, In klagenden Ruinen; Wo seit dem Blutwerk' ihrer Schlacht, Herab in Blumen-Auen, Von ihrem Thurm bei Mitternacht, Die todten Ritter schauen; Wo Feinde nun ein Grab versöhnt; Und, auf der Vorwelt Leichen, Der Hügelreihen Stirne krönt Ein Bürgerkranz von Eichen; Wo Flora's holde Kinder mir Das Pfühl zum Lager breiten; Pomona dort, und Ceres hier, Ein Erntefest bereiten; Wo nach Mäander-Krümmen-Tanz Des Stromes, die Najade, Bei lauer Welle Silberglanz, Dem Amor winkt zum Bade; Wo aus der Felsengrotte spricht Der Heidenwelt Sibylle; Und bei Dryaden Kränze flicht Die Muse der Idylle; Wo hell, zum Morgenstern empor, Der Haine Lieder wallen; Und Wehmuth schwelgt im Tausendchor Von Hölty-Nachtigallen: Zu dir hinan, Livonen-Schweiz! Nach deiner Vorzeit Leben, Und deiner Anmuth Blüthenreiz', Will ich den Flug erheben. Thoreida sei des Fluges Ziel! Asträa soll mich führen! Ein Opfer, das dem Herrn gefiel, Soll tief die Seele rühren! Nicht Männer aus der Ritter Zahl, Gegossen wie von Eisen; Nicht Helden von Granit und Stahl, Will meine Harfe preisen: Der Weltgeschichte stolze Macht Hat ihren Kranz gewunden; Sie kann nicht leben ohne Schlacht, Nicht ohne Völker-Wunden! Ihr Griffel hat so manchen Wicht Gigantisch aufgemessen; Und mancher stillen Grösse Licht, Das Welten strahlt, vergessen! Die Jungfrau, die mein Lied erkor, Zum Preis und Ehrenmale: Sie trat aus öder Nacht hervor; Nicht aus dem Marmorsaale. Es war, in Gottes freier Luft, Ein Schlachtfeld ihre Wiege; Das Brautgemach die Todtengruft; Ihr Tod ein Sieg der Siege! Hat gross in Rom Lucretia Die Schmach in Blut begraben: So steht die Deutsche grösser da, Und fleckenlos erhaben. Entweiht nur sank in Todeshand Die römische Matrone: Doch sie, Livona's Tochter fand, Im Tod die Martyrkrone! Dort muss ein Frauentod dem Staat' Die Freiheit vorbereiten: Doch meiner Jungfrau Heldenthat Entschwand dem Buch' der Zeiten! Sie lag, im Zweijahrhundertlauf', Der Nächte Nacht zum Raube; Da stieg sie neuem Leben auf, Aus Moderschutt und Staube. Und Jener, dem die That gelang, Der Welt sie neu zu geben: Er möge nun im Lobgesang, Wie seine Jungfrau, leben!
PETRONELLA. Ihr Leute denckt nur / was mir vor ein Hauß-Creutz gleich den ietzigen Abend über den Hals kömmt! Ich dachte mein Mann wäre noch so gut: Ich hatte ihm lassen ein Gerichte Pültze machen / / ja mein Seele / ich hatte sie die gantze Nacht im Backofen stehen / daß sie recht ausschwitzen solten. Ich hatte auch anderthalb Schock Wasser- Nüsse so hübsch im Wasser lassen aufquellen / daß ich dachte / der Narr würde mir heute keinen bösen Abend machen. Nun / stehet irgend ein böses Zeichen im Calender / daß er meines Mägdels halber Händel anfängt. Denn da giebt sich ein Freyer an / und das lose Ding war schon vor anderthalb Jahren reverenter 14. Jahr alt: Ich dächte wer so ein Misthäuffel vor der Thür hätte / der möchte den Leuten noch Geld zugeben / daß er mit Einen weggeschaffet werde. Je nu / ich will doch sehen / was draus wird. Ich dencke doch immer eine Mutter hat über die Tochter mehr zu befehlen.
Wenn man hinuntersteigt in die dämmerigen Gänge des Berliner Aquariums, eindringt ins Bereich der »purpurnen Finsternis«, dann verhallt, je weiter wir dringen, hinter uns der Lärm des Lebens, aus dem wir von droben kommen. Stille wird um uns her, die Lautlosigkeit des Schweigens ¿ endlich machen wir Halt: nun sind wir am Grunde des Meeres. Es umfängt uns die Welt, in der es keine Stimmen mehr gibt, keine Töne und Geräusche, die stumme, die taube Welt der unendlichen Tiefe. Glasscheiben zu den Seiten des Wegs spenden ein mattes, bläuliches Licht. Die Fenster sind es der unterirdischen Behausung. Aber diese Fenster blicken nicht in den Himmel, sondern ins Wasser; in schwerer, zwischen den Wänden der Behälter aufgestauter Masse steht Meeresflut hinter den gläsernen Scheiben. Tageslicht, von fern herabsinkend,durchleuchtet mit gebrochenem Schimmer den flüssigen Kristall. Und in diesem Kristall, da sind sie nun, da leben, ruhen und bewegen sie sich, die wundersamen Geschöpfe der wundersamen Welt. Diese Pflanzen, die halb noch Pflanzen und halb schon Tiere, am Grunde wurzeln und doch mit unheimlicher Gier die Armbüschel aufrecken, wenn die Fleischbrocken herabsinken, mit denen sie gefüttert werden, diese Fische, die mit klappenden Kiemen, mit großen, runden, glotzenden Augen vorüberziehn. Geschöpfe, so farblos die einen, daß man sie vom Boden nicht unterscheidet, in dem sie lagern, und andere wieder so farbenprächtig, als hatte ein Sonnenstrahl mit allen sieben Farben des Regenbogens sich herunter verirrt und zum Körper verdichtet; Lebewesen, wie aus Hauch zusammengeblasen die einen, und wie plumpe Knorren und Baumstrünke die anderen: Krebse, die auf krummen, spitzen Schneiderbeinen durch den Sand waten, und mächtige Seeschildkröten, die mit flossenartigen Füßen umher rudern, als fächelten sie sich Luft. Und das alles ohne einen Ton, einen Laut, eine Welt, in die man hineinsieht und von der man nichts hört. Lautlos alle Kundgebungen dieses geheimnisvollen Lebens, die friedlichen, wie die feindseligen. Denn manchmal geschieht es, daß da drunten eines über das andere herfällt. Dann entsteht ein Kampf, manchmal auf Leben und Tod; und auch das geht lautlos vor sich, ein stummes Ringen, Würgen, Töten und Getötetwerden.
»Weißt du, Grete, wir haben ein Nest in unserm Garten, und ganzniedrig, und zwei Junge drin.«»Das wäre! Wo denn? Ist es ein Fink oder eine Nachtigall?« »Ich sag es nicht. Du mußt es raten.« Diese Worte waren an einem überwachsenen Zaun, der zwei Nachbargärten voneinander trennte, gesprochen worden. Die Sprechenden, ein Mädchen und ein Knabe, ließen sich nur halb erkennen, denn so hoch sie standen, so waren die Himbeerbüsche hüben und drüben doch noch höher und wuchsen ihnen bis über die Brust.»Bitte, Valtin«, fuhr das Mädchen fort, »sag es mir.« »Rate.« »Ich kann nicht. Und ich will auch nicht.«»Du könntest schon, wenn du wolltest. Sieh nur«, und dabei wies er mit dem Zeigefinger auf einen kleinen Vogel, der eben über ihre Köpfe hinflog und sich auf eine hohe Hanfstaude niedersetzte.»Sieh«, wiederholte Valtin. »Ein Hänfling?« »Geraten.«
Romeo- Auf meine Ehre, das will ich: Laß mich dieses Gesicht in der Nähe besehen¿Mercutio's Vetter! der edle Graf Paris! was sagte mir mein Diener unterwegs, indem meine im Sturm herumgewälzte Seele nicht darauf Acht gab, was er sagte¿Mich däucht, er erzählte mir, Paris habe Julietten heurathen sollen. Sagte er das nicht? oder träumte mir's nur? Oder bin ich unsinnig, daß ich mir einbilde es sey so, weil ich ihn so zärtlich von Julietten reden hörte?¿O gieb mir deine Hand, du, den das Schiksal in mein Unglük verflochten hat, ich will dir ein beneidenswürdiges Grab gewähren¿Ein Grab? O nein, eine Glorie, ermorderter Jüngling; denn Juliette ligt hier, und ihre Schönheit erfüllt diese grauenvolle Gruft mit Licht und Herrlichkeit; Todter, lige du hier, von einem Todten begraben.(Er legt ihn in die Gruft.)Wie oft ist es schon begegnet, daß Sterbende kurz vor ihrem lezten Augenblik noch aufgeräumt gewesen sind¿O gönne mir noch einen solchen Augenblik!¿Meine Geliebte, mein Weib, der Tod, der den Honig deines Athems aufgesogen, hat noch keine Gewalt über deine Schönheit gehabt; du bist nicht besiegt; noch schwebt die purpurne Fahne der Schönheit auf deinen Lippen und Wangen, und die blasse Flagge des Todes ist hier noch nicht aufgestekt¿Tybalt, ligst du hier in deinem blutigen Leichen-Tuch? O was kan ich mehr thun, wie kan ich dich besser rächen, als eben diese Hand, die dein jugendliches Leben geendigt hat, gegen deinen Mörder zu gebrauchen? Vergieb mir, theurer Vetter!¿Ach! liebste Juliette, warum bist du noch so schön? Soll ich glauben, der unwesentliche Tod sey in dich verliebt worden, und das dürre scheußliche Ungeheuer unterhalte dich hier im Dunkeln, um seine Liebste zu seyn? Aus Furcht es möchte so seyn, will ich immer bey dir bleiben, und von diesem Augenblik diesen Palast der düstern Nacht nimmermehr verlassen; hier, hier will ich bleiben, bey den Würmern, die deine Kammer- Mädchen sind; hier will ich eine immerwährende Ruhe finden, wenn ich das tyrannische Joch erboßter Sterne von diesem Lebens- überdrüssigen Fleisch abgeschüttelt habe¿Mein Auge, sieh' sie zum leztenmal an; umfanget sie zum leztenmal, meine Arme, und ihr, siegelt, o meine Lippen, mit dem lezten Kuß dem wuchernden Tod eine Verschreibung, die nie wieder abgelößt werden kan¿Diß, meine Liebe, trink ich dir zu!¿o ehrlicher Apotheker,
Braka, die alte Zigeunerin im zerlumpten roten Mantel, hatte kaum ihr drittes Vaterunser vor dem Fenster abgeschnurrt, wie sie es zum Zeichen verabredet hatte, als Bella schon den lieben vollen dunkelgelockten Kopf mit den glänzenden schwarzen Augen zum Schieber hinaus in den Schein des vollen Mondes streckte, der glühend wie ein halbgelöschtes Eisen aus dem Duft und den Fluten der Schelde eben hervor kam, um in der Luft immer heller wieder aus seinem Innern heraus zu glühen. »Ach sieh den Engel«, sagte Bella, »wie er mich anlacht!« »Kind«, sprach die Alte, und ihr schauderte, »was siehst du?« »Den Mond«, antwortete Bella, »er ist schon wieder da, aber der Vater ist wieder nicht nach Hause gekommen.
NEURATH. Ich habe zu bittenHORFMANN. Wird nicht geschehen.NEURATH. Ich weiß, was Ihnen von nun an gebührt, Herr Haushofmeister!HORFMANN. Ihr gehorsamster Diener, Herr Gerichtshalter! Künftig wie bisher.NEURATH tritt ein und geht vor.HORFMANN. Also ist nun alles in Richtigkeit. Herr von Delomer haben wirklich das hochgräfliche Gut Ihro Excellenz dem Herrn Grafen Warbing abgekauft?NEURATH. Alles richtig. Heute, als an des jungen Herrn Baron von Dominique Geburtstage wird die förmliche Uebergabe hier auf dem Schlosse vor sich gehen.HORFMANN. Gewiß?NEURATH. Ganz gewiß. Die. gräfliche Herrschaft ist deshalb unterweges.HORFMANN. Der junge Herr von Dominique wissen gar nichts davon, daß Ihr Herr Schwiegervater, der Herr Baron von Delomer, das gräfliche Gut kaufen, darauf schwöre...
Tilmeld dig nyhedsbrevet og få gode tilbud og inspiration til din næste læsning.
Ved tilmelding accepterer du vores persondatapolitik.