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Die lateinische Literatur der Spatantike lost weiterhin Befremden aus, obwohl die Philologie seit einigen Jahrzehnten eifrig bemuht ist, ihre besonderen Voraussetzungen zu beschreiben und ein ausgewogenes Urteil uber sie zu fallen. Die vorliegende Gottinger Dissertation versteht sich als ein Beitrag in diesem noch andauernden Prozess der Neubewertung spatantiker Werke und versucht eine Gesamtwurdigung von Cassiodors Urkundensammlung Variae. Unter Berucksichtigung der neuesten Forschung werden die literarischen Konventionen herausgearbeitet, die Inhalt und Gestalt des Werken gepragt haben (gattungsspezifische Vorgaben, asthetische Vorlieben und philosophische bzw. christliche Hintergrunde). Nur die Kenntnis dieses komplizierten Regelwerks ermoglicht es, die Ziele des Autors zu beschreiben und zu erkennen, in welcher Weise sich die politischen und gesellschaftlichen Umwalzungen im Italien des 6. Jahrhunderts im Werk niederschlagen. Der groe Abstand, der den heutigen Leser vom spatantiken Autor trennt, kann niemals vollkommen uberwunden werden. Dennoch kommt das Buch zu dem Ergebnis, dass die Variae Cassiodors Elemente einer politischen Ideologie und einer literarischen Asthetik enthalten, die ein modernes Interesse an dem Werk begrunden konnen.
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