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Wie verändert sich die Sicht auf einen Film, wenn man ihn als "deutsch-türkisches Kino" klassifiziert? Und wie lässt er sich verstehen, wenn man seine Bilder stattdessen als Produkte eines Filmesehens auffasst? Der Begriff des "deutsch-türkischen Kinos" bezieht Diskurse um Migration und Integration auf eine Praxis der audiovisuellen Bildproduktion. Er tut dies jedoch einseitig und folgt dabei einer repräsentationalen Logik, die die Filme eher einengt als ihr politisches Potential zu erschließen. Die Ausgangsthese dieses Buches lautet, dass man dieses Potential an anderer Stelle suchen muss: in der Art und Weise, wie filmische Bilder sich auf eine audiovisuelle Kultur beziehen und sich zu dieser positionieren. Es ist dieser Bezug des Filmemachens auf ein Filmesehen, den wir in den Gesprächen mit Filmemacher*innen, die üblicherweise dem "deutsch-türkischen Kino" zugerechnet werden, in den Mittelpunkt stellen. Ergänzt werden die Gespräche durch detaillierte Filmanalysen und theoretische Reflexionen. Das Ergebnis ist eine radikale Neuausrichtung der Art und Weise, wie das "deutsch-türkische Kino" in den Blick kommt: als eine Praxis des filmischen Denkens, die das Verhältnis zwischen dem Politischen und dem Ästhetischen in Bewegung versetzt.
Woran bindet sich die Emotion des Zuschauers im Kino? Und wie lasst sich eine Geschichte dieser Bindung schreiben? Mit Blick auf diese Fragen konzipiert die Arbeit von Hauke Lehmann die filmhistorische Periode des New Hollywood als einen Moment der Krise, der sich weder auf okonomisch bedingte Anpassungsprozesse noch auf eine Ansammlung von Meisterwerken reduzieren lasst. Vielmehr gelangt in der detaillierten Analyse reprasentativer Filme die Kraft filmischer Bilder in den Blick, ihre Zuschauer zu affizieren: sie mit dem Neuen zu konfrontieren. Die Filme des New Hollywood vermessen das Feld der alten poetischen Einteilungen - wie es sich im klassischen Genresystem manifestiert - radikal neu und verandern dadurch die Art und Weise, wie die Zuschauer im Kino emotional adressiert werden. Die Arbeit beschreibt ein komplexes Zusammenspiel dreier filmischer Modi von Affektivitat - Suspense, Paranoia und Melancholie - welche die Zuschauer auf je besondere Weise in die Widerspruche ihrer emotionalen Weltbezuge verwickeln. Auf dieser theoretischen Grundlage entwirft die Arbeit das Projekt einer Neukonzeption von Filmgeschichte: als eine Geschichte des Fuhlens, die sich bis in die Gegenwart neu schreiben lasst.
How is affective experience produced in the cinema? And how can we write a history of this experience? By asking these questions, this study by Hauke Lehmann aims at rethinking our conception of a critical period in US film history - the New Hollywood: as a moment of crisis that can neither be reduced to economic processes of adaption nor to a collection of masterpieces. Rather, the fine-grained analysis of core films reveals the power of cinematic images to affect their audiences - to confront them with the new. The films of the New Hollywood redefine the divisions of the classical genre system in a radical way and thereby transform the way spectators are addressed affectively in the cinema. The study describes a complex interplay between three modes of affectivity: suspense, paranoia, and melancholy. All three, each in their own way, implicate spectators in the deep-seated contradictions of their own feelings and their ways of being in the world: their relations to history, to society, and to cultural fantasy. On this basis, Affect Poetics of the New Hollywood projects an original conception of film history: as an affective history which can be re-written up to the present day.
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