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Die Studie unterscheidet sich durch die Konzentration auf die spezifisch natur- bzw. vernunftrechtlichen Lehrstücke des Strafrechts von entsprechenden Forschungen in den benachbarten Disziplinen wie der Strafrechtsgeschichte oder den Kulturwissenschaften. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Strafrechtsphilosophie der neuzeitlichen Naturrechtslehre ein Ergebnis einer Anwendung säkularer Prinzipien auf das Problemfeld staatlicher Strafe ist. Behandelt werden die strafrechtstheoretischen Überlegungen von Grotius, Hobbes, Pufendorf, Wolff, Beccaria und Kant im Hinblick auf die Frage nach dem Ursprung bzw. Geltungsgrund der Strafkompetenz und dem Strafzweck (Abschreckung, Besserung oder Vergeltung). Darüber hinaus werden die Gründe der Affinität der Strafrechtstheorie zu deterministischen psychologischen Modellen sowie die Kritik der kriminalpolitischen Aufklärung an der Strafpraxis des Ancien Régime untersucht. Weil die Naturrechtslehrer im 17. und 18. Jahrhundert in erster Linie an der philosophischen Rechtfertigung der Strafe bzw. der Legitimation der staatlichen Strafgewalt interessiert sind, spielen die soziologischen oder gesellschaftstheoretischen Aspekte der Kriminalität bei ihnen kaum eine Rolle. Die Naturrechtstheoretiker interessieren sich m. a. W. nur für die Geltungsbedingungen des Strafrechts, während die Fragen der Genesis kriminellen Verhaltens weitgehend ignoriert werden. Aber gerade die Konzentration des Blicks auf die spezifisch rechtsphilosophischen Argumetationen eröffnet einen neuen Blick auf die Strafrechtsphilosophie der Aufklärungsepoche.
"Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang", singt der Schuster Knieriem in Nestroys Stück Lumpazivagabundus (1833) und Karl Kraus bezeichnete Österreich einmal als "Versuchsstation des Weltuntergangs". Dystopien, aber umgekehrt auch Utopien durchziehen die österreichische, wie die europäische Literatur. In einer Reihe von Beiträgen werden in dem Band solche Krisen-, aber auch Hoffnungsphänomene vom 18. bis zum 21. Jahrhundert nachgezeichnet. Dabei entsteht das Bild einer von Utopien und Dystopien gekennzeichneten Literatur der Moderne und Postmoderne. Utopien, seit Thomas Morus' Utopia (1516), sind vor allem als Staatsutopien weit verbreitet und entwickeln Alternativmodelle zu gegenwärtigen Staatsgebilden. Für sie alle gilt, dass sie ohne "Möglichkeitssinn" (Robert Musil) und "Möglichkeitsdenken" (Wilhelm Voßkamp) nicht konzipiert werden hätten können. Dystopien beschreiben oft futuristische Weltuntergangsszenarien, die sich aufgrund der multiplen Krisen nicht zuletzt seit der Jahrtausendwende einer großen Beliebtheit erfreuen. Bemerkenswerterweise ziehen Leser/-innen, wie Thomas Macho bemerkt hat, aus Untergangsszenarien mehr subjektiven Lustgewinn als aus utopischen Konstruktionen. In Beiträgen zu Marie von Ebner-Eschenbach, Johann Nestroy, Arthur Schnitzler, Ödön von Horváth, Alfred Kubin, Thomas Bernhard, Péter Nádas, Fedor Ivanovic Panferov und Elfriede Jelinek u.a. wird den titelgebenden thematischen Konzepten nachgegangen. Der Band richtet sich an Literaturwissenschaftler/-innen, aber auch an nichtgermanistische Leser/-innen, die Interesse an den Phänomenen von Utopie und Dystopie in der österreichischen und europäischen Literatur haben.
Seit einiger Zeit werden Karten als hybride Ordnung von Wissen in den Kontext der bildlichen wie auch schriftlichen Überlieferung ihrer Zeit gestellt und als Visualisierung, Konstitution und Aneignung von Raum erschlossen. Zugleich ist die Frage nach der politischen Bedeutung kartographischer Darstellungen in den Vordergrund gerückt. Damit werden nicht nur die Produktionsbedingungen von Karten in den Blick genommen, sondern auch ihre Rolle bei der Inszenierung von Machthabern sowie die vielfältigen Formen, in denen politische Ansprüche und Vorstellungen auf der Kartenoberfläche verortet werden. Der Band befasst sich erstmals systematischer und in interdisziplinärer Perspektive mit kartographischen Konzeptionen der Raumherrschaft Habsburgs im 16. und 17. Jahrhundert. Er gilt also einer Zeit, die durch den beeindruckenden, allerdings immer wieder in Frage gestellten Herrschaftsausbau der Habsburger und gleichzeitig durch eine Suche nach adäquaten Formen seiner Kartierung charakterisiert ist. Im Zentrum steht, wie die Karten dieser Zeit angelegt sind, um dem Ausmaß und der Qualität habsburgischer Herrschaft Ausdruck zu verleihen.
Der vorliegende Band umfasst literaturwissenschaftliche Aufsätze zu Texten der (postkolonialen) deutschsprachigen Gegenwartsliteratur sowie theoretisch angelegte Beiträge zu Gewalt und Erinnerungsdiskursen. Aus interkulturellen, postkolonialen und didaktischen Blickpunkten heraus werden neue, sich für die postkoloniale Germanistik eröffnende Reflexionsfelder, Möglichkeiten und Perspektiven in einem Zeitalter globaler Krisen herausgestellt.
Das Deutsche Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert ist die Fortführung und Ergänzung des Deutschen Literatur-Lexikons. Autor/-innen des deutschsprachigen Raumes sind verzeichnet, sofern ihr maßgebliches Wirken im 20. Jahrhundert liegt. Die Artikel enthalten Namen, Lebensdaten und eine Kurzbiographie. Im bibliographischen Teil werden Schriften, Übersetzungen, Herausgebertätigkeit, Briefe, Nachlass, etc. wie auch die Sekundärliteratur verzeichnet.
Für gehörlose Lernende stellt das Schreiben eine doppelte Herausforderung dar: Gebärdensprachen verfügen über keine Gebrauchsschrift, weshalb gehörlose Schreiber/-innen die Schrift der umgebenden Lautsprache verwenden. Diese unterscheidet sich jedoch in struktureller Hinsicht grundlegend von der Gebärdensprache, was dazu führt, dass der Schriftspracherwerb in vielen Bereichen dem Erwerb einer Zweitsprache gleicht. Schriftliche Textproduktionen gehörloser Signer (=Gebärdenspachbenutzer/-innen) sind deshalb aus unterschiedlichen Perspektiven von Bedeutung: Aus Sicht der Mehrsprachigkeitsforschung bieten sie einen Einblick in Prozesse des bimodal bilingualen Spracherwerbs, bei dem eine Laut- und eine Gebärdensprache involviert sind. Aus sprachdidaktischer Perspektive stellt sich in der Folge die Frage zur erfolgreichen Vermittlung schriftsprachlicher Kompetenzen für gehörlose Schüler/-innen. Die Untersuchung ermöglicht durch den direkten Vergleich von gebärden- und lautsprachlichen Daten Einblicke in cross-modale Transferprozesse und diskutiert deren didaktisches Potential für den Unterricht gehörloser Schüler/innen.
Wie vermittelt der/die Dirigent:in den Musiker:innen in einer Orchesterprobe, was er/sie hören möchte? Diese einfache Frage veranschaulicht grob das, was in der vorliegenden Studie untersucht wird: Die Praktiken, mit denen in einer Orchesterprobe kommuniziert und interagiert wird. Der Fokus der Arbeit liegt auf multimodal realisierten Handlungstypen in Besprechungsphasen in Proben. Es wird danach gefragt, wie Korrekturen und Instruktionen in Orchesterproben gegeben werden, welche Modalitäten dabei zum Einsatz kommen und wie die Musiker:innen musikalisch - aber nicht nur - darauf reagieren. Ein weiterer Schwerpunkt der Studie liegt auf dem mehrsprachigen Charakter von Orchesterproben: Es wird erörtert, wann welche Sprache(n) wofür in der Interaktion zwischen Dirigent:in und Musiker:innen eingesetzt wird/werden. Für die Untersuchung von korrektiven, instruktiven und mehrsprachigen Praktiken wird mit einem multimodalen Corpus, d. h. mit Videoaufnahmen von Proben in Frankreich und Italien angesiedelter Symphonieorchester, gearbeitet. Die vorliegende Arbeit zeigt, wie der Einsatz unterschiedlicher Sprachen und instruktiv-multimodaler Handlungen zur Herstellung einer sozialen Ordnung und Realität im institutionellen Kontext der Orchesterprobe beiträgt, d. h. wie ein doing rehearsal zwischen Dirigent:in und Musiker:innen zustande kommt.
Das Studienbuch Indogermanische Sprachwissenschaft ist als Einfhrung konzipiert. Es behandelt die Probleme und Themen der historisch-vergleichenden indogermanischen Sprachwissenschaft aus heutiger Sicht. Nicht nur Laut- und Formenlehre, sondern auch Syntax und Wortschatz werden ausfhrlich dargestellt. Einleitend enthlt der Band eine Geschichte der Indogermanistik und eine Darstellung der Sprachzweige. Die klassische Sprachtrias der altindogermanischen Sprachen (Latein, Altgriechisch und vedisches Altindisch) stellt die Mehrzahl der Beispiele. Seit Kurzem begleitet der Autor sein Studienbuch zudem durch ein interaktives Blog, abrufbar unter: http://www.degruyter.com/viewblog/Indogermanistik
This monograph is a concise introduction to the stochastic calculus of variations for processes with jumps. The author provides many results on this topic in a self-contained way. The book also contains some applications of the stochastic calculus for processes with jumps to the control theory and mathematical finance. This third, entirely revised edition of the work was updated to reflected the latest developments in the theory.
Nonlinear evolution equations are widely used to describe nonlinear phenomena in natural and social sciences. However, they are usually quite difficult to solve in most instances. This book introduces the finite difference methods for solving nonlinear evolution equations. The main numerical analysis tool is the energy method. This book covers the difference methods for the initial-boundary value problems of twelve nonlinear partial differential equations. They are Fisher equation, Burgers' equation, regularized long-wave equation, Korteweg-de Vries equation, Camassa-Holm equation, Schrödinger equation, Kuramoto-Tsuzuki equation, Zakharov equation, Ginzburg-Landau equation, Cahn-Hilliard equation, epitaxial growth model and phase field crystal model. This book is a monograph for the graduate students and science researchers majoring in computational mathematics and applied mathematics. It will be also useful to all researchers in related disciplines.
This book is the second edition of the first complete study and monograph dedicated to singular traces. The first volume offers, due to the contributions of Albrecht Pietsch and Nigel Kalton, a complete theory of traces and their spectral properties on ideals of compact operators, updated in this second edition on the fundamental new approach for compact operators, the Pietsch correspondence. For mathematical physicists and other users of Connes' noncommutative geometry the text offers a complete reference to Dixmier traces and associated formulas involving residues of spectral zeta functions and asymptotics of partition functions. An operator based theory of pseudodifferential operators is used to detail the deep association between the noncommutative residue in differential geometry and singular traces. The second volume introduces noncommutative integration theory on semifinite von Neumann algebras and the theory of singular traces for symmetric operator spaces. Deeper aspects of the association between measurability, poles and residues of spectral zeta functions, and asymptotics of heat traces are studied. Applications in Connes' noncommutative geometry that are detailed include integration of quantum differentials, measures on fractals, and Connes' character formula concerning the Hochschild class of the Chern character.
Der Band gibt erstmals einen umfassenden Überblick über den lyrischen Nachlass des jungen Nietzsche aus den 1850er und -60er Jahren. Armin Thomas Müllers Arbeit nimmt den bislang in der literaturwissenschaftlichen wie auch philosophischen Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsche vernachlässigten lyrischen Nachlass aus der Zeit zwischen 1850 und 1869 in den Blick. Anschließend an eine grundlegende Einführung in das Thema wird Nietzsches Jugendlyrik überblicksartig vorgestellt mit Schwerpunkten zur Editions- und Forschungsgeschichte, zu literaturgeschichtlichen Kontexten sowie zu den autoreflexiven Aufzeichnungen des jungen Nietzsche, die das Thema (lyrischer) Dichtung umkreisen. Die vorliegende Publikation enthält zudem eines heutigen materialorientierten Standards entsprechende Faksimile-Edition mit diplomatischer Transkription des Manuskripthefts Mp I 22 von 1858. Das kulturgeschichtliche Erkenntnispotenzial in Nietzsches Jugendgedichten wird abschließend in einer textgenetischen und historisch kontextualisierenden Analyse der edierten lyrischen Texte aus Mp I 22 deutlich. Auf dieser Grundlagenforschung werden weiterführende Auseinandersetzungen mit Nietzsche aufbauen können.
Mit Heißhunger wurde Der Butt nach seinem Erscheinen von den Lesern verschlungen, die der Schmalkost der Siebzigerjahre-Literatur überdrüssig waren - so Günter Grass selbst über den "geradezu überdimensionalen Erfolg" seines epischen Brockens. Aus dem Abstand von annähernd einem halben Jahrhundert möchte dieser Kommentar wieder Appetit machen auf den Roman und dazu die erforderlichen Zutaten bereitstellen: eingehende Erläuterungen zu den Figuren, zu politischen Hintergründen der Siebziger Jahre, zu damals wie heute bewegenden Gender-Fragen, zu historischen, kulturhistorischen und geschichtsphilosophischen Zusammenhängen, die in den menschheitsgeschichtlichen Episoden des Romans vom Neolithikum bis zum Danziger Werftstreik von 1970 Gestalt gewinnen und ein vielfach verflochtenes Themen- und Motivgewebe erzeugen. Für alle, die wissen wollen, wie man "a damn good novel" schreibt, dürfte von nicht geringerem Interesse sein, dass der Kommentar in der Entstehungsgeschichte bis zu den Anfängen zurückgeht und zeigt, mit welchen Strategien Grass eine veritable Schreibblockade überwand, wie er Methoden der Ideenfindung entwickelte und aberhundert Einzelinspirationen speicherte, bis endlich der Butt in die Reuse ging - ein glücklicher Fischzug, der den kreativen flow freisetzte.
Gasification provides a series of workflow process fundamentals set within authentic contexts and case studies while exploring the pathways for gasification optimization, the effect of fuel blending in gasification systems, and the use of Computational Fluid Dynamics to describe said processes. Comprehensive in its coverage, this book allows engineering graduate students, advanced undergraduates, researchers and industry practitioners to further advance their own gasification strategy and understanding. Key features: Compares gasification with pyrolysis and combustion. Covers broad gasification mechanisms, experimental procedures, and numerical modelling. Provides techno-economic analysis applied to gasification systems coupled with risk analysis. Describes state-of-the-art processes concerning the co-firing of ammonia, coal and biomass.
Der Band widmet sich dem Material ¿Holz" anhand von geschnitzten Kästen aus dem späten 12. bis zum frühen 14. Jahrhundert. Nachvollzogen werden nicht nur Produktionstechniken, Materialpräferenzen und Rezeptionsästhetiken des Hoch- und Spätmittelalters. Im Fokus stehen auch die Frage, wie Material, Form und Technik interagieren und auf künstlerische Prozesse einwirken, sowie das Fazit, dass sie nicht getrennt voneinander verstanden werden können.
Die Beiträge in diesem Band beleuchten die Entstehung von bedeutenden Zeichnungssammlungen in Wien und Mitteleuropa, die heute vielfach den Grundstock der großen Kabinette etwa in Wien, Berlin, Dresden und Hamburg bilden. Sie fragen nach den Akteuren, ihren internationalen Verflechtungen und ihren Motivationen, nach besonderen Sammlungsschwerpunkten und Erwerbungsstrategien wie nach Aufbewahrung und Ordnungssystemen. Die mediale Verbreitung der Sammlungen im Reproduktionsstich oder durch Katalogwerke kommt ebenso zur Sprache wie Strukturen des Kunst- und Aktionshandels und das Zusammenspiel von Sammeln, Kennerschaft und Zeichnungswissenschaft. Der Band zeigt dabei auch, wie stark Zeichnungssammlungen vor allem im 18. und 19. Jahrhundert die Kunstgeschichte und die methodische Entwicklung des Fachs geprägt haben.
Unkenrufe erschien im Mai 1992 und war die erste literarische Veröffentlichung von Günter Grass nach dem Zusammensturz des Kommunismus in Osteuropa und der darauffolgenden Wiedervereinigung Deutschlands, der Grass der Politiker stets skeptisch gegenüberstand. Tatsächlich rundet die Erzählung eine Schaffensperiode ab, die im Kalten Krieg ihre Wurzeln hat und mit der Rättin einen Höhepunkt fand. Unkenrufe, die im November 1989 anfängt, spielt größtenteils im polnischen Gdansk und der umliegenden Kaschubei und kreist um das Thema der deutsch-polnischen Beziehungen in der ehemaligen Hansestadt, die früher überwiegend von Deutschen bewohnt war. Die Hauptfiguren, von Idealen getrieben und der Geschichte traumatisiert, wollen zur Versöhnung beitragen, stiften aber nur Unheil an. Ihre in die Irre geleiteten Bemühungen werden von einem anonymen, ihnen kritisch abgeneigten Erzähler anhand einer Ansammlung von Dokumenten und eigener Recherchen vor Ort ironisch rekonstruiert. Dieser Band enthält eine Einführung in die Erzählung, die auf die Hauptthemen und erzählerische Vorbilder aufmerksam macht, ausführliche Stellenkommentare zu den literarischen Quellen und zur deutsch-polnischen Zeitgeschichte und Materialien zur Entstehung und Rezeption des Werkes.
Anfang des 20. Jahrhunderts entstand eine materialistische Theorie, die sich mit ökonomischen und sozialen Verhältnissen der Kunstproduktion auseinandersetzte. Mit ihr ging eine Kritik am Kanon einher, die zuvor ausgeschlossene Alltagsgegenstände, Kinderzeichnungen, Volkskunst oder Fotografien als materielle Bedingungen einer Kultur begriff. Sammlungen von Kunstwerken und Artefakten wurden zu Denkumgebungen, um das Verhältnis von Geschichte, Form und Gesellschaft neu zu bestimmen. Wie Material- und Bildersammlungen auf Grundlage theoretischer Annahmen zusammengetragen wurden und auf diese zurückgewirkt haben, diskutieren die Beiträge des Bandes am Beispiel von Frederik Antal, Walter Benjamin, Bernard Berenson, Wilhelm Fraenger, Sigmund Freud, Henri Foçillon, Vernon Lee, Meyer Schapiro und Aby Warburg.
Die Berliner Neidhart-Handschrift R (Niederösterreich, ca. 1280) enthält zehn Lieder, zu denen am Blattrand Strophen nachgetragen sind. Diese Strophen zeugen von einer Fassungsvarianz, die bislang in keiner Ausgabe berücksichtigt wurde. Die vorliegende Studie nimmt eine Erschließung dieser Fassungsvarianten vor und liefert damit einen grundlegenden Beitrag zur Überlieferungsgeschichte und Textkritik von Neidharts Liedern.
The Old English Genesis is the sole illustrated Anglo-Saxon poem. In full appreciation of this unique concurrent execution of visualization and versification in a single manuscript, this multidisciplinary work explores the pictorial (Vol. 1) and the metrical (Vol. 2) organization from both synchronic-structural and diachronic-comparative perspectives. Among the most significant findings of each volume are: The first twenty-two images in the Old English Genesis originated on the whole from the Touronian Bibles; and the underlying classical Old English and Old Saxon meters were interactively reshaped through mutual adaptation and recomposition aimed at their firm integration into a synthesized Old English Genesis. While each part is solidly embedded in the respective scholarly tradition and pursues its own disciplinary concerns and problematics, vigorous formal and cognitive reasoning and theorizing run commonly through both. By way of mutual corroboration and integration, the twin volumes eventually converge on the hypothesis that the earliest portion of the extant Old English Genesis (lines 1-966) derived from the corresponding episodes of an illustrated Touronian Old Saxon Genesis in both pictorial and metrical terms.
Johann Matthias Schneuber? Daniel Czepko von Reigersfeld? Jesajas Rompler von Löwenhalt? - Selbst Berufsgermanisten dürften Schwierigkeiten haben, mit Dichter-Namen wie diesen auch nur annähernd konkrete Informationen zu verbinden. An die zwanzig barocke Poeten und Komponisten führt Günter Grass' Erzählung Das Treffen in Telgte auf Umwegen durch das verwüstete Deutsche Reich des Dreißigjährigen Krieges in einem münsterländischen Kaff zusammen, wo sie sich die Köpfe heiß diskutieren über die Zukunft der deutschen Sprache, die Fortentwicklung der deutschen Literatur und nicht zuletzt über die Vereinigung eines politisch, religiös und kulturell verfeindeten Landes zu einer deutschen Kulturnation. Fatal wäre es, wenn dieses kleine Meisterwerk wegen der historischen Distanz und der scheinbaren Fremdheit der auftretenden Figuren als zu sperrig abgetan und unter der - simulierten - Gelehrsamkeit des Autors verschüttet würde. Wie bei keinem anderen Grass-Werk steht deshalb hier die Kommentarbedürftigkeit außer Frage. Mit Hilfe des Kommentars, der die Figuren nahebringt, die kulturhistorischen Zusammenhänge erläutert, die Raffinesse des Erzählers aufzeigt und die Aktualität der Fragestellungen bewusst macht, wird deutlich werden, dass es hier um mehr geht als ein historisch und geographisch weit abgelegenes Dichter-Treffen und auch um mehr als eine Spiegelung der Gruppe 47, ihrer Sitzungen und ihrer Rituale. Ganz zu schweigen von dem "plaisir du texte", dem "Lesespaß", der sich einstellt, sofern man die Mühe nicht scheut, sich auf den "Schreibspaß" einzulassen, den ehedem der Autor empfunden hat.
Innerhalb des christlichen Offenbarungsbegriffes besteht ein denkwürdiges Verhältnis zwischen der Wahrheit und ihrer Verhüllung. Dieses Verhältnis wird bei Kierkegaard und Bonhoeffer mithilfe des Begriffes des "Inkognito Christi" christologisch reflektiert. Die vorliegende Studie zeigt die zentrale Funktion auf, die das Thema für das Denken der beiden Autoren besitzt. Das "Inkognito Christi" wird zum Ermöglichungsgrund für das Ärgernis, ebenso aber auch für den Glauben, und erhält damit eine elementare Bedeutung für die Frage nach dem Christsein überhaupt. Dabei wird die Gegenüberstellung von Kierkegaard und Bonhoeffer in Widerspruch und zustimmender Weiterführung fruchtbar. In der Betrachtung des verborgenen Christus, der verborgenen Kirche sowie des Einzelnen vor dem verborgenen Christus wird das Thema zuletzt dogmatisch ausgeführt. Es erfolgt demnach ein hermeneutischer Beitrag zur Debatte um zwei einflussreiche christologische Entwürfe sowie um deren Beziehung, darüber hinaus jedoch auch die Entfaltung eines wichtigen theologischen Themas für die Gegenwart.
Darstellungen von Schule in deutschen Spielfilmen scheinen immer wieder auf ähnliche Bilder und Semantiken von Bildung, Erziehung und sozialer Selektion zurückzukehren, selbst bei Filmen, die zeitlich weit voneinander entfernt produziert wurden. Woran liegt das? Wie es zum audiovisuellen Austausch zwischen Filmen aus verschiedenen Epochen kommt und wie neue Filme sich alte Schuldbilder immer wieder neu aneignen, untersucht diese Monografie. Dabei sieht das Buch die Darstellungen von Schule als sinnliche Erforschung einer gemeinsam geteilten Wahrnehmungswelt, welche sich erst durch Aneignungen von und Bezüge zu anderen Filmen und Fiktionen herstellt. Der wissenschaftliche Ansatz dieser poetologischen Analyse baut maßgeblich auf den politikwissenschaftlichen Theorien Jacques Rancières, Hannah Arendts und Richard Rortys auf und verbindet dabei film- und kulturwissenschaftliche, soziologische wie bildungswissenschaftliche Perspektiven. Dieses Buch ist die erste größere filmhistoriografische Publikation, die sich dem Thema aus einer umfänglichen Perspektive widmet und dabei exemplarische Werke aus über 100 Jahren gemeinsamer und geteilter deutscher Filmgeschichte analysiert.
Von der Antike bis in die Gegenwart wird erzählerisches Handeln immer wieder durch bildhafte Ausdrücke veranschaulicht, die den Erzähler in logikwidrigem Kontakt mit der erzählten Welt darstellen und sich damit narratologisch als Metalepsen beschreiben lassen. Dieses Buch behandelt zwei sachlich entgegengesetzte, aber dennoch verwandte metaleptische Bilder des Erzählens: Im einen erscheint der Erzähler als anwesender Beobachter ("wir finden unseren Helden in x"), im anderen als unmittelbarer Urheber der Handlung ("wir haben unseren Helden nach x gebracht"). Beide Bilder werden anhand aussagekräftiger Beispiele von den Anfängen in der frühgriechischen Dichtung über Verwendungen in Mittelalter und Früher Neuzeit bis zu Weiterentwicklungen im modernen Roman verfolgt. Besonderes Augenmerk gilt dabei den impliziten Konzepten des Erzählens, die in den jeweiligen Verwendungen greifbar werden. Tatsächlich zeigen sich hinter den formalen Konstanten teils tiefgreifende Unterschiede, die einen Einblick in epochenspezifische Erzählverständnisse ermöglichen. Damit leistet das Buch nicht nur einen Beitrag zu einer Geschichte abendländischen Erzählens, sondern führt exemplarisch den Nutzen der Diachronen Narratologie vor Augen.
Im Jahr 2011 haben die Arbeiten an der Editio Critica Maior der Apokalypse begonnen, in deren Rahmen die vorliegende Studie entstanden und zu verorten ist. Die jüngere Textforschung ist zu der Überzeugung gekommen, dass der gegenwärtige Text der Apokalypse und das bislang gültige Modell über die Textgeschichte nicht mehr überzeugen. Es stellt sich also die Frage nach einer neuen Darstellung der Apokalypse-Überlieferung mit den Mitteln der modernen Textkritik als Bezugsrahmen für die anstehenden Textentscheidungen. Die vorgelegte Untersuchung stellt sich dieser Herausforderung und entwickelt auf der Basis von "Text-und-Textwert" und unter Berücksichtigung der Methodik der kohärenzbasierten genealogischen Methode (CBGM) ein innovatives überlieferungsgeschichtliches Modell der Apokalypse, das in bewusster Auseinandersetzung mit den Studien von Josef Schmid steht. Es wird die These vertreten, dass sich die Überlieferung der Apokalypse aus einer kontinuierlichen Entwicklung von frühen und späten Textzuständen erklärt und nicht auf der Ausbildung von vier abgrenzbaren Texttypen beruht. Damit liegt ein alternatives textgeschichtliches Erklärungsmodell für die Apokalypse vor, auf das künftige Forschungen fruchtbringend aufbauen können.
Mit der Digitalisierung erfährt der Literaturbetrieb der Gegenwart einen massiven Wandel. Autor*innen schaffen mithilfe der sozialen Medien zusätzliche Kommunikations- und Inszenierungsräume - mit der Konsequenz, dass sich die Literaturwissenschaft in ihrer klassischen Terminologie herausgefordert sieht. Der Sammelband setzt sich zum Ziel, diese Auswirkungen der sozialen Medien auf die Gegenwartsliteratur zu erforschen. Er geht von der Beobachtung aus, dass das Experimentieren mit den ästhetischen Möglichkeiten sozialer Medien vor allem im Bereich der Popliteratur stattfindet, die gegenwärtig eine dritte Konjunkturwelle erlebt. Ob die Literarisierung von SMS- und E-Mail-Messages oder Chatprotokollen einschließlich ihrer Codes der Emojis, GIFs, Memes im zeitgenössischen Pop-Roman, ob Twitter-Literatur, Poetry Bots oder Instagram-Feeds auf den Social-Media-Kanälen: als Pop 3.0 ist die digitale ,Kultur der Masse' in der Gegenwartsliteratur angekommen. https://www.degruyter.com/publishing/publikationen/openaccess/open-access-buecher/open-access-transformationspakete?lang=de
Als popkulturelles Medium bieten gerade Comics vielfältige Perspektiven auf zeitgenössische und historische Familienkonzepte und -metaphern. Die interdisziplinären Beiträge der Publikation reflektieren kritisch, welche medienspezifischen narrativen, (produktions-)ästhetischen und/oder pädagogischen Potentiale und Funktionen Comics aufweisen, um un/gewöhnliche Familienkonzepte und -strukturen in Text und Bild zu de/konstruieren.
In Literatur und Film der Gegenwart sind intermediale Bezüge, welche über die eigene Medialität und diejenige anderer Medien reflektieren, weit verbreitet. Diese vermehrte Reflexion gründet nicht nur in einer postmodernen Lust am Spiel, sondern auch in einer prekären Situation: Die Buchbranche steckt in einer tiefen Krise und das Kinosterben wurde durch Corona nur noch verstärkt. Angesichts der harten Medienkonkurrenz durch Internet und digitales Fernsehen reflektieren die beiden älteren und in gleicher Weise bedrohten Medien, Literatur und Kinofilm, in wechselseitiger Bespiegelung vermehrt ihre Potentiale und Grenzen. Romane der Gegenwartsliteratur wie Christian Krachts Imperium oder Die Toten, Benjamin Steins Replay oder Thomas von Steinäckers Geister nehmen Bezug auf das Medium Film, und Filme nach 2000 wie Finding Forrester, Stranger Than Fiction oder Atonement beziehen sich metafiktional auf das Medium Literatur und eröffnen damit intermediale Reflexionsräume zwischen Literatur und Film. Der Band untersucht Formen und Funktionen dieser gehäuft auftretenden intermedialen Reflexivität zwischen Literatur und Film angesichts des digitalen Umbruchs.
African slaves were brought into Brazil as early as 1530, with abolition in 1888. During those three centuries, Brazil received 4,000,000 Africans, over four times as many as any other American destination. Comparatively speaking, Brazil received 40% of the total number of Africans brought to the Americas, while the US received approximately 10%. Due to this huge influx of Africans, today Brazil's African-descended population is larger than the population of most African countries. Therefore, it is no surprise that Slavery Studies are one of the most consolidated fields in Brazilian historiography. In the last decades, a number of discussions have flourished on issues such as slave agency, slavery and law, slavery and capitalism, slave families, demography of slavery, transatlantic slave trade, abolition etc. In addition to these more consolidated fields, current research has focused on illegal enslavement, global perspectives on slavery and the slave trade, slavery and gender, the engagement of different social groups in the abolitionist movement or Atlantic connections. Taking into consideration these new trends of Brazilian slavery studies, this volume of collected articles gives leading scholars the chance to present their research to a broader academic community. Thus, the interested reader get to know in more detail these current trends in Brazilian historiography on slavery.
Die synthetische Biologie versucht sich gegenwärtig am Re-Design ganzer Gattungen, arbeitet an der resurrectio längst ausgestorbener Arten zum Schutz kollabierender Ökosysteme und greift mittels CRISPR gezielt in die menschliche Keimbahn ein.Für eine Kritik dieser prometheischen Biologie verbindet Martin Müller Ansätze aus Medien- und Kulturwissenschaft mit Designtheorie und Wissensgeschichte. Seine Genealogie der Zoëpolitik ist gleichsam eine neue Macht- und Lebenstheorie. Sie beschreibt einen >Willen zum Lebenmachenmolekularen Revolution< im 20. Jahrhundert und heute im Auftauchen der synthetischen Biologie, welche die planetarische Natur und das biologische Leben in Gänze als ein Interventionsfeld ingenieurtechnischer Kalküle begreift. Erste historisch-kritische Monografie über synthetische Biologie und CRISPR Neue Macht- und Lebenstheorie
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