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Beethovens 32 Klaviersonaten hat Hans von Bülow als das "Neue Testament der Musik" bezeichnet. Die zweibändige Henle-Komplettausgabe (HN 32 und HN 34) wird seit ihrem Erscheinen von Fachleuten als zuverlässigste Urtextausgabe eingeschätzt und gehört in die Bibliothek eines jeden Pianisten. Ihr Inhalt umfasst einen unerschöpflichen Reichtum an pianistisch-musikalischen Höhenflügen, überwiegend technisch sehr anspruchsvolle Werke von größtem Bekanntheitsgrad - etwa die Sonaten "Pathétique", "Mondschein", "Sturm", "Waldstein", "Appassionata" und "Hammerklavier", darunter aber auch Werke in einfacherem Schwierigkeitsgrad. HN 32 und HN 34 enthalten die hochgeschätzten Fingersatzbezeichnungen von Conrad Hansen. Für all jene, die Urtext ohne solche Bezeichnungen wünschen, bietet der Henle-Verlag nun die fingersatzlosen HN 1032 und HN 1034.
Als Günter Henle seinen Urtextverlag im Jahre 1948 gründete, eröffnete er den Katalog mit der zweibändigen Ausgabe der 18 Klaviersonaten Mozarts (HN 1 und HN 2). Unverändert zählen diese Sonaten zum Kernrepertoire aller Pianisten. Beide Bände wurden im Laufe der Jahrzehnte mehrfach überarbeitet, so dass der G. Henle Verlag stets den Notentext auf dem aktuellen Stand der Forschung bietet. Die jüngste Aktualisierung betrifft KV 331 ("Alla turca", aus Band II) und stammt aus dem Jahr 2015. Vorwort und Kritischer Bericht der Herausgeber geben über alle Quellen und Textfragen ausführlich Auskunft. HN 1 und HN 2 enthalten Fingersätze. Beide Bände liegen nun zusätzlich hiermit ohne Fingersatz vor - für all jene Pianisten, die sich ihren eigenen Zugang zu Mozarts Klavier-Kosmos erarbeiten möchten.
Im Jahr 1786 verfasste Haydn im Auftrag des Domherrn zu Cádiz Meditationsmusiken, die im Wechsel mit Lesungen der letzten Christusworte an Karfreitag vorgetragen werden sollten. Bereits im Frühjahr 1787 erschienen beim Wiener Verlag Artaria diese Orchesterfassung sowie ein Arrangement für Streichquartett (HN 851 und 9771). Knapp zehn Jahre später entstand zudem eine Oratorienfassung, die bei Henle als Studien-Edition (HN 9830) erhältlich ist. Die Fassung für "Clavicembalo o Forte Piano" richtete Haydn zwar nicht selbst ein, er erhielt jedoch Korrekturfahnen und lobte den Klavierauszug als "sehr gut und mit besonderem Fleiss abgefasst". Das ausdrucksstarke Werk eignet sich übrigens auch hervorragend für die Ausführung auf der Orgel.?
Von Pianisten gerne als "Dante-Sonate" bezeichnet, ist das Schlussstück aus dem 2. Band der "Années de Pèlerinage" (HN 174) nun endlich auch einzeln erhältlich. Im Jahr 1839, unter dem Eindruck von Dantes "Göttlicher Komödie", hatte Liszt die Arbeit an einem "fragment dantesque" aufgenommen. Später fügte er das Werk in überarbeiteter Form in den Band "Italien" seiner "Années de Pèlerinage" ein. Die einsätzige Sonate geht auf die Abteilung "Inferno" aus Dantes Dichtung zurück. Sie beschreibt effektvoll den wilden Ritt der Seele zur Hölle, der schließlich mit einigen versöhnlichen Akkorden in einer Art Verklärung endet - eines der herausragenden Beispiele von Liszts technischer Raffinesse und Klangkultur.?
Variationen über ein beliebtes Thema, meist zeitgenössischen Opern entnommen, waren Ende des 18. Jahrhunderts äußerst populär. Auch der junge Beethoven trug einiges zu diesem Genre bei. Ein konkreter Anlass für die Komposition der drei Variationszyklen für Violoncello und Klavier - sie verarbeiten zwei Themen aus Mozarts "Zauberflöte" und eines aus Händels Oratorium "Judas Maccabäus" - ist nicht bekannt. An der Anzahl der zeitgenössischen Nachdrucke lässt sich aber ablesen, dass sie sich von Anfang an hoher Beliebtheit erfreuten. Unsere Revision beruht auf neuen Erkenntnissen aus dem Kritischen Bericht der Beethoven-Gesamtausgabe (erschienen 2008).
Johann Kuhnau, Vorgänger Johann Sebastian Bachs im Amt des Thomaskantors in Leipzig, hinterließ ein großes ¿uvre, darunter zentrale Werke für Tasteninstrumente. Erstmals erscheinen nun sämtliche dieser Werke in einem Band. Peter Wollny, Spezialist für alte Musik, betreut den Band wissenschaftlich. Heute nicht mehr gebräuchliche Verzierungen werden erläutert, sodass insbesondere Musiker, die auf dem modernen Klavier oder Flügel zu Hause sind, ihre Berührungsängste mit dieser Musik verlieren und sich auf spannende Entdeckungsreisen begeben können.
In enger Nachbarschaft zu den beiden Klavierkonzerten A-dur (KV 488) und c-moll (KV 491) entstand dieses Rondo, das in seinem Verlauf ein Thema aus dem 3. Satz des g-moll-Klavierquartetts (KV 478) aufgreift und weiterspinnt. Trotz seines beträchtlichen Umfangs und seines musikalischen Gewichtes ist dieses Werk offenbar nicht zu Mozarts Lebzeiten im Druck erschienen. Auch die Widmung "Pour Mad:selle Charlotte de W..." (der Rest ist unleserlich) gibt Rätsel auf. Welche Dame auch immer Mozart dabei im Sinne hatte - heute zählt dieses Rondo zu seinen beliebtesten und meistgespielten Klavierwerken. Unsere Einzelausgabe basiert auf dem Notentext des zum Mozart-Jahr 2006 revidierten Gesamtbandes seiner Klavierstücke (HN 22).?
Obwohl Schumann in seiner Jugend einige Zeit Cello-Unterricht erhalten hatte, begann er erst in seinen späten Jahren für Violoncello zu komponieren. Neben dem Cellokonzert blieben nur seine fünf Stücke op. 102 als Originalwerk für dieses Instrument erhalten. Clara äußerte sich begeistert dazu: "Es sind dies Stücke im Volkston und von einer Frische und Originalität, daß ich ganz entzückt war." In der "Neuen Zeitschrift für Musik" war zu lesen: "Es erheischen diese Stücke weniger einen virtuosen als gewiegten Spieler, der mit Ton und Bedeutung auf seinem Instrumente sprechen kann." In bester Urtext-Qualität empfiehlt sich unsere Ausgabe ganz besonders für Unterricht und häusliches Musizieren.
Diese acht hochromantischen Stücke komponierte Max Bruch für seinen Sohn Max Felix, einen begabten Klarinettisten. Um dem Werk eine größere Verbreitung zu ermöglichen, arrangierte Bruch die Klarinettenstimme für Violine und die Bratschenstimme für Violoncello. Wir legen unserer Ausgabe diese beiden Stimmen sowie eine alternative Klarinettenstimme in B bei, und laden damit zu verschiedenen Besetzungskombinationen ein. Zudem sind alle acht Stücke hiermit erstmals als Urtextausgabe und überdies in einem Band erhältlich!?
Die Inspiration zu seinem Klavierzyklus "Gaspard de la nuit" erhielt Ravel durch eine Sammlung von Prosagedichten des französischen Romantikers Aloysius Bertrand. Im Gegensatz zu früheren Werken zeichnet er hier nicht nur ein Stimmungsbild der literarischen Vorlage - auf faszinierende Weise erzählt er die schauerlich-grotesken Szenerien mit musikalischen Mitteln nach. Seine "drei romantischen Gedichte von transzendenter Virtuosität" sollten Balakirevs "Islamey" - das damals als unspielbar galt - an technischem Raffinement noch übertreffen. Unsere Ausgabe bietet nicht nur lupenreinen Urtext im übersichtlichen, vergrößerten Format: Jedem Teil ist das zugehörige Gedicht Bertrands dreisprachig vorangestellt.?
Eine einzige seiner Klaviersonaten bearbeitete Beethoven für eine alternative Besetzung: Von der Sonate op. 14 Nr. 1 existiert eine eigenhändige Übertragung für Streichquartett (sie ist im Anhang unserer Ausgabe der Streichquartette op. 18, HN 139/9139, wiedergegeben). Mit diesem Arrangement wollte sich Beethoven ausdrücklich vor fremden Bearbeitungen schützen. Umso mehr Sorgfalt verwandte er auf diese Arbeit; so versah er sie z. B. mit minutiösen Angaben zu Dynamik und Artikulation. Der renommierte Pianist Murray Perahia, der als Mitherausgeber für diese Neuedition der Beethoven-Sonaten gewonnen werden konnte, berücksichtigt bei der Revision auch diese Quelle und steuert darüber hinaus eigene Fingersätze bei.?
Im Jahre 1849 beschenkte Schumann drei Blasinstrumente mit Kammermusikwerken: die Klarinette mit "Drei Fantasiestücken" op. 73, das Horn mit dem "Adagio und Allegro" op. 70 sowie die Oboe mit den hier vorliegenden "Drei Romanzen" op. 94. Doch die "Drei Romanzen" op. 94 für Oboe kamen seinerzeit auch jeweils mit einer Solostimme für Violine und Klarinette auf den Markt. Violinisten sind sicher erfreut darüber, dass der G. Henle Verlag der Idee der Alternativbesetzung folgt. Das Manuskript, das Robert seiner Frau Clara 1849 als Weihnachtsgeschenk überreichte, ist nicht erhalten. Dafür konnten für die Urtext-Ausgabe autographe Entwürfe herangezogen werden, die so manche Unstimmigkeit der Erstausgabe von 1851 richtigstellen.
Schon von den Zeitgenossen mit Begeisterung aufgenommen, ist Brahms' einziges Violinkonzert noch heute ein zentrales Repertoirestück. Es gibt Zeugnis von Brahms' fruchtbarer Zusammenarbeit mit Joseph Joachim, der eine eigene Kadenz beisteuerte. Der originale und pianistisch äußerst anspruchsvolle Klavierauszug des Komponisten wurde für unsere Ausgabe von Johannes Umbreit behutsam erleichtert. Basierend auf dem Notentext der Neuen Brahms-Gesamtausgabe, enthält diese Urtextausgabe im Anhang eine in praktischen Ausgaben bisher unveröffentlichte Variante der Joachim-Kadenz. Neben den originalen Bezeichnungen Joachims bietet sie außerdem Fingersatzvorschläge von Frank Peter Zimmermann.?
Mit den Nummern 2 und 6 machen wir nun den Anfang: Sämtliche "Ungarischen Rhapsodien" Franz Liszts, diese genialen Klavierexzesse und Lieblinge jedes Virtuosen, stehen auf der Planungsliste der kommenden Jahre. Die ungarische Volksmusik war für Liszt zeitlebens eine Quelle der Inspiration. Berühmtestes Beispiel sind eben jene "Rhapsodies hongroises" für Klavier, die den charakteristischen Synkopen-Rhythmus der Puszta-Melodien und das feurige Temperament des Csardas in der ganzen Welt bekannt machten. Die Beliebtheit dieser pianistisch sehr anspruchsvollen Kabinettstücke drückt sich in zahllosen Bearbeitungen aus, bis hin zu Übertragungen für Orchester.?
Dieses Klavierwerk, in dem Liszt auf fünf verschiedene volkstümliche Themen zurückgreift, ist sicherlich eine seiner raffiniertesten Ungarischen Rhapsodien. Sie bietet ein einzigartiges Gemisch aus Melancholie, glitzernder Tastenakrobatik und stürmisch-mitreißendem Tanz. Die Joseph Joachim gewidmete Rhapsodie war so populär, dass sie schon bald nach ihrem Erscheinen umgearbeitet wurde und zwar für Violine und Klavier, für Klavier zu vier Händen und für Orchester. Wir legen jetzt das Original in bewährter Urtextqualität vor. Wie bei allen bisher erschienenen Rhapsodien begleitet auch hier ein Vorwort der Budapester Liszt-Forscherin Mária Eckhardt den Notentext.?
"An manchen Stellen wird es sein wie ein ernstes Lied, an anderen wie ein fröhlicher Tanz ..." - mit diesen Worten beschrieb Dvorák im Jahre 1890 einem Freund das Werk, an dem er gerade arbeitete. Tatsächlich bezeichnet "Dumka" (Mehrzahl "Dumky") eine slawische Tanzform mit auffälligem Wechsel zwischen melancholischen und tänzerisch-ausgelassenen Abschnitten. Immer wieder taucht die Dumka im Kammermusikwerk Dvoráks auf; jedoch stets nur als einzelner Satz. Die ungewöhnliche Form dieses Klaviertrios - es reiht sechs "Dumky" aneinander, jede mit sehr eigenwilligem Charakter und großer Ausdruckskraft - macht es zu einem der beliebtesten Werke des tschechischen Meisters.?
Laut eigenhändigem Verzeichnis wurde KV 491, neben KV 466 das einzige Klavierkonzert Mozarts in einer Molltonart, am 24. März 1786 vollendet. Wahrscheinlich bereits zwei Wochen später fand im Rahmen einer Akademie im Wiener Burgtheater die Uraufführung statt. Unter welch gewaltigem Zeitdruck Mozart zur Zeit der Komposition stand, verrät nicht zuletzt die teils flüchtige, teils mehrfach korrigierte Niederschrift des Autographs. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben gibt unsere Edition immer die jeweils letztgültige Fassung der Mozart'schen Handschrift wieder. Den Klavierauszug unserer Ausgabe fertigte der weltberühmte Pianist András Schiff an, dem wir bereits die Auszüge zu den Konzerten KV 453, 467, 488 und 503 verdanken (HN 765, 766, 767 und 825). Auch die Fingersätze des Soloparts, die Kadenzen und Eingänge stammen aus seiner Feder.
Als Liszt die Leitung der Weimarer Hofoper antrat, setzte er sich intensiv mit Goethes Werk auseinander. Besonders das Faust-Thema fesselte ihn. Nikolaus Lenaus 24 Szenen umfassende Dichtung "Faust" nahm er zur Vorlage für sein zweiteiliges Orchesterwerk "Episoden aus Lenau's Faust". Den zweiten, zunächst für Klavier solo komponierten Teil, einen wilden, sich fast ins Delirium steigernden "Tanz in der Dorfschenke", überschrieb er mit "Mephistowalzer". Die Klavierkomposition ging schon bald eigenständig um die Welt und gilt bis heute als Inbegriff eines hochvirtuosen Bravourstückes. Im Anhang geben wir erstmals eine von Liszt gekürzte und vereinfachte Fassung des Stücks wieder.?
Seit Mozart die Klarinette 1778 in Mannheim kennen gelernt hatte, liebte er den warmen und ausdrucksvollen Klang dieses Instruments. Seiner Freundschaft zu Anton Stadler, Klarinettist des k. u. k. Hoforchesters zu Wien, verdanken wir heute neben dem Klarinettenkonzert KV 622 dieses Quintett aller Quintette, das zwei Jahre vor Mozarts Tod entstand. Wie fast alle Klarinettenwerke Mozarts wurde wohl auch dieses Quintett ursprünglich für Bassettklarinette geschrieben. Es sind allerdings nur zwei postume Drucke überliefert, die jeweils die A-Klarinette vorsehen; diese Quellen bilden das Fundament unserer Ausgabe. - Als kleine Zugabe finden interessierte Spieler im Anhang das Fragment eines Allegros in B-dur für die gleiche Besetzung.?
"Man schließt die Augen und es schwindelt einem vor lauter Einfallsreichtum der Musik." Kein Geringerer als Claude Debussy äußerte sich derart enthusiastisch über Albéniz, den Mitbegründer des spanischen Nationalstils. Die "Suite espagnole" für Klavier ist sicher dessen populärste Komposition. Sie spiegelt kaleidoskopartig die Rhythmen und Melodien verschiedener Regionen Spaniens - mit dem letzten Stück ist sogar Kuba vertreten. Und auch das beliebte "Asturias" wurde in die Sammlung aufgenommen. Nach "Iberia" und den "Chants d'Espagne" setzen wir damit unser viel beachtetes Engagement für Klavierwerke von Albéniz fort.?
Piattis Dodici Capricci op. 25 gehören zum Pflichtprogramm des fortgeschrittenen Cellisten. Sir Yehudi Menuhin nennt sie in einem Atemzug mit den Bachschen Suiten. Henle legt nun die erste Urtextausgabe des Werkes überhaupt vor, informiert über Quellen und Lesarten und kann dank Klapptafeltechnik einige bislang unbefriedigende Wendestellen erfolgreich umschiffen.?
Liszts Funérailles, ein groß angelegter virtuoser Trauermarsch, hat seinen Stammplatz im Repertoire der großen Pianisten und bleibt dennoch auch in der Reichweite des begabten Amateurs. Diese Einzelausgabe aus dem Zyklus "Harmonies poétiques et religieuses" (Gesamtband bei Henle: HN 639) wird durch ein neues, auf Funérailles bezogenes Vorwort des Herausgebers eingeleitet. Am Ende des Heftes finden sich die Kritischen Bemerkungen zu den Quellen und zu den Besonderheiten des Notentextes.?
Ausgerechnet beim wichtigsten Probespiel-Stück für Bratschisten -- neben dem Konzert von Stamitz -- erweist sich die Quellenlage als kompliziert. Denn von Hoffmeisters Konzert ist lediglich eine zeitgenössische Handschrift bekannt, die von sehr vielen Eintragungsschichten überlagert ist. In dem vorliegenden Klavierauszug wird nun erstmals die älteste Textschicht der Quelle wiederhergestellt, um damit Hoffmeisters Intentionen möglichst nahe zu kommen. Ausführliche kritische Kommentare begleiten das wiederhergestellte Original. Und keine Geringere als Kim Kashkashian hat Fingersätze und Strichbezeichnungen beigesteuert!?
"Meine Komposizionen tragen mir viel ein, und ich kann sagen, daß ich mehr Bestellungen habe, als es fast möglich ist, daß ich machen kann", schrieb Beethoven 1801 an einen Freund. Kaum war seine "Mondscheinsonate" op. 27 Nr. 2 vollendet, notierte er bereits die ersten Skizzen für seine Sonate op. 28. Elemente der Hirtenmusik erinnern an die später entstandene 6. Symphonie, etwa der tänzerische Dreiertakt sowie Pedaltöne und Bassquinten, die eine Sackpfeife zu imitieren scheinen. Dieses ländliche Kolorit trug dem Werk den Beinamen "Sonate Pastorale" ein. Nach einer gründlichen Revision legen wir die Sonate erstmals auch in einer günstigen Einzelausgabe vor - die Fingersätze steuerte kein Geringerer als Murray Perahia bei.?
"Abends spielten wir Roberts Es dur Quartett ... und ich war wahrhaft entzückt wieder von diesem schönen Werke, das so jugendlich", so schwärmte Clara Schumann 1842. Vorbereitend hatte Schumann Streichquartette der Wiener Klassiker studiert. Im Quartett sind daher alle Stimmen betont kammermusikalisch gleichberechtigt und durchdringen sich zu einem famosen Ensemble. Wegen der verzweigten Quellenlage enthält unsere Urtextausgabe einen ausführlichen Kritischen Kommentar. Die Violoncellostimme kommt der Musizierpraxis durch eine Klapptafel besonders entgegen. Im "Kammermusikjahr" Schumanns entstanden das Klavierquartett und das Klavierquintett op. 44, die als "Schwesterwerke" bezeichnet werden. Wir veröffentlichten deshalb im "Schumann"-Jahr 2006 beide zugleich.?
Mit Ernest Chausson verzeichnet der Henle-Katalog ein weiteres Mal einen bedeutsamen "Neuzugang". Sein "Poème" für Violine und Orchester war in Anlehnung an eine Novelle des russischen Dichters Iwan Turgeniew zunächst als Symphonische Dichtung gedacht, entwickelte sich dann jedoch mehr und mehr zu einem konzertanten Charakterstück - nach Chausson "ein Stück in sehr freier Form mit zahlreichen Passagen, wo die Geige allein [spielt]". Dass Chausson dies hervorragend gelang, zeigt die stetig wachsende Beliebtheit des "Poème". Die Solostimme der nun erscheinenden Henle-Ausgabe wurde nach strengsten Urtextmaßstäben verfasst. Für den Klavierauszug stand gute Spielbarkeit im Vordergrund - das Begleiten geht also noch besser von der Hand.?
In einem Zeitraum von nur fünfzehn Jahren (1797 bis 1812) schrieb Beethoven zehn Sonaten für Violine und Klavier. Beeindruckend, wie er auch in dieser Gattung das Prinzip verfolgte, bei jedem einzelnen Werk immer ein neues Modell zu finden. In der Sonate A-dur op. 47, die hier erstmals einzeln veröffentlicht wird, eröffnet sich schon mit dem kadenzartigen Beginn durch die unbegleitete Violine und dem durchweg konzertant-virtuosen Stil eine neue Dimension der Gattung. Auf dem originalen Titelblatt hatte Beethoven passend vermerkt: "scritta in un stilo molto concertante quasi come d'un Concerto". Er widmete diese Sonate dem Pariser Violinisten Rodolphe Kreutzer, weshalb sie auch "Kreutzersonate" genannt wird. Die sorgfältige Urtextausgabe basiert auf dem Fragment des Autographs, der deutschen Originalausgabe, englischen Erstausgabe sowie einer bedeutsamen Abschrift aus der Werkstatt des Kopisten W. Schlemmer, die der G. Henle Verlag aufgefunden hat. Diese von Beethoven korrigierte Kopie diente als Stichvorlage für die Originalausgabe. Der Herausgeber und Beethoven-Forscher Sieghard Brandenburg betreute dasselbe Werk auch in der Beethoven-Gesamtausgabe. Sein Vorwort mit wichtigen Details zur Edition rundet die Ausgabe dieses Meisterwerks ab.
Liszts "Études d'exécution transcendante" gehören zweifellos zu den Höhepunkten virtuoser Klaviermusik. Ihre visionäre Tonsprache und ihr poetischer Ausdruck machen sie zugleich zu einem Meilenstein romantischen Komponierens. Dieser Zyklus von zwölf Etüden aus dem Jahr 1852 ist das Ergebnis einer eigenen Überarbeitung seiner bereits 1827 und 1839 erschienenen Sammlung. So dient als Hauptquelle der Edition ein Druckexemplar der früheren Version mit zahlreichen handschriftlichen Änderungen des Komponisten. Weniger etüdenhaft als vielmehr mit individueller Ausprägung wurden die einzeln betitelten Tondichtungen auch separat Bestandteil des Konzertrepertoires - darunter besonders bekannt "Harmonies du soir" und "Mazeppa".?
Griegs berühmtes Klavierkonzert erweist sich als musikeditorische Herausforderung. Das Werk war schon zu Lebzeiten des Komponisten so bekannt, dass es immer wieder - versehen mit gelegentlichen Revisionen Griegs - nachgedruckt werden musste. Ein ausführliches Vorwort bringt Licht ins Dunkel des Quellendickichts. Einar Steen-Nökleberg, der nicht zuletzt durch seine Einspielung des gesamten Griegschen Klavierwerks von sich reden machte, hat das Orchesterklavier behutsam spielgerecht überarbeitet.?
Franz Schuberts drei letzte Klaviersonaten sind alle im September 1828 entstanden - zwei Monate vor dem frühen Tod des Komponisten. Zu ihnen zählt neben den Sonaten in c-moll D 958 und in B-dur D 960 die Sonate in A-dur D 959, die hier in einer Einzelausgabe vorliegt. Für diese Urtextedition wurde vom Herausgeber neben dem vollständig ausgeführten Autograph auch eine frühere Kompositionsniederschrift Schuberts mit herangezogen. Wer den ganzen Schubert, seine blühende melodische Schönheit in ein einziges Werk konzentriert wünscht, sollte zur großen A-dur-Sonate D 959 greifen.
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