Bag om Parlando in Texten
Wie weit zeigen sich in aktuellen (schulischen) Texten gegenüber früher veränderte Schreibmuster? Hat sich im Schreiben junger Menschen ein neuer Schreibstil zu etablieren begonnen, und wenn ja: Was können die Gründe dafür sein? Auf solche Fragen werden hier Antworten entwickelt und zu begründen versucht. Ausgangspunkt sind Analyseergebnisse von Untersuchungen aktueller (schulischer) Texte von jungen Erwachsenen, die in ihrer Textstruktur eine Nähe zu (konzeptioneller) Mündlichkeit zeigen. Zur Kennzeichnung dieser Phänomene wird der aus der Musikwissenschaft entlehnte Begriff Parlando für die Linguistik übernommen. Ziel ist eine genauere Bestimmung der Parlando-Phänomene sowie deren Erklärung.
Empirische Basis dafür bildet einerseits eine Sammlung von aktuellen Abituriententexten, die im Rahmen des Zürcher 'Sprachfähigkeiten-Projekts' erstellt worden ist. Zum anderen konnte ein historisches Textkorpus von Abiturarbeiten aus dem Zeitraum von 1881-1991 zusammengestellt und untersucht werden, um möglichen Sprachwandelphänomenen auf die Spur zu kommen. In einem ersten Teil wird das Merkmalsbündel dokumentiert und gedeutet, das mit dem Begriff Parlando gefaßt wird. Das führt zum Ergebnis, in den Parlando-Phänomenen ein Indiz zu sehen für eine Veränderung kommunikativer Grundmuster in der Schriftlichkeit.
Der zweite Teil will Erklärungen für die beschriebenen Sprachwandelphänomene im Bereich der Schriftlichkeit beibringen. Dafür werden über die textlinguistischen Überlegungen des ersten Teils hinaus sprachtheoretische und sprachgeschichtliche, aber ebenso sozialwissenschaftliche und bildungstheoretische Perspektiven entfaltet. Als Ergebnis wird am Textmuster Parlando ein soziokommunikativer Sprachwandel sichtbar, der seine Ursachen in verändertem Kommunikationsbedarf sowie in gewandelten Kommunikationsbedingungen und -bedürfnissen hat.
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