Bag om Nemo beim Zahnarzt
Klappentext: Was wäre eigentlich, wenn die Tiere auf uns schauen könnten, auf ihre nächsten und doch so fernen Verwandten in der Kernfamilie der Evolution? Natürlich werden wir das nie wissen, sondern können nur die Tiere vermenschlichen und unsere eigenen Wünsche und Fürchte auf sie projizieren. Aber zumindest ein Gedankenexperiment kann man wagen, indem man die Perspektive einmal umkehrt. Moderne Fabeln lässt in der alten Form der Tierfabel bekannte Tierfiguren aus Film und Literatur zu Wort kommen; wir begegnen Nemo beim Zahnarzt, dem letzten Einhorn auf dem Ponyhof, Garfield im Restaurant. Ergänzt werden die Fabeln durch Essays zur Geschichte des jeweiligen Tiers in Kulturgeschichte, Philosophie und Literatur.
Aus dem Inhalt: Nemo beim Zahnarzt * Das Model und der Frosch * Kingkong und der Popstar * Garfield im Restaurant * Das Moorhuhn und der Bürojäger * Das letzte Einhorn auf dem Ponyhof * Dumbo beim Schönheitschirurg * Esel beim Psychotherapeuten * Kung Fu Panda und der Geheimagent * haekelschwein im Weltall * Furby und die Feministin * Paul der Krake beim Orakel * Nachwort * Homo sapiens im Streichelzoo
Aus dem Text: Immer machten sie sich über es lustig: über seine weiße Farbe, über seinen Katzenschwanz, vor allem aber über sein "komisches" Horn. Dabei war es doch so wunderschön gedreht und lief vorn ganz spitz zu, genau so, wie es sich gehörte für ein Einhorn! Und immer wieder erzählte es ihnen dann, dass es das letzte seiner Art sei und schon immer, von Urzeiten her, von grausamen Jägern verfolgt wurde, die es auf eben dieses "komische" Horn abgesehen hatten. Es könne nämlich Wunder tun, sein Horn; es heile alle Wunden, ja es könne sogar Tote zum Leben erwecken! Die Mädchen guckten nur ungläubig und kicherten. Wenn es aber hinzufügte, dass es freiwillig auf den Ponyhof gekommen sei, weil nur eine Jungfrau es zähmen könne, eine reine, unschuldige, von den Sünden und Lüsten der Welt noch nicht infizierte junge Frau - dann wurden sie gar frech und murmelten etwas von "alter Lüstling". Und eine ganz Schlaue sagte: Ich glaube dir kein Wort, du stehst gar nicht auf der Liste der bedrohten Tierarten! Es gibt kein Einhorn-Schutz-Siegel, keine Rettet-das-Einhorn-Kampagne, keinen Sticker mit Einhornprofil, gar nix! Du bist ein Monster, das bist du! Mein Pony ist viel schöner! Und dann zückten sie alle ihre (nun wirklich komischen) kleinen viereckigen Kästen, die sie immer bei sich trugen, richteten sie auf ihn (wie die Jäger früher ihre Bögen und Gewehre), murmelten etwas wie "Youtube" und "posten" und kicherten noch viel mehr. Das Leben ist wirklich kein Ponyhof, sagte das letzte Einhorn traurig, sprang über die Box und verschwand im Nebel jenseits des Reitstalls. *** Das Einhorn ist eines der ältesten Fabelwesen der Menschheit, und es gilt als das edelste, das beste, das schönste. Das verdankt es vor allem seinem magischen Horn. Ohne das imponierend lange, geradezu künstlerisch gedrehte Gebilde auf seiner Stirn wäre es einfach ein weißes Pferd, das seltsamerweise gespaltene Hufe hat, eine Art Löwenschwanz und Ansätze zu einem Ziegenbart. So zeigen es die frühen Abbildungen, sowohl in der Kunst als auch in naturgeschichtlichen Lehrbüchern wie dem Physiologus von altersher [...]
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