Bag om Extremfall Solo-Obduktion. Notbehelf, Dauerlösung, Zukunftsmodell?
Essay aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Medizin - Pathologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die klinische Sektion ist als ärztliche Tätigkeit definiert. Die Zahl der tatsächlich durchgeführten Obduktionen stagniert auf niedrigem Niveau, reicht aber (noch) einigermaßen für den Weg zum Facharzt aus. Im scheinbaren Gegensatz dazu wird es in Instituten für Pathologie stillschweigend praktiziert, dass nicht Ärzte, sondern erfahrene Präparatoren den kompletten makroskopisch-praktischen Teil der Sektion eigenverantwortlich ausführen.
Erste Erfahrungen deuten jedoch darauf hin, dass die Übertragung einer kompletten Autopsie auf eine einzelne Person mehr bedeutet, als die bloße Addition der bis dato ärztlichen Arbeitsschritte zu denen des Präparators. Die Eingangsthese lautet daher: Die gesamte Sektionsprozedur sowie ihr Ergebnis scheinen modifiziert zu werden in Abhängigkeit von der Zeitdauer, der Art und Weise (Intensität) sowie der Perspektive, mit der die beteiligten Akteure sich ihr jeweils widmen. Diese These wird bestätigt.
Die beschriebenen Besonderheiten einer Solo-Sektion verändern zumindest mittelfristig die Abläufe, verglichen mit der klassischen Arbeitsteilung. Ebenso beeinflussen der permanente Zeitdruck, die Folgen des Alleinarbeitens und die individuelle fachliche Herangehensweise eines Präparators an die Obduktion, deren Verlauf und Ergebnis. Denn während die klassische Sektionsprozedur geprägt wird durch das Primat der ärztlichen Sichtweise infolge der Arzt-Präparator-Hirarchie, den permanenten fachlichen Austausch zwischen den Akteuren und mehr verfügbare Zeit für jeden einzelnen Arbeitsschritt, so trifft für die Solo-Sektion eines Präparators jeweils das genaue Gegenteil zu. Dass diese Tatsachen bei einer hochkomplexen Prozedur wie der klinischen Obduktion deren Ergebnis beeinflussen müssen, kann nicht ernsthaft bestritten werden.
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