Bag om Klinische Psychiatrie II
Anämie eine delirante Psychose auf, dann habe das Gehirn direkt auf die Noxe reagiert; trete eine kataton anmutende oder depressive Psychose in Erscheinung, dann habe die Noxe eine bereitliegende schizophrene oder cyclothyme Ver­ anlagung "ausgeklinkt"; der Kranke sei gewissermaßen ein durch seine Blut­ krankheit erst manifest gewordener Cyclothymer oder Schizophrener. Daß diese Anschauung eine petitio principii enthält und revisionsbedürftig ist, scheint uns auf der Hand zu liegen. Wir wollen versuchen, diese Revision in den folgenden Abschnitten durchzuführen. Die Syndrome 1. Grundsätzliche Vorbemerkung Alle Untersucher seit BONHoEFFER sind sich darüber einig, daß die verschie­ denen Psychosyndrome, die wir im Laufe von Allgemeinerkrankungen beobachten können, niemals scharf gegen Nachbarsyndrome abzugrenzen seien; ein Zustands­ bild fließe in das andere über, indem Symptome aufgenommen werden, die einem anderen Syndrom angehören, bis allmählich etwa ein typisches Delir durch Zu­ nahme der inkohärenten Verworrenheit in ein amentielles Bild, dieses durch lang­ same Aufhellung bei einem hartnäckigen Persistieren der akustischen Hallu­ zinationen in eine Halluzinose übergegangen ist usw. Auch werden die einzelnen Bilder vielfach nicht einheitlich definiert, unterlaufen einem Begriffswandel, so daß sie bei dem einen Autor etwas anderes meinen, als beim anderen. Dieses Fließende der einzelnen Zustandsbilder wie auch ihre Abfolge läßt indessen gewisse Gesetzmäßigkeiten des zugrunde liegenden Prozesses erkennen oder erschließen. Es ist im Grunde eine schon kaum mehr erlaubte Abbreviation, zu sagen, es erkrankte einer an einer amentiellen Psychose: denn fast immer wurden andere Syndrome durchlaufen, sowohl in der Progredienz wie in der Restitution.
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