Bag om bogevischs buero - Jugendstilpark Haar
Die psychiatrische Heilanstalt in Haar übernahm bei ihrer Gründung 1905 die Idee der Reformarchitektur. Locker im Park verteilte Einzelhäuser sollten der Genesung dienen. Mit dieser Gartenstadtidee wurde ein riesiges Gelände mit über 100 Gebäuden erschlossen. Ein ländlicher Jugendstil prägte die Krankenstadt, die heute unter Denkmalschutz steht. Nach Ende des psychiatrischen Betriebs beschloss die Gemeinde, die Pracht ihrer Heilanstalt einer neuen lukrativen Nutzung zuzuführen. Der "Jugendstilpark" rund um die Kirche "Maria Sieben Schmerzen" wurde 2010 an zwei Bauträger verkauft, die das alte "Irrenhaus" in eine lebendige Parksiedlung verwandeln sollten. Neben dem Umbau des Bestands lag der Schwerpunkt in der Nachverdichtung.
Der Architekturwettbewerb 2012 suchte nach einem überzeugenden Verhältnis der Gegenwartsarchitektur zum historischen Stil. Bogevischs buero, die als Sieger gekürt wurden, entwickelten eine ausbalancierte Gestaltungsphilosophie von Annäherung und Distanz. In der lockeren Verteilung der Solitäre im Parkraum folgen die Neubaureale dem Geist der Pavillonarchitektur. Allerdings sind die neuen Wohnblöcke im Kontrast zum alten linearen Plan eher angeordnet wie ein Wurf aus dem Würfelbecher.
Auch die Fassadengestaltung nähert sich vorgefundenen Themen an, vermeidet aber zu buchstäbliche Anleihen. Motive wie Erker abgeschlossen mit Terrassen, Walmdächer und erhöhte Erdgeschosse werden aufgenommen. Doch im Gegensatz zur Auffassung des Jugendstils, Lebensgefühl durch dekorative Kunstfertigkeit auszudrücken, folgt das ruhige Erscheinungsbild des Neuen der Idee einer akzentuierten Reduktion.
Gemeinsames Anliegen, unterschiedlicher Charakter. So lassen sich die Eingriffe durchgängig lesen, die bogevischs buero mit dem rechten Gefühl für kulturhistorische Nachbarschaft in Haar unternommen hat.
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